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Daniel Schwarz unterwegs am Steuer seines CNG-Volkswagens. Quelle: CNG-Mobility.ch
Herr Schwarz, Sie haben mit Ihrem VW Passat Eco Fuel fast 137’000 km abgespult und mit ihrem jetzigen VW Golf Variant TGI bereits wieder 165’000 km. Welche Erfahrungen haben Sie mit CNG als Langzeitnutzer gemacht?
Daniel Schwarz: Generell gute. Ich habe meinen Entscheid, von einem Benziner auf ein CNG-Fahrzeug umzusteigen, keinen Moment bereut. Vor allem zu Beginn meiner CNG-Karriere war die Suche einer Tankstelle noch ein Erlebnis. Heute gibt es zum Glück mehr Tankstellen. Und man gewöhnt sich daran, schon bei der Einfahrt aufs Tankstellenareal Ausschau nach der CNG-Säule zu halten. Meine Langzeiterfahrung zeigt: Auch mit einem CNG-Fahrzeug kann man mal eine Panne haben, nur hatte ich mit den Erdgas-Komponenten am Fahrzeug noch nie Probleme.
Sie tragen alle Ihre Fahrten auf der Plattform Spritmonitor.de feinsäuberlich nach – eine Spielerei oder was ist der Hintergrund?
Schon früher, als ich noch Benziner fuhr, notierte ich mir alle Kosten, weil mich die tatsächlichen Betriebskosten pro Kilometer interessierten. Nur so kann man, meiner Meinung nach, die effektiven Kosten zwischen zwei Autos oder auch zwei Antrieben vergleichen. Bei meinem ersten Auto notierte ich mir alles noch in einem Heftchen, beim zweiten nutzte ich bereits Excel und heute notiere ich es mir auf der Plattform Spritmonitor.de – das ist schlicht einfacher. (lacht) Sicher ist es eine Spielerei, aber ich finde sie cool! Spritmonitor.de bietet ja noch viel mehr Infos; ich kann auch kurz den Durchschnittsverbrauch oder den CO2-Ausstoss nachschauen – toll gemacht, nicht nur für Statistikfans.
«Ich habe meinen Entscheid, von einem Benziner auf ein CNG-Fahrzeug umzusteigen, keinen Moment bereut.»
Tanken Sie CNG oder Biogas?
Wenn ich an der Tanksäule wählen kann, tanke ich Biogas. Rund 60 Prozent meiner Tankfüllungen waren bislang CNG, wobei in der Schweiz der Biogasanteil am Gasmix an der Zapfsäule ja aktuell eh bereits bei 27,3 Prozent liegt. Und ich habe gehört, dass der Anteil noch weiter steigen soll.
Wie viel CO2 haben Sie auf all diesen Kilometern dank CNG beziehungsweise Biogas schon einsparen können?
Eine schwierige Frage, da ich im Spritmonitor nur zwischen Benzin und CNG unterscheide. Um hier eine genauere Aussage machen zu können, müsste man bei jeder CNG-Füllung den Biogasanteil angeben können. Dieser kann von Land zu Land und auch über die Jahre hinweg variieren.
Auch mit CNG-Technologie an Bord bietet der VW viel Platz im Kofferraum. Es reicht locker für den Hundekäfig, aber auch einige Schachteln vom eigenen Wein oder demjenigen des Cousins im Wallis. Quelle: CNG-Mobility.ch
Wenn Sie einfach einmal eine Hochrechnung vornehmen?
(lacht) OK, das geht. Mit dem Passat stiess ich gemäss Spritmonitor mit CNG 138 g/km und mit Benzin 15 g/km aus. Das ergibt ein Total von 153 g/km. Damals war dem Schweizer CNG nur 10 Prozent Biogas beigemischt. Und weil ich nur zeitweise Biogas tankte, können wir annehmen, dass ich wohl zu 15 Prozent mit Biogas gefahren bin. Das gibt ein Total von 132 g/km. Dasselbe Fahrzeug als reiner Benziner stösst gemäss Herstellerangaben 158 g/km CO2 aus. Ich bezweifle aber, dass diese Verbrauchwerte im realen Betrieb erreicht werden können. Aber so gerechnet, wäre es eine Einsparung von mindestens 3,6 Tonnen CO2.
Und wie sieht die Hochrechnung für den aktuellen Golf TGI aus?
Mit dem Golf stiess ich mit CNG 110 g/km und mit Benzin 7 g/km aus – total 117 g/km CO2. In der Zwischenzeit wird dem CNG in der Schweiz 20 Prozent Biogas beigemischt und der Anteil an Tankstellen, an denen man Biogas tanken kann, hat ebenfalls zugenommen. Daher können wir von der Annahme ausgehen, dass ich zu 30 Prozent mit Biogas gefahren bin. Somit stehen 84 g/km den Herstellerangaben eines VW Golf mit reinem Benzinantrieb mit 139 g/km CO2 gegenüber. Das ergibt eine Einsparung von mindesten 9,1 Tonnen CO2. Seit Januar 2010 habe ich also mindestens 12,7 Tonnen CO2 einsparen können.
«Die CO2-Einsparung und die tiefen Gesamtkosten sind sicher die wichtigsten Vorteile.»
Beeindruckende Werte! Sie sind ja viel unterwegs, gibt es neben CO2-Einsparung und tiefen Gesamtkosten als CNG-Nutzer noch weitere Vorteile?
Die CO2-Einsparung und die tiefen Gesamtkosten sind sicher die wichtigsten Vorteile. Aber für jemanden, der Freude am Fahren hat, ist die höhere Oktanzahl des CNG spannend. Es gibt Menschen, die bezahlen freiwillig locker 10 Rappen pro Liter mehr und das für 3 Oktan. (lacht) Mit 40 Rappen pro Liter weniger hätten sie sogar 10 Oktan mehr!
Gibt es auch Herausforderungen als CNG-Fahrer, zum Beispiel punkto Tankstellennetz?
Das Tankstellennetz in der Schweiz, Österreich, Deutschland und Italien ist gut. Vor allem in Italien ist das Tanken aber jedes Mal noch ein Erlebnis. Hier lohnt sich eine gewisse Vorbereitung vor der Reise.
Der technikbegeisterte Hombrechtikoner Daniel Schwarz ist aus Überzeugung mit CNG unterwegs. Quelle: CNG-Mobility.ch
Wieso denn das?
Die CNG-Tanksäulen sind in Italien oft bedient und unterliegen daher Öffnungszeiten. Viele CNG-Tankstellen sind zudem nicht am selben Ort wie die Benzintankstellen und daher ohne App und Navigation etwas schwieriger zu finden. Ausserdem braucht man in Italien einen Adapter, da der Anschluss nicht identisch ist. Probleme hatte ich zwar noch nie, am Schluss war noch an jeder Tankstelle ein Adapter vorhanden. Bei unseren Nachbarn im Süden kann auch der Gasdruck von Tankstelle zu Tankstelle variieren. Ich habe den Tank selten voll bekommen. Dafür kriegt man ab und zu in der Schweiz mehr als erwartet in den Tank.
Was könnte sich bezüglich CNG-Tankstellen noch verbessern?
Die CNG-Tanksäule befindet sich oft vor dem Eingang des Shops. Also dort, wo die Raucher parkieren, weil sie zu faul sind, um ein paar Meter zu laufen und lieber die einzige Erdgassäule blockieren. Da kann ich mich jeweils ziemlich ärgern. Wenn der Raucher nicht gerade ein Bodybuilder ist, sage ich es ihm auch ziemlich unverblümt.
«Wenn ich an der Tanksäule wählen kann, tanke ich Biogas.»
Und abgesehen davon?
Es braucht mehr Tankstellen mit 100 Prozent CO2-neutralem Methan. Und die Zuverlässigkeit der Tankstellen dürfte etwas besser sein. Da meistens an einer Tankstelle nur eine Säule vorhanden ist, wird bei einem Defekt das Betanken unmöglich. Man muss also mit teurem und weniger klimaschonendem Benzin weiterfahren. Da mein Golf noch über einen grossen 50-Liter-Benzintank verfügt, ist es zwar schade, aber kein Problem. Zudem müssten mehr Länder mit CNG-Tankstellen erschlossen sein, zum Beispiel Frankreich, Spanien, …
Wieso sind Sie ursprünglich auf ein Auto mit CNG-Antrieb umgestiegen?
Vielleicht war es etwas Pioniergeist, obwohl ich dazu 2010 wohl sicher fünf Jahre zu spät auf einen CNG-Antrieb gewechselt habe, um ein echter Pionier zu sein. Auch der Beitrag, den man leisten kann, um eine neue Technologie voranzutreiben, war ein Aspekt. Man sollte diese ja einsetzen und nicht nur davon sprechen.
Daniel Schwarz trägt seinem VW Golf Variant mit CNG-Antrieb Sorge, damit er noch möglichst viele Kilometer möglichst klimafreundlich zurücklegen kann. Quelle: CNG-Mobility.ch
Wie reagiert Ihr Umfeld auf das CNG-Auto?
Negative Bemerkungen musste ich mir nie hören. Im Gegenteil viele reagieren positiv. Oft wird man beim Tanken angesprochen und muss/darf erklären, was man da gerade macht. Die Fragenden sind stets interessiert und ich stelle oft fest, dass viele noch nie etwas von CNG-Autos gehört haben.
Konnten Sie als Langzeitnutzer auch Leute in Ihrem persönlichen Umfeld von CNG überzeugen?
Leider nein, aber ich konnte schon mehrere Personen dazu bringen, die Energieeffizienz bei der Wahl eines neuen Fahrzeuges zu berücksichtigen und sich allgemein Gedanken über die Umwelt im Zusammenhang mit der Mobilität zu machen. Und ich konnte schon mehrere Personen davon überzeugen, dass Umweltschutz nicht zwingend teuer sein muss!
«Ich bin nach wie vor der Meinung, dass Biogas die umweltfreundlichste Antriebsmöglichkeit für die individuelle Mobilität ist.»
Der VW-Konzern hat zwar gerade eine neue Generation an CNG-Fahrzeugen auf den Markt gebracht, will aber künftig voll auf E-Mobilität setzen – hat auch Ihr nächster Wagen CNG-Antrieb?
Die Antwort ist nicht so einfach, da nicht nur VW den Benzintank bei den CNG-Fahrzeugen verkleinert hat. Die Reichweite wird dadurch massiv eingeschränkt. Ich will mir aber kein zweites Fahrzeug leisten, um auch im Engadin oder am Gardasee Ferien zu machen, ohne dass ich wegen des nun viel kleineren Benzin-Reservetanks alle 50 Kilometer wieder an die Tankstelle muss. Daher trage ich meinem Golf TGI auch sehr viel Sorge, damit er mich noch lange überall hinbringen kann. Welches Fahrzeug ich danach fahre, entscheidet dann der aktuelle Fahrzeugmarkt. Ich bin nicht grün genug, um auf jeden Fall wieder ein CNG-Auto zu kaufen. Die Bequemlichkeit und die Reichweite spielen auch wichtige Rollen bei der Wahl des nächsten Fahrzeugs. Was aber sicher ist, ein reiner Benziner wird es ganz sicher nicht. Selbst wenn, der nächste Wagen vielleicht kein CNG-Antrieb hat, ist es nicht ausgeschlossen, dass der übernächste wieder mit Biogas fährt!
Wie und wieso würden Sie ein CNG-Auto trotzdem weiterempfehlen?
Ich bin nach wie vor der Meinung, dass Biogas die umweltfreundlichste Antriebsmöglichkeit für die individuelle Mobilität ist. Die Zukunft der Mobilität darf ausserdem nicht lediglich auf einer Antriebsart basieren. Je mehr verschiedene Antriebsarten es gibt, desto besser für Umwelt und Wirtschaft. Nur die fossilen Treibstoffe sollten verschwinden. Denn, wenn alle E-Autos fahren, wird es auch Probleme geben. Daher würde ich jedem, der vor allem in Ländern/Regionen mit guter CNG-Infrastruktur unterwegs ist und die nächste CNG-Tankstelle nicht zu weit von seinem Wohnort entfernt hat, noch lange ein CNG-Auto empfehlen.