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Der Bosch-Experte Björn Noack während seiner Ausführungen im Rahmen der Hostettler «Autotechnik Days». Quelle: CNG-Mobility.ch
«So schnell, wie die Politik will, können wir uns nicht vom Verbrenner verabschieden. Nur schon, weil 2020 europaweit bei den Neuzulassungen noch Verbrenner verkauft wurden», macht Bosch-Experte Björn Noack klar. Für den Director Sustainable Mobility Strategy beim deutschen Zulieferer ist es daher umso wichtiger, in Szenarien zu denken und weiterführende Annahmen zu Ladeinfrastruktur, Abgasvorschriften, Energiepreisen, Batteriekosten, etc. zu treffen. Seine Konklusion: «Selbst bei den optimistischen Annahmen zur E-Mobilität werden 2030 noch die Hälfte der Neuwagen mit einem Verbrennungsmotor unterwegs sein – ob mit reinem Verbrenner oder aber mit einem Hybriden», so Björn Noack.
Es werde daher noch viele Jahre dauern, bis der Bestandsfuhrpark auf nachhaltige und alternative Antriebe umgestellt sein wird. Die Transformation im Antriebbereich habe zwar schon eingesetzt, sie komme aber nicht von heute auf morgen. 2030 werden noch 80 Prozent der Bestandsflotte mit einem Verbrenner unterwegs sein. «Selbst wenn wir also jetzt alles auf Grün stellen, werden wir 2030 nur 20 Prozent der CO2-Emissionen eingespart haben – mehr nicht», rechnet Noack nüchtern vor.
Björn Noack (links) setzt sich dafür ein, dass auch E-Fuels von der EU als valablen Weg zur Dekarbonisierung genutzt werden. Quelle: Bosch/DKV Mobility
Der aktuelle EU-Plan für den Klimawandel führt gemäss dem Bosch-Experten somit nicht zum Ziel. Daher setzt man beim deutschen Zulieferer nicht nur auf Elektromobilität, sondern auch auf die Entwicklung von Bio-Treibstoffen. Diese erlauben es selbst Verbrennerfahrzeugen umweltschonender oder gar CO2-neutral unterwegs zu sein – genau wie die unzähligen CNG-Fahrzeuge dank Biogas im Tank.
«Um unsere Klimaziele zu erreichen, wird die gesamte Bandbreite an Antriebstechnologien benötigt», hält Björn Noack von Bosch fest. «Wir müssen den Strom, den wir zum Laden der Elektrofahrzeuge brauchen oder die Energie, die wir brauchen, um Wasserstoff zu produzieren, aus erneuerbaren Energien gewinnen. Vorher ist im Kampf gegen CO2-Emissionen nichts erreicht!» Nebst der fortlaufenden Optimierung von Verbrennungsmotoren sei es daher unerlässlich, Bio- und E-Fuels zu fördern, um den Gesamtbedarf ohne fossile Treibstoffe überhaupt decken zu können.
Quelle: Empa/Amag
Mit synthetischem Treibstoff könnte nicht nur die Bestandsflotte, sondern selbst Oldtimer CO2-freundlich unterwegs sein und ihren Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten. Bei der Empa wird dies in einer aktuellen Versuchsreihe sogar extra untersucht. «Theoretisch spricht nichts dagegen, dass ältere Autos mit dem neuen Treibstoff langfristig betrieben werden können.» Ohne saubere Abklärungen würde der neue Treibstoff aber kaum in den teilweise teuren Preziosen eingesetzt werden, gibt der für die Versuche verantwortliche Christian Bach zu bedenken.
Genau wie synthetische Treibstoffe ist auch Biogas ein erneuerbarer Energieträger, den es zu fördern gilt. Biogas entsteht durch die Vergärung von organischen Reststoffen wie Grüngut oder Klärschlamm. Und die gleiche Menge an CO2 würde entstehen, wenn die Biomasse einfach ungenutzt verrotten würde. Nutzt man das Biogas dagegen zum Autofahren, ist es eine clevere Möglichkeit, um Verbrenner-Fahrzeuge nahezu CO2-neutral zu betreiben – und zwar egal, ob es sich dabei um einen schnittigen Stadtflitzer, einen Traktor oder einen grossen Lastwagen mit CNG-Antrieb handelt. (pd/jas, 31. Mai 2022)