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Preisüberwacher/CNG-Mobility.ch
 
 

So setzt sich der Gaspreis zusammen

Schweizweit wie europaweit gibt es zum Teil grosse Preisunterschiede bei CNG und Biogas an den Zapfsäulen. Die Hintergründe dazu erklären vieles und machen deutlich, dass sich die Gasbranche bemüht, die Preisschub für den Konsumenten sogar zu dämpfen und nicht etwa massive Profite zu generieren.

Wieso sind die Gaspreise schweizweit so unterschiedlich und sind sie allenfalls sogar zu hoch? Hintergrundinformationen sorgen für Transparenz und Klarheit. Quelle: CNG-Mobility.ch

Gaspreise, ob für CNG, Biogas oder auch LNG, sind nicht erst seit den massiven Preissteigerungen, die durch die Marktzerwürfnisse durch den Ukrainekrieg oder die Lieferengpässe und Sorgen um die Versorgungssicherheit entstanden sind, ein Thema. Seit Jahren sind Gaspreise in der Schweiz regelmässig Gegenstand von preisüberwachungsrechtlichen Abklärungen. Um Transparenz zu schaffen sowie die Vergleichbarkeit der Tarife zu erhöhen, wurden diese bereits 2011 erstmals systematisch erhoben. Die von der Preisüberwachung erfassten Gaspreise von rund 100 Gasversorgungsunternehmen sind sogar auf einer speziell dafür errichteten Webseite abrufbar.

In Genf und Bern hat sich Gas innerhalb eines Jahres beispielsweise um über 30 Prozent verteuert, in anderen Regionen steht der Preisanstieg gar erst noch bevor. Und dies trotz Entspannung an den Gasmärkten selbst. Profitgier der Gasanbieter? Mitnichten! Sogar Preisüberwacher Stefan Meierhans erklärte vor einem Monat gegenüber SRF, dass er in den vergangenen Monaten verschiedene Tariferhöhungen geprüft habe und zum Schluss gekommen sei, dass die Gaspreise okay seien: «Bis jetzt ist sogar fast das Gegenteil der Fall», erläuterte Meierhans, «vielerorts wurden die Reserven eingesetzt, um die Gaspreissteigerungen zu dämpfen. Es wurden keine übermässigen Gewinne realisiert und sogar darauf verzichtet.»


Dies stellt den Schweizer Gasversorgern zwar ein gutes Zeugnis aus, erklärt aber noch nicht die Hintergründe für die massiv höheren Preise für CNG, LNG und an den Zapfsäulen, die Privatpersonen, aber auch Unternehmen beim Tanken ihrer CNG- und LNG-Fahrzeuge aktuell verkraften müssen. Als mehrsprachiges Wissensportal hat CNG-Mobility.ch übrigens keinen Einfluss auf die Preisgestaltung, sondern bietet über den sogenannten Tankstellenfinder schlicht die Möglichkeit, europaweit eine CNG-Zapfsäule zu finden – und gibt die gemeldeten Preise bekannt. Diese werden jedoch von den jeweiligen Gaslieferanten und Betreibern der einzelnen Tankstellen bestimmt.

Die Preise an der Tankstelle selbst setzen sich aus unterschiedlichsten Komponenten zusammen und hängen von Unterhaltskosten, Serviceintervallen, etc., aber vor allem von der gewählten Einkaufstrategie des jeweiligen Betreibers ab. Diese Strategien sind sehr unterschiedlich. An den europäischen Handelsplätzen für Gas kann kurz- oder auch längerfristig CNG, LNG und Biogas beschafft werden, was genauso wie die Menge, die man als Betreiber einkauft, einen Einfluss auf den Preis hat.

Selbst Biogas ist diesen Preisschwankungen ausgesetzt. In der Schweiz gibt es in Thayngen SH übrigens eine Tankstelle, wo man Biogas sogar direkt ab Hof tanken kann. Quelle: CNG-Mobility.ch

Zwar können Versorger einen Teil des Gases weit im Voraus einkaufen, was eine gewisse Unabhängigkeit von den volatilen Spotmärkten bringt, wo kurzfristig Gas beschafft wird. Steigt der Preis kurzfristig an, kann der Preis des Gases je nach Einkaufsstrategie aber auch Einfluss auf den Endkundenpreis haben. Eine Versorgerin kaufte beispielsweise bislang rund zweieinhalb Jahre im Voraus etappenweise Gas ein. Das half, die Preisanstiege für die Kunden in der letzten Abrechnungsperiode stark zu dämpfen. Diese unterschiedlichen Einkaufsstrategien zeigen sich auch darin, dass einzelne Gasversorger die Gaspreise senkten, während andere sie gleichzeitig erhöhen mussten.

In der Schweiz sind Stand Anfang 2023 über 14’000 CNG-Fahrzeuge klimaschonend mit CNG oder Biogas unterwegs, weltweit sogar rund 18 Millionen. Quelle: CNG-Mobility.ch

Der CNG- und auch der Biogas-Preis sind aktuell extrem volatil. Das zeigt sich nicht nur im Mobilitäts-Bereich, sondern auch im Wärmemarkt, an dem beispielsweise die Nebenkosten für viele Mieter massiv gestiegen sind, weil die weltpolitische Unsicherheit spürbaren Einfluss auf die Energiepreise im Allgemeinen hat. Auf den Terminmärkten liegen die Gaspreise für 2023 ausserdem deutlich höher als bisher. Neben Einkaufsstrategie, Einkaufsmenge, Einkaufszeitpunkt, individueller Kostenstruktur der Betreiber und Gasversorger hat natürlich auch der Biogasanteil einen Einfluss auf den Preis, den Kundinnen und Kunden an den Zapfsäulen bezahlen müssen. Denn auch, wenn Biogas regional hergestellt wird, werden die Zertifikate dafür ebenfalls national beziehungsweise international gehandelt. Da die Nachfrage nach nachhaltigen Energieträgern weltweit steigt, ist Biogas immer begehrter. Das Prinzip von Angebot und Nachfrage bewirkt daher einen Preisstieg, den leider auch besonders umweltbewusste CNG-Fahrer, die 100 Prozent Biogas tanken, zu spüren bekommen.

Es wäre daher wichtig, das lokale Biogaspotenzial besser auszuschöpfen und weitere Biogasanlagen zu bauen, um künftig mehr vom gefragten Biogas liefern zu können, was eine Entspannung im Preisbereich bewirken sollte. Thomas Hegglin vom VSG machte kürzlich unmissverständlich klar: «Die Gaspreise werden sicher in absehbarer Zeit nicht mehr auf das Niveau zurückkommen, auf dem sie vor zwei Jahren waren. Grundsätzlich müssen wir uns wirklich auf höhere Gaspreise einstellen.» (pd/jas, 12. Januar 2023)

Vogt Cargo - 25022022 - Jürg A. StettlerQuelle: CNG-Mobility.ch

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