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Quelle: ZDF
Das Elektro-Auto hat keinen Auspuff. Wozu auch? CO2 und andere Abgase produziert es bei der Fahrt ja nicht. «Sportlich, schnell und klimafreundlich» lautet daher sein Image oft. Doch dieses Bild kriegt immer wieder Kratzer. Denn nicht der Antrieb selbst oder der fehlende Auspuff sind entscheidend, sondern wie bei jedem anderen Antrieb auch die Quelle der Energie selbst. Ist ein E-Auto beispielsweise im ersten Quartal 2021 in Deutschland mit einem durchschnittlichen Strommix und nicht explizit mit Ökostrom unterwegs, dann stammt 60 Prozent dieses Stroms aus konventioneller Erzeugung – auch aus Kohlekraftwerken! Das verschlechtert die Klimabilanz erheblich. Eine informative TV-Dokumentation des deutschen Senders ZDF untersuchte nun, welche Chancen und Risiken die kompromisslose Fokussierung auf das elektrische Fahren mit sich bringt. Und welche Herausforderungen auf dem Weg zum Ziel-Netto-Null der Politik noch zu meistern sind.
Stefan Bratzel vom Auto-Institut Bergisch Gladbach war Redner am «Tag der Schweizer Garagisten» 2019.Quelle: AGVS-Medien
Experten wie Stefan Bratzel vom Auto-Institut Bergisch Gladbach machen zudem klar, wie komplex die Erstellung der Umweltbilanz von E-Fahrzeugen und der Vergleich zu Verbrennern ist. Beispielsweise ist nicht klar, welche Lebensdauer die Antriebsbatterien wirklich im Alltagsbetrieb haben. «Annahmen zu, wie gross die Batterie ist, wie gross die Kilometerleistung, wie der Strommix heute und wie sich dieser entwickelt, all dies hat Einfluss auf die Berechnungen und das Ergebnis einer Umweltbilanz.» Der ZDF-Beitrag «planet e.» macht deutlich, dass auch der E-Antrieb noch diverse Herausforderungen zu meistern hat. Daher sollte man nicht vergessen, dass mit einer Technologieoffenheit auch noch andere Wege zum Ziel Netto-Null führen könnten.
Die allgemeinen Klimaziele der EU könnten beispielsweise schneller und mit grösserer Sicherheit erreicht werden, wenn nachhaltige, erneuerbare Treibstoffe, wie beispielsweise auch Biogas oder Bio-LNG, ebenfalls zur Reduzierung der CO2-Emissionen der EU-Fahrzeugflotte beitragen. Dazu braucht es aber Technologieoffenheit und keine Verbrenner-Verbote. Nun machte beispielsweise tschechische Ministerpräsident Andrej Babiš gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg klar, dass er einem Verkaufsverbot für Verbrenner in der EU nicht zustimmen wird und bei der Umsetzung des «Fit for 55»-Programms für Technologieoffenheit plädieren will. Der Weg zum Ziel Netto-Null bleibt also vielleicht doch mehrspurig… (pd/jas, 21. September 2021)