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EU-Vizepräsident Frans Timmermanns erhielt Post von mehreren europäischen Industrieverbänden.
Europa soll zum ersten klimaneutralen Kontinent werden, dies ein Ziel der neuen EU-Kommission unter Präsidentin Ursula von der Leyen. Mehrere Industrieverbände – auch aus der Mobilitätsbranche – heissen diese Pläne zwar gut, wandten sich aber gleichzeitig in einem offenen Brief an den niederländischen EU-Vizepräsidenten Frans Timmermans (Bild).
Timmermans soll sich um die Umsetzung dieser Klimaneutralität kümmern und erhält daher von der europäischen Grossindustrie wichtige Hinweise: «Es gibt keinen Königsweg. Stattdessen ist eine breite Palette von Technologien und Lösungen notwendig, um Klimaneutralität zu erreichen.» Es dürfte nicht einfach alles auf Elektro gesetzt werden, sondern man müsse auch Wasserstoff als kohlenstoffarme Technologie ins Auge fassen genauso wie wasserstoffbasierte Gase und Flüssigtreibstoffe.
Die Industrie, darunter auch die CLEPA (Vereinigung der europäischen Autozulieferer) und die ACEA (Vereinigung der europäischen Autohersteller), hält im Schreiben fest: «Ein bezahlbares, zuverlässiges und klimaneutrales Energiesystem wird nur mit einer Vernetzung der Energiesektoren möglich sein. In einem System mit steigenden Anteilen variabler erneuerbarer Quellen tragen Power-to-X-Lösungen zur Erhöhung der Flexibilität bei, indem sie das Gasnetz und dessen langfristige Speicherkapazitäten nutzen.»
Power-to-X-Technologien, mit denen über Elektrolyse Wasserstoff erzeugt wird, sieht die europäische Industrie auf dem Weg zur Klimaneutralität als wegweisend an, da der Wasserstoff direkt verwendet oder weiter in andere synthetische Gase und Flüssigtreibstoffe oder chemische Grundstoffe für verschiedene Industriesektoren umgewandelt werden kann. Mit minimalen Anpassungen könnten ausserdem auch bestehende Lagerungs-, Verteilungs- und Endnutzerinfrastrukturen für die Power-to-X-Treibstoffe genutzt werden.
Um die Klimaneutralität im Verkehrssektor zu gewährleisten, ist für die Industrie eine gesamteuropäische Ausrichtung auf alle verfügbaren Technologien und Konzepte notwendig und keine Fokussierung auf Elektroantriebe allein. Eine Verbesserung der konventionellen Antriebstechnologien, eine Umstellung auf alternative Antriebe und eine verstärkte Nutzung klimaneutraler Treibstoffe müsse bei den künftigen Plänen der EU-Kommission für die Industrieverbände daher eine gewichtige Rolle spielen.
Treibstoffe, die auf erneuerbaren Energien und strengen Nachhaltigkeitskriterien basieren, werden gemäss der Industrie insbesondere für Bereiche mit hoher Nutzlast und grossen Reichweiten entscheidend sein und sich unmittelbar und somit viel schneller als der Ersatz durch neue Antriebsarten auf den bestehenden Flottenbestand auswirken. Power-to-X werde wahrscheinlich durch Biomasse-basierte Technologien wie nachhaltige Biokraftstoffe und Biogas ergänzt werden. In der Luft- und Seefahrt sie die Notwendigkeit von solchen Treibstoffen unbestritten. Power-to-X sei sogar eine der ganz wenigen Technologieoptionen, um die Klimaneutralität in diesen Sektoren zu gewährleisten. (jas, 06. Januar 2020)