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Die Brauerei im schottischen Ellon verfügt über eine Biogasanlage und wird auch mit Strom von Windrädern versorgt. Quelle: Brewdog
«Die Wissenschaft ist sich einig: Wir laufen schlafwandlerisch am Rande einer Klippe entlang. Wenn sich die Welt nicht mit dem dringenden CO2-Problem auseinandersetzt, werden die Folgen katastrophal sein», hält James Watt, CEO und einer der Gründer von Brewdog, unmissverständlich fest. Und er geht sogar noch einen Schritt weiter: «Die Regierungen haben sich angesichts dieser Krise als völlig unfähig erwiesen. Der Wandel, den unsere Welt und Gesellschaft braucht, muss von fortschrittlichen Unternehmen ausgehen, und wir wollen unsere Rolle spielen und Flagge zeigen.»
Bei Brewdog nicht nur ein cooler Spruch «Lasst uns sicherstellen, dass wir auch morgen noch einen Planet haben, damit wir Bier brauen können», sondern auch eine Businessstrategie. Quelle: Brewdog
Schöne Worte oder nur cooler Spruch aus einer Bierlaune heraus an einem Stammtisch? Mit Nichten, der Chef der grössten schottischen Craftbier-Brauerei liess diesen Worten auch konkrete Taten folgen. Mit dem sogenannten «24 to Zero»-Plan analysierte man bei Brewdog den Energieverbrauch sowie das Recycling- und Kreislaufwirtschaftspotenzial des Unternehmens und setzte sich zum Ziel, innert nur 24 Monaten klimaneutrales Bier zu brauen. Das Klima-Aktionsprogramm und der Investitionsplan von rund 33 Millionen Franken sah dazu einen bunten Strauss an Massnahmen zur Reduktion der CO2-Emissionen vor.
Der «24 to Zero»-Plan zeigte beim Craftbier-Hersteller das grosse Potenzial für die Kreislaufwirtschaft eindrücklich auf. Quelle: Brewdog
Dazu gehörte die Inbetriebnahme einer Biogasanlage auf dem Gelände der Brauerei im schottischen Ellon, die mit Abfällen aus der Bierverarbeitung betrieben wird. Sie wandelt nicht nur Produktionsabwässer in sauberes Wasser um, sondern produziert auch Biogas, organischen Dünger und CO2 für die Verwendung in Lebensmitteln. All dies ist perfekt in den Produktionszyklus des Unternehmens integriert und schafft so ein echtes Erfolgsmodell. Bei voller Auslastung kann die Anlage den CO2-Ausstoss der Brauerei um jährlich 7500 Tonnen verringern.
Zwei neue Scania mit CNG-Antrieb, die für das schottische Craftbier- und Gastrounternehmen Brewdog bei einer der Tankstellen von CNG Fuels Biogas tanken und so nahezu CO2-neutral unterwegs sind. Quelle: CNG Fuels
Überschüssiges Biogas wird zudem als Treibstoff für Lieferfahrzeuge und CNG-LKW verwendet, die das Bier so beispielsweise nahezu CO2-neutral zum Vertriebszentrum in Glasgow bringen. Die Biogasanlage in Ellon erlaubt dadurch die Produktion von mehr als 100 Millionen Litern klimaneutralem Bier pro Jahr. «Wir sind nicht nur hier, um grossartiges Bier herzustellen, unser Ziel ist es, Brewdog-Biere zu den umweltfreundlichsten Bieren der Welt zu machen», erklärt Sarah Warman, Direktorin für Nachhaltigkeit bei Brewdog. «Mit unserer Biogasanlage sind wir diesem Ziel einen grossen Schritt nähergekommen. Wir wollen zudem für die gesamte Brauindustrie eine Vorreiterrolle übernehmen.»
Sarah Warman, Direktorin für Nachhaltigkeit bei Brewdog. Quelle: Brewdog
Zu den Nachhaltigkeitsinitiativen von Brewdog gehört auch eines der grössten Projekte zur Anpflanzung von Bäumen und zur Wiederherstellung von Torfmooren in Grossbritannien. In einem 9308 Hektar grossen Gebiet werden daher mehr als 1,1 Millionen Bäume gepflanzt und Torfmoore wiederhergestellt, die in den nächsten 100 Jahren einen erheblichen Teil des Kohlenstoffs aus der Atmosphäre entfernen können. Um den nicht zu kleinen Strombedarf einer Brauerei durch grünen Strom zu decken, haben die Schotten auf Windkraft gesetzt: Drei 800-Kw-Turbinen versorgen sie nun mit 2,4 Mega-Watt an nachhaltiger Energie.
Im sonnigen Australien, wo das 2007 von Martin Dickie und James Watt geründete Craftbier- und Gastrounternehmen inzwischen ebenfalls tätig ist, setzt man auf Solaranlagen, um einen erheblichen Teil des Energiebedarfs von Brauerei, Schankraum und Restaurant zu decken. Zudem stellt man den gesamten Treber, also das abgekochte und geschrotete Malz von der Bierproduktion, für die Fütterung von Rindern zur Verfügung und schliesst somit auch hier – wie schon im schottischen Ellon mit der Biogasanlage – den Stoffkreislauf. Alles echt clever und keine Bieridee, sondern ein gutes Vorbild für eine gesamte Branche. (jas, 22. September 2022)
Martin Dickie und James Watt, die Gründer des inzwischen international tätigen Craftbier- und Gastrounternehmen, treffen mit ihrem Bier und ihren Nachhaltigkeitsbemühungen genau den Puls der Zeit. Quelle: Brewdog