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Nicht nur auf eine Technologie setzen

Mit vier Elektro-LKW und dem ersten von insgesamt 40 bestellten Biogas-LKW startet der schwedische Restaurant-Grosshändler Martin & Servera den Übergang zur fossilfreien Belieferung. Der letzte Diesel-LKW des Unternehmens wurde 2019 angeschafft und im Jahr 2025 will man mehrheitlich mit Elektro- und Biogas-LKW arbeiten.

Die 105 eigenen und bis zu 400 LKW insgesamt des schwedischen Restaurant-Grosshändlern sollen möglichst umweltfreundlich unterwegs sein. Quelle: Martin & Servera

Von vier grossen Lagern und nicht weniger als 22 Rangierbahnhöfen aus bedient Martin & Servera täglich rund 5000 Kunden. Für die Lieferungen setzt der schwedische Marktführer unter den Restaurant-Grosshändlern auf 350 bis 400 LKW, davon gehören 105 zur eigenen Flotte. 85 Prozent der Kunden in Stockholm müssen zudem zwischen 7 und 9 Uhr morgens beliefert werden, also mitten in der morgendlichen Rushhour mit zähfliessendem Verkehr.

Håkan Ekmyr, Transportmanager bei Martin & Servera (rechts), mit einem seiner Chauffeure. Quelle: Scania

«Wenn wir die Lieferungen an Einzelrestaurants, Restaurantketten und öffentliche Verpflegungseinrichtungen über den Tag verteilen könnten, bräuchten wir nur ein Drittel des Fuhrparks», merkt Håkan Ekmyr, Transportmanager bei Martin & Servera, an. «Ich arbeite deshalb hauptsächlich daran, ein Umdenken bei uns und unseren Kunden herbeizuführen. Wir können so viele LKW kaufen, wie wir wollen, aber wenn wir unsere Denkweise und unser Verhalten nicht ändern, wird das nichts bringen.» Martin & Servera war Vorreiter bezüglich Abend- und Nachtzustellungen und nahm 2016 am ersten Pilotprojekt dazu in Stockholm teil. Jetzt verfügt das Unternehmen über eine Lizenz der Stadt Stockholm für den Einsatz von drei LKW zwischen 22 Uhr und 6 Uhr morgens. So können rund 70, bald sogar 100 Kunden im Stadtzentrum nachts beliefert werden.

Rund 70, bald sogar 100 Kunden werden von Martin & Servera allein im Stadtzentrum von Stockholm während der Nacht mit frischen Waren beliefert. Quelle: Scania

Bei mehr als der Hälfte der Transporte werden weniger als 20 Kilometer zurücklegt, daher ist die Reichweite der E-LKW kein Thema; man kann sogar mit kleineren und billigeren Batterien arbeiten. Die übrigen Lieferungen werden mit Biogas-LKW durchgeführt, die schrittweise eingeführt werden. «Wir wollen nicht das Risiko eingehen, uns auf einen bestimmten Treibstoff festzulegen», hält Ekmyr fest. «In den nächsten vier bis fünf Jahren wollen wir uns auf Biogas und Strom konzentrieren, werden aber auch zukünftige Technologien in Betracht ziehen.» Angesichts des höheren Anschaffungspreises der E-Lastwagen ermuntert der Restaurant-Grosshändler seine beauftragten Fuhrunternehmen, wenigstens mit Biogas zu fahren. Was eine preiswertere Alternative sei.

Gasum baut das Tankstellennetz in Skandinavien für Biogas und auch dessen verflüssigte Variante LBG/Bio-LNG weiter wie geplant aus. Quelle: Gasum

Profitieren werden Martin & Servera und seine Logistik-Partner dabei auch von einer neuen Biogas-Tankstelle in Södertälje. Hier, am Hauptsitz des Nutzfahrzeugherstellers Scania, baut das skandinavische Energieunternehmen Gasum eine Tankstelle für Biogas und Bio-LNG/LBG. In der ersten Hälfte des Jahres 2024 soll diese am wichtigen Logistikknotenpunkt in Södertälje öffnen und den nachhaltigeren Güterverkehr und auch Privatverkehr mit CNG-Fahrzeugen in der Region so fördern. Gasum plant von Anfang an zwei Zapfsäulen für Biogas und zwei Zapfsäulen für verflüssigtes Bio-LNG/LBG. Zudem wird die Kapazität erhöht, was eine schnellere Betankung ermöglicht. «Wir freuen uns, dass wir zum Ausbau der Biogas-Infrastruktur beitragen können», so Jonas Strömberg, Sustainable Transport Solutions Manager bei Scania. «Die Einrichtung kommt auch für Scania zu einem guten Zeitpunkt, da die Nachfrage nach flexiblen Transportlösungen mit hoher CO2-Reduktion rapide zunimmt, was bedeutet, dass unsere mit Biogas betriebenen Produkte immer beliebter werden.»

Ein spannendes und praktisches Tool für Spediteure und Fuhrhalter: der neue TCO-Rechner von Verbio. Quelle: Verbio

Und Sharareh Edström, Head of Business Traffic Sweden beim Energieriesen Gasum, ergänzt: «Wir sind überzeugt, dass Gas als Brenn- und Treibstoff zur Energiepalette der Zukunft gehört. Deshalb investiert Gasum in den weiteren Ausbau der Betankungsinfrastruktur für Biogas im gleichen Tempo wie bisher. Gleichzeitig baut Gasum die eigene Produktion von Biogas aus, um den wachsenden Bedarf des Marktes zu decken.» Ob ein Lastwagen mit Biogas oder Bio-LNG/LBG im Tank auch eine Option für das eigene Speditions- oder Transportunternehmen sein könnte, ist zwar aus Sicht der Umwelt keine Frage. Aus wirtschaftlicher Sicht ist es aber nicht immer einfach zu berechnen. Nun hat der deutsche Biotreibstoff-Hersteller Verbio eine praktische Entscheidungshilfe lanciert, einen Online-TCO-Rechner. Dieser gibt mit wenigen Klicks Auskunft, wie viel CO2, aber auch Kosten man durch die Nutzung von Biogas oder Bio-LNG/LBG gegenüber Diesel einsparen kann. Genau wie der CO2-Rechner auf CNG-Mobility.ch für Personenwagen ein spannendes und prüfenswertes Tool ist. (jas, 2. November 2023)

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