Portal für klimafreundlichere Mobilität

Power-to-Gas
CNG-Mobility.ch
 
 

Mit grüner Energie in die Zukunft

Am zweiten Power-to-Gas-Kongress sind sich Experten und Politiker einig: Grüner Wasserstoff wird für die Energieversorgung oder als Speicherlösung eine Rolle spielen. Inwiefern H2 für die Schweiz eine wichtige Energiequelle wird und die Winterstromlücke zu schliessen hilft, hänge jedoch stark von den Rahmenbedingungen ab und sei noch offen.

Power-to-GasProfessor Andreas Züttel erläutert am 2. Power-to-Gas-Kongress in der Umwelt Arena Schweiz in Spreitenbach AG, wieso Wasserstoff für die Schweiz ein wichtiger Energieträger ist. Quelle: CNG-Mobility.ch

Die Power-to-Gas-Technologie ist eine mögliche Speicherlösung für Energie. Sie verwandelt elektrischen Strom zum Beispiel in speicherbaren Wasserstoff (H2) oder in synthetisches Methan (CH4). Power-to-Gas hat das Forschungsstadium längst verlassen und funktioniert, wie beispielsweise die erste industrielle Power-to-Gas-Anlage der Schweiz beim Limmattaler Regiowerk Limeco,  aber auch andere Projekte wie das Forschungsprojekt Underground Sun Storage im Ausland beweisen.

Die Schweiz könne ihren Energiebedarf gemäss den Experten zwar durch erneuerbare Energieträger (u.a. Wind, Sonne oder auch Biogas) decken, nur seien die Produktion und die Nachfrage saisonal verschoben. Daher komme saisonalen Speicherlösungen künftig eine Schlüsselrolle zu. Untergrund-Gas-Speicher und Power-to-Gas-Anlagen rücken daher genauso in den Fokus wie die Wasserstoff-Nutzung. Denn selbst nur mit erneuerbaren Gasen und grünem Wasserstoff, die ins Gasnetz eingespeist werden, seien die Klimaziele des Bundes für 2050 erreichbar.

Power-to-GasQuelle: CNG-Mobility.ch

«Technologien wie Power-to-Gas bieten ein grosses Potenzial für eine nachhaltige und klimaneutrale Energieversorgung, indem Strom aus erneuerbaren Quellen saisonal im Gasnetz gespeichert werden kann. Wichtig ist dabei ein Herkunftsnachweis für grünen Wasserstoff genauso wie ein Nachweissystem, damit ein Markthochlauf stattfinden kann und der grüne Wasserstoff als erneuerbar gehandelt werden kann», erklärt Daniela Decurtins, Direktorin des Verbands der Schweizerischen Gasindustrie (VSG), am 2. Power-to-Gas-Kongress. «Die Rahmenbedingungen müssen zudem stimmen, etwa gleich lange Spiesse sind nötig, denn aktuell muss man für eine Power-to-Gas-Anlage beispielsweise Netznutzungsgebühren bezahlen, für Pumpspeicher aber nicht.» Romeo Deplazes, Stv. CEO und Bereichsleiter Lösungen der Energie 360° AG, erklärt in der Paneldiskussion: «Ohne speicherbare Energieträger wie beispielsweise H2 ist eine Energiesicherheit in Zukunft für mich nicht denkbar.» Er ergänzt: «Beim Wasserstoff dürfen wir nun nicht den Anschluss an Nationen wie Norwegen oder Österreich verpassen. Wir müssen uns heute Importe sowie Importrechte sichern, um die Netzintegration kümmern und vor allem in der Schweiz Speicherkapazitäten schaffen.»

Romeo Deplazes, Stellvertretender CEO und Bereichsleiter Lösungen der Energie 360° AG, SP-Nationalrätin Gabriela Suter, Moderator und Geschäftsführer energie-cluster.ch Frank Schürch, sowie SVP-Nationalrat Roger Köppel in der Paneldiskussion mit Daniela Decurtins, Direktorin des Verbands der Schweizerischen Gasindustrie (v.l.n.r.). Quelle: CNG-Mobility.ch

Für SP-Nationalrätin Gabriela Suter ist dabei entscheidend: «Auf dem Weg zu ‹Netto Null› kann Wasserstoff helfen, aber es muss grüner Wasserstoff sein.» Die Politikerin stört sich vor allem daran, dass die Schweiz noch keine Wasserstoff-Strategie habe. «Wir haben durch eine Energiestrategie, die nicht aufgeht, unsere Unabhängigkeit verloren, und müssen uns daher in der hochentwickelten Schweiz mit Black-outs auseinandersetzen», erwidert SVP-Nationalratskollege Roger Köppel und verlangt zudem endlich eine Endideologisierung der Energiedebatte.

VSG-Direktorin Daniela Decurtins macht dabei auf die aktuelle Chance aufmerksam, die es bei der Klimapolitik nun zu nutzen gelte: «Die Schweiz ist in den letzten Jahren stark in Richtung Elektrifizierung gegangen. Mittlerweile sollte allen bewusst sein, dass man sich nicht nur auf einen Energieträger abstützen sollte. Es braucht einen Mix an verschiedenen Energieträgern und Infrastrukturen. Daher gilt es die Schweizer Energie- und Klimapolitik neu zu denken.» Diese müsse auf den Punkten Versorgungsicherheit, Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit basieren, nur hätte man in den letzten Jahren die Ziele Versorgungsicherheit und die Wirtschaftlichkeit aus den Augen verloren.

Power-to-GasAm 2. Power-to-Gas-Kongress wurde absichtlich auch über die Schweizer Landesgrenzen hinausgeblickt und Strategien und Herausforderungen bei der Energieversorgung in Chile, Norwegen, Australien oder auch – wie im Bild beim Vortrag von Robert Böhm von der Hitachi Zosen Inova Schmack AG – Japan erörtert. Quelle: CNG-Mobility.ch

Um diese beiden Punkte innert nützlicher Frist garantieren zu können, verlangen mehrere Experten am 2. Power-to-Gas-Kongress vor allem Planungssicherheit. «Die Rahmenbedingungen müssen jetzt geschaffen werden. Die Power-to-Gas-Anlage der Limeco war nur wirtschaftlich, weil das Netznutzungsentgeld nicht geschuldet ist», hält Thomas Peyer, Geschäftsführer der Swisspower Green Gas AG, fest. «Solche Rahmenbedingungen für die Produktion von grünem Wasserstoff gilt es jetzt zu ändern und auf den Weg zu bringen.» Dem pflichtet auch Daniela Decurtins bei, geht aber noch einen Schritt weiter: «Aktuell haben wir in der Schweiz ein Energiesystem voller Verzerrungen. Um die Klimawende zu schaffen und gleichzeitig eine sichere und wirtschaftliche Energieversorgung gewährleisten zu können, ist ein Marschhalt, eine Analyse des Gesamtsystems und die Ableitung der geeigneten Spielregeln nötig, statt neue Detailregulierungen einzuführen.» (jas, 15. September 2022)

Das könnte Sie auch interessieren

Klimafreundlichere Mobilität:
Dank unserem LinkedIn-Profil bleiben Sie am Ball!