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Ohne Negativemissionen keine Netto-Null

Die Schweiz hat sich dazu verpflichtet, bis 2050 kein Treibhausgas mehr auszustossen. Dazu ist auch der Einsatz von Negativemissionstechnologien nötig. Fünf Technologien sollen hier gemäss einer neuen Studie helfen. Wichtig ist aber vor allem, schon heute rasch auf erneuerbare Energieträger umzustellen.

Nökkvi Andersen, Projektleiter, in der neuen Pilotanlage von Carbfix, die eine jährliche Abscheidekapazität von 3000 Tonnen CO2 und 1000 Tonnen H2S hat. Quelle: Carbfix

Die Stiftung TA-Swiss hat gemäss Forschungsförderungsgesetz des Bundes (FIFG) den Auftrag, die Zukunftsfähigkeit neuer Technologien sowie deren Chancen und Risiken abzuschätzen. Ziel dabei: Unabhängige, sachliche und ausgewogene Informationen für Parlament, Bundesrat, Verwaltung und Bevölkerung zu erarbeiten und zu vermitteln. Nun hat die Stiftung die Studie «Chancen und Risiken von Methoden zur Entnahme und Speicherung von CO2 aus der Atmosphäre» präsentiert.

Forschende des Öko-Instituts in Deutschland und der Schweizer Empa sind sich darin einig, dass unser Land auf den Einsatz sogenannter Negativemissionstechnologien (NET) angewiesen ist. Diese NET-Verfahren sollen CO2 aus der Atmosphäre entnehmen und langfristig speichern. Bei der Untersuchung von den fünf für die Schweiz relevantesten Technologien wurde rasch deutlich, dass es keine Wunderwaffe zum Entfernen von CO2 gibt – es braucht einen schweizerischen Mix.

Die Injektion des aus der Schweiz per Schiff angelieferten CO2 am isländischen Carbfix-Standort Helguvík hat Anfang 2023 begonnen. Quelle: Carbfix

Denn: Nachhaltigkeit braucht Vielfalt. Alle erneuerbaren Ressourcen sollten genutzt werden. Jeweils dort, wo ihr Nutzen am grössten ist. Für die Mobilität und den Transport heisst dies, dass je nach Einsatzgebiet andere Antriebsarten und Technologien zum Einsatz kommen. Entscheidend dabei ist nicht die Art des Antriebes, sondern einzig und allein, dass das gewählte Konzept auf erneuerbare Energien setzt – beispielsweise auf die Nutzung von Biogas und LBG/Bio-LNG.

Gas-LKW stossen gegenüber vergleichbaren Diesel-Trucks bis zu 35 Prozent weniger CO2 aus. Sind sie mit Schweizer Biogas unterwegs, fahren sie sogar nahezu CO2-neutral. Selbst mit herkömmlichem LNG lassen sich grosse Mengen an Treibhausgasemissionen vermeiden. Das durch Abkühlung verflüssigte CNG verbrennt deutlich sauberer und verursacht 15 Prozent weniger CO2, 35 Prozent weniger Stickoxide und sogar 95 Prozent weniger Feinstaub als Diesel. Im Mobilitätsbereich können CNG– und LNG-Fahrzeuge somit dank einer zuverlässigen, seit Jahren erprobten Technologie einen wichtigen Beitrag zum Netto-Null-Ziel leisten.

Peter Richner, der stellvertretende Empa-Direktor. Quelle: Empa

Selbst wenn diese Antriebstechnologie auf Verbrennungsmotoren basiert, denn entscheidend ist, dass der Energieträger nachhaltig ist – was sowohl bei Biogas als auch bei der Nutzung von LBG/Bio-LNG der Fall ist. Kein Wunder, investieren viele Länder und Energiekonzerne aktuell grosse Summen in die Produktion dieser nachhaltigen Energieträger. «Ein vollständiger Ersatz der fossilen Energieträger ist notwendig», hält übrigens in einem aktuellen Interview auch Peter Richner, der stellvertretende Empa-Direktor, fest. Er ergänzt zudem, dass dieser Wandel möglichst rasch geschehen müsse, um die Schäden durch die Klimaerwärmung in einem tragbaren Rahmen halten zu können.

Denn leider ist beim Einsatz von NET-Technologien, die CO2 aus der Atmosphäre entnehmen und langfristig speichern, derzeit noch vieles unklar. Einige der Verfahren sind in der Praxis noch unerprobt, technisch komplex, kostspielig oder vorerst nicht in grossem Massstab einsetzbar. Dies zeigt auch die TA-Swiss-Studie auf. Emissionen schon heute zu vermeiden ist zudem günstiger, als das CO2 nachträglich wieder aus der Luft zu entfernen. (jas, 9. Mai 2023)

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