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Volle Biokraft für den Schwerverkehr

50 Tonnen Bio-LNG/LBG pro Tag wird die Biokraft-Verflüssigungsanlage im Süden von Stockholm bald produzieren können – davon profitiert der Schwerlastverkehr europaweit. Denn so kommt er zu den für die Transformation des Transportsektors und die steigende Nachfrage nach Bio-LNG/LBG dringend benötigten Mengen an erneuerbarem Treibstoff.

Die ersten Ladung an Bio-LNG/LBG verlässt die neue Grossverflüssigungsanlage von Biokraft in Schweden. Quelle: Biokraft

Europaweit wird im Schwerlastverkehr immer mehr LNG eingesetzt, was im Vergleich zu einem Dieselaggregat bereits eine CO2-Minderung von bis zu 20 Prozent ermöglicht. Entscheidend, wie auch bei den CNG-Antrieben, ist die Möglichkeit des sogenannten «Fuel Switch». Denn statt mit fossilem CNG oder LNG können die ganzen Fahrzeuge problemlos und ohne zusätzliche technische Anpassungen auch mit Biogas oder eben verflüssigten Biogas (LBG/Bio-LNG) betrieben werden und sind dann nahezu CO2-neutral unterwegs.

Der Transportsektor, aber auch andere Industriezweige könnten dank der Nutzung von Bio-LNG/LBG nachhaltiger werden und ihre Nettokohlendioxidemissionen im Vergleich zu fossilen Brennstoffen um bis zu 95 Prozent senken. Quelle: Biokraft

Für die Verflüssigung von Biogas wird aktuell überwiegend die «Mixed Refrigerant Technology» verwendet, die auf mehreren verschiedenen Kältemitteln basiert. Anfang Jahr hat eine Schweizer Studie des Bundesamts für Energie, Lidl Schweiz sowie des Forschungs-, Entwicklungs- und Förderungsfonds der Schweizerischen Gasindustrie (FOGA) gezeigt, dass bei einer Well-to-Wheel-Betrachtung durch den Ersatz von fossilem Diesel durch LBG aus Skandinavien die CO2-relevanten Gesamt-Emissionen eines LKW von 1044 g auf bis zu 270 g CO2,eq /km gesenkt werden können. Und nun gibt es aus Skandinavien wieder gute News, denn hier hat Biokraft, wie sich Scandinavian Biogas, einer der führender Biotreibstoffhersteller mit Anlagen in Schweden, Norwegen und Korea, seit diesem Sommer nennt, eine neues Bio-LNG-Projekt in Betrieb genommen.

Die bisher weltweit grösste Anlage zur Verflüssigung von Biogas verdoppelt die Kapazität zur Herstellung von verflüssigtem Bio-LNG/LBG beim schwedischen Unternehmen. Die rund 38 Millionen Franken teure, neu gebaute Verflüssigungsanlage, ist an die Biogasanlage in Södertörn bei Stockholm angeschlossen. «Der Start von Stockholm Bio-LNG ist ein wichtiger strategischer Meilenstein und stärkt unsere Marktposition als einer der führenden europäischen Bio-LNG-Produzenten auf dem nordeuropäischen Markt», erklärt Matti Vikkula, CEO von Biokraft. «Das Projekt zeigt auch, dass wir im Einklang mit unserem strategischen Wachstumsplan die Kompetenz und Kapazität haben, grosse Biogasanlagen zu bauen und zu betreiben.»

Im Süden von Stockholm werden die ersten Containern des tiefkalten Bio-LNG/LBG für die Kunden von Biokraft abgefüllt. Quelle: Biokraft

Und Jean Collin, Senior Project Director bei Biokraft, ergänzt stolz: «Es war aufregend, dieses Projekt zu leiten, das trotz aller Herausforderungen einigermassen planmässig abgeschlossen werden konnte.» Nun hat die Anlage ihre erste Charge an Bio-LNG/LBG ausgeliefert. Die Lieferung bestand aus zwei Containern und insgesamt 34 Tonnen Bio-LNG, das primär von Lastwagen in Nordeuropa verwendet wird. Dank dieser Menge an LBG kann selbst ein voll beladener LKW mit LNG-Antrieb über rund 100’000 Kilometer klimaneutral fahren. Das Stockholmer Bio-LNG-Projekt von Biokraft wird sich zwar sicherlich noch einige Monate lang in der Inbetriebnahmephase befinden, während die Produktion skaliert und die Funktionen und Lieferparameter getestet werden. «Wir gehen davon aus, dass die Anlage gegen Ende des Jahres in die reguläre Produktion überführt werden kann», so Jean Collin zuversichtlich.

Von einem Teil der Produktion der grossen Verflüssigungsanlage profitiert auch die deutsche Alternoil GmbH. Quelle: Biokraft

Die Anlage hat eine Produktionskapazität von 220 GWh pro Jahr und ist mit einer Produktionskapazität von 50 Tonnen Bio-LNG/LBG pro Tag somit aktuell die grösste der Welt. Der potenzielle Absatzmarkt des Unternehmens wird durch die Verflüssigung erheblich auf den Schwerlastverkehr, die Schifffahrt und die Industrie ausgeweitet. Das verflüssigte Bio-LNG/LBG mit seinem klar höheren Energiegehalt pro Volumeneinheit als komprimiertes Biogas kann dank der Grossanlage zu vernünftigen Kosten hergestellt und zudem einfach über grosse Entfernungen transportiert werden. Davon profitiert beispielsweise auch die deutsche Alternoil GmbH.

Eine der Tankstellen für Reefuel in Deutschland, wo Lastwagen LBG/Bio-LNG tanken und danach nahezu CO2-neutral weiterfahren können. Quelle: Alternoil/Reefuel

«Die Transformation des Transportsektors und die steigende Nachfrage nach Bio-LNG und eLNG im Schwerlastverkehr erfordern nicht nur eine kontinuierliche Steigerung unserer erneuerbaren Treibstoffmengen und den Ausbau unserer Tankstelleninfrastruktur, sondern auch zuverlässige und langfristige Partnerschaften entlang der gesamten Wertschöpfungskette», erklärt Alexander Renz, Geschäftsführer der Alternoil GmbH. Im Juni hatte er daher schon mit dem dänischen Biogasproduzenten GrønGas A/S eine exklusive Abnahme der gesamten jährlichen Produktionsmenge von Bio-LNG ausgehandelt. Um sein stetig wachsendes Netz an Tankstellen mit LBG/Bio-LNG zu versorgen, erhält er nun auch von Biokraft erneuerbaren Treibstoff zur Dekarbonisierung des Schwerverkehrs. Allein aus Södertörn soll Alternoil perspektivisch bis zu 6000 Tonnen Bio-LNG/LBG jährlich beziehen.

Dank einer eigenen Bio-LNG-Tankstelle auf dem Gelände des Edeka-Logistikzentrums in Lauenau (D) von der Alternoil GmbH sind die LNG-Iveco nahezu CO2-neutral unterwegs. Quelle: Iveco/Christian Schwier/Jonathan Fafengut

«Die Zusammenarbeit mit Alternoil ist ein wichtiger Strategieschritt für uns», so der Biokraft-CEO Matti Vikkula. «Um gemeinsam zur Defossilisierung des Schwerlastverkehrs beizutragen und diese weitervoranzutreiben, planen wir, unsere Produktionskapazität bis 2030 um weitere 2,5 TWh zu erhöhen und setzen dafür unsere Suche nach Flächen und Projekten in Deutschland und in Nordeuropa weiter fort.» (pd/jas, 19. September 2023)

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