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Für die Migros Ostschweiz und vor allem ihre Endkundinnen und -kunden, die im Laden täglich von ultrafrischer Ware profitieren wollen, ist eine zuverlässige Logistik entscheidend. Dafür setzt der orange Riese auf verschiedene Antriebstechnologien. Neu in die Flotte aufgenommen wurden bei der grössten Flottenerneuerung in der Geschichte der Regionalgenossenschaft jetzt 20 Biogas-LKW von Iveco.
Gleich 20 neue Iveco mit CNG-Antrieb und Schweizer Biogas im Tank sorgen in der Flotte der Migros Ostschweiz für mehr Nachhaltigkeit. Quelle: CNG-Mobility.ch
«Das Herz eines Logistikers schlägt höher, wenn man diese 20 wunderbar aufgereihten neuen LKW sieht», bringt es Sandro Feltscher, Leiter Logistik/Informatik und Mitglied der Geschäftsleitung der Migros Ostschweiz, auf den Punkt – und blickt auf die verschiedenen Iveco-Modelle mit Aufbauten der GK Grünenfelder aus Kriessern SG. All diese LKW haben CNG-Antrieb. Dies ist die grösste Flottenerneuerung in der Geschichte der Migros Ostschweiz. 75 LKW besitzt die Regionalgenossenschaft, um ihre 115 Filialen des Schweizer Detailhändlers ab der Betriebszentrale in Gossau SG täglich mit frischen Produkten zu versorgen. 19’000 Kilometer spulen die Trucks dabei ab und liefern rund 8800 Paletten an die Supermärkte zwischen Graubünden und Schaffhausen – täglich! Nun ist ein Drittel dieser Flotte per sofort fossilfrei unterwegs.
Sandro Feltscher, Leiter Logistik/Informatik und Mitglied der Geschäftsleitung der Migros Ostschweiz, bei der Ansprache zur offiziellen Flottenübergabe. Quelle: CNG-Mobility.ch
Bislang hatte die Migros Ostschweiz Dieselfahrzeuge, zwei Wasserstoff-LKW, den kombinierten Verkehr per Bahn ins Engadin und drei CNG-LKW mit Schweizer Biogas im Tank im Einsatz. Nun wird die CNG-Flotte massiv aufgestockt. Acht CNG-Sattelschlepper mit 460 PS und spoilerintegrierter Kabine, zehn CNG-Lastwagen mit Kühlaufbauten, 400 PS und reduzierter Kabinengrösse sowie zwei CNG-Wechselpritschen-Fahrzeuge mit 460 PS – alle vom italienischen Hersteller Iveco – stossen zur Flotte. Die Fahrzeuge wurden mit jeweils zwei CNG-Tank-Paketen à 526 Liter bestückt, was eine Reichweite von rund 450 Kilometern ermöglicht. «Wir sind überzeugt, dass fossilfreie Antriebe die Zukunft sind, und haben mit unseren bestehenden Biogas-LKW gute Erfahrungen gemacht. Deshalb haben wir uns für diese Technologie entschieden», erklärt Daniel Balmer, Leiter Transportlogistik der Migros Ostschweiz. Mit den neuen Biogas-LKW kann die Migros Ostschweiz nun rund 40 Prozent ihrer Gesamtkilometer fossilfrei fahren.
Riccardo Virga, Managing Director Iveco (Schweiz) AG (links), übergibt den symbolischen Schlüssel für die neuen Biogas-Ivecos an Daniel Balmer, Leiter Transportlogistik der Migros Ostschweiz. Quelle: CNG-Mobility.ch
«Wir sind stolz, diesen wichtigen Meilenstein mit unseren Fahrzeugen zu begleiten», ergänzt Riccardo Virga, Managing Director Iveco (Schweiz) AG – und zückt sein Smartphone, um den ersten CNG-Iveco, der nach dem offiziellen Fotoshooting losfährt, zu filmen. «Sie sind nicht nur umweltfreundlich, sondern bieten auch Vorteile in Bezug auf die Wirtschaftlichkeit. Mit dem Iveco S-Way Natural Gas bieten wir eine Lösung, um einen relevanten Beitrag zur Dekarbonisierung zu leisten», betont er. Virga weist zudem darauf hin, dass unweit von der Migros-Betriebszentrale im thurgauischen Arbon bei der FPT-Motorenforschung bereits an der nächsten Generation Iveco-Verbrenner gearbeitet wird. «Dieser neue Multi-Fuel-Basismotor ist für Diesel, CNG/Biogas, Wasserstoff und weitere erneuerbare Treibstoffe ausgelegt. Wir betreiben diesen Aufwand im Forschungs- und Entwicklungszentrum von FPT Industrial, weil wir etwas für die nachhaltige Zukunft tun wollen.»
Riccardo Virga, Managing Director Iveco (Schweiz) AG, zückt das Smartphone und filmt den Biogas-Iveco in Action. Quelle: CNG-Mobility.ch
Nachhaltigkeit ist für Daniel Balmer von der Migros Ostschweiz schon immer wichtig. «Verantwortungsvolles und nachhaltiges Handeln ist Bestandteil unserer Unternehmensphilosophie. Mensch und Umwelt stehen bei der Migros im Mittelpunkt. Die Migros unternimmt viel, um einen nachhaltigen Konsum zu fördern, die Umwelt zu schützen und gegenüber Gesellschaft und Mitarbeitenden sozial und vorbildlich zu handeln», erläutert der erfahrene Logistiker. Für die vorbildliche Nachhaltigkeitsstrategie, die man auch kurz mit «Vermeiden, verlagern, verbessern» zusammenfassen könnte, hat die Migros Ostschweiz daher bereits 2020 den «Eco Performance Award», Europas führenden Preis für Nachhaltigkeit im gewerblichen Strassengüterverkehr, erhalten. Denn für Balmer ist der umweltschonendste Kilometer derjenige, der gar nicht erst gefahren wird.
Daniel Balmer, Leiter Transportlogistik der Migros Ostschweiz, verrät, wieso für ihn die Zuverlässigkeit eines Transports so wichtig ist und warum er seine Flotte um 20 Iveco-LKW mit CNG-Antrieb und Schweizer Biogas im Tank erweiterte. Quelle: CNG-Mobility.ch
Doch wieso stockt er, während andere Transporteure und Spediteure auf E-LKW oder Wasserstoff setzen, seine Flotte nun mit CNG-Lastwagen auf und setzt auf Schweizer Biogas? «Für mich kommt ein zuverlässiger und stabiler Betrieb an erster Stelle. Wir müssen unsere Filialen stets versorgen können», erläutert er. «Ein LKW ist für uns ein Arbeitsinstrument und muss in unsere Supply-Chain-Prozesse eingebunden werden. Es kann nicht sein, dass wir unsere Prozesse an die Antriebstechnologie anpassen müssen», so Balmer. Zudem müsse der nachhaltige Transport auch wirtschaftlich sein. All diese Kriterien sprächen aktuell für LKW mit Schweizer Biogas im Tank. Dieses stammt getreu dem Migros-Motto «Aus der Region. Für die Region.» übrigens von den St.Galler Stadtwerken. Für den Logistik-Profi ist aber auch klar, dass es aktuell noch nie so einfach war, einen falschen Flottenentscheid zu fällen. Balmer fügt an, dass er all diejenigen bewundere, die in einem Umfeld mit sich verändernden Rahmenbedingungen den Mut hätten, nur auf eine Technologie zu setzen. «Diesen Mut hätte ich nicht», räumt der 63-Jährige ein, der 44 Jahre Erfahrung im Logistik- und Transport-Bereich hat.
Imposant: Alle neuen Lastwagen und Sattelschlepper mit CNG-Antrieb feinsäuberlich aufgereiht fürs offizielle Foto. Quelle: CNG-Mobility.ch
Wäre Wasserstoff für die Migros Ostschweiz keine Option? Schliesslich gibt’s in Gossau und St.Gallen und damit in unmittelbarerer Nähe zum Logistikzentrum in Gossau SG sogar zwei H2-Tankstellen. «Diese Technologie haben wir ebenfalls im Einsatz. Bislang war der Hyundai Xcient Fuel Cell als Lastwagen mit einer aufhebbaren und lenkbaren Hinterachse sowie mit Trocken- oder Kühlkoffer erhältlich. Aber wir brauchen auch Sattelschlepper für unsere Einsätze, die gab es bislang nicht. Doch nun bringen mit Scania und Iveco zwei weitere Marken Wasserstoff-LKW auf den Markt, und wir behalten die Entwicklung natürlich im Auge», verrät Balmer. «Der Multitechnologie-Ansatz ist für uns enorm wichtig, schliesslich definiert stets die Aufgabe die Antriebsart. Daher setzen wir bewusst auf eine breite Antriebspalette und werden auch am Diesel festhalten», so der Leiter Transportlogistik Migros Ostschweiz.
Philippe Köppel, CEO der GK Grünenfelder AG und verantwortlich für den Aufbau der Fahrzeuge (links), überreicht Philipp Jung, Leiter Fahrzeugpark der Migros Ostschweiz ein Bild zur Erinnerung. Quelle: CNG-Mobility.ch
«Wichtig ist uns dabei – wie nun auch bei den 20 neuen Iveco mit CNG-Antrieb: Egal mit welchem Antrieb wir unterwegs sind, wenn möglich nutzen wir immer biogene Treibstoffe. Das heisst Schweizer Biogas, grünen H2 oder eben auch grünen Diesel, sprich Biodiesel/HVO.» Doch wie sieht es aktuell mit der Tanksituation bei Biogas aus? In gewissen Regionen wie Bern oder Freiburg werden von lokalen Gasanbietern gerade CNG-/Biogas-Tankstellen dicht gemacht. Ist das kein Risiko? «Wir in der Ostschweiz sind hier noch in einer komfortablen Situation. Zudem setzen wir uns aktiv dafür ein, dass die für uns wichtige CNG-Tankstellen in Betrieb gehalten werden. Unsere 20 Biogas-Iveco werden bis 2035 in Einsatz stehen, da brauchen wir diese Sicherheit.» Da bezüglich verschiedener Rahmenbedingungen, etwa dem noch in der Vernehmlassung befindlichen CO2-Gesetz oder auch der Entwicklung des Biogas-Preises, noch Unsicherheiten herrschen, hat die Migros Ostschweiz beispielsweise einen Flottenbeschaffungs-Entscheid für 2025 vorerst um ein Jahr verschoben. Daniel Balmer macht keinen Hehl daraus, dass es ihn schmerzt, dass seine CNG-LKW, die dank Schweizer Biogas im Tank nahezu klimaneutral zehntausende von Kilometern täglich abspulen, nicht wie Stromer oder H2-Fahrzeuge von einer Befreiung der leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe (LSVA) profitieren. Dies, obwohl 2021 ein Parlamentsentschlusses für eine technologieoffenere LSVA-Beurteilung gefällt wurde. «Gleichzeitig ist dies nicht die Aufgabe der LSVA», so Daniel Balmer, schliesslich sei sie für die Infrastruktur-Finanzierung entscheidend und nicht für die die Förderung von umweltfreundlichen Antriebsformen. «Da braucht es andere Massnahmen, welche wir zurzeit noch nicht spüren.»
Einer der neuen Biogas-LKW von Iveco auf dem Weg zu einem Einsatz für die Migros Ostschweiz. Quelle: CNG-Mobility.ch
Für Daniel Balmer ist es nicht die Antriebsart allein, die den Ausschlag gibt, sondern das Gesamtsystem, das funktionieren muss und idealerweise möglichst nachhaltig ist. So kommt er dem grossen Ziel, bis 2030 den CO2-Austoss gegenüber 2019 um 70 Prozent zu senken, Schritt für Schritt näher. Oder eben auch Kilometer für Kilometer, die seine Flotte an Biogas-LKW nahezu CO2-neutral zurücklegt. Und wie bei den bisherigen Biogas-LKW, die beispielsweise Biotta-Säfte vom Hersteller ins Migros-Verteilzentrum bringen, denkt er dabei auch über weitere Transport-Kooperationen nach, um Leerfahrten zu vermeiden – Kreislaufwirtschaft 2.0 sozusagen, wie sie noch viel häufiger umgesetzt werden sollte. (jas, 16. August 2024)