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Minimale CO2-Emissionen und Kosten

Warenströme in Echtzeit abbilden und so die Logistik noch sicherer, effizienter und ökologischer gestalten: Beim Detailhändler Migros ist dies schon möglich.

Drei Wasserstoff-LKW aus der möglichst nachhaltigen Logistikflotte des Schweizer Detailhändlers vor dem Migros-Gebäude beim Limmatplatz in Zürich. Quelle: Migros

Die Migros hat zusammen mit der Empa und der ETH ein spezielles Analysetool, ein Verbrauchs- und ein CO-Modul für ihre LKW-Flotte entwickelt. Das Ziel: Den Einsatz von Diesel-, Biogas-, Wasserstoff- und/oder Elektrolastwagen optimal aufeinander abstimmen und so die Filialbelieferungen mit der grösstmöglichen CO-Reduktion bei möglichst niedrigen Kosten berechnen, schon bevor der Migros-Lastwagen seine Reise antritt. «Nachhaltigkeit spielt für die Migros seit jeher eine grosse Rolle. Das neu entwickelte, innovative Tool hilft uns, unser Ziel, die CO-Emissionen im Strassenverkehr bis 2030 um 70 Prozent zu reduzieren, zu erreichen und damit unsere Position als einer der nachhaltigsten Detailhändler der Welt zu festigen», sagt Rainer Deutschmann, Direktor Sicherheit und Verkehr, Migros-Genossenschafts-Bund. Doch was kann das Tool namens M Opex Tower genau? Thomas Wunderli, Stv. Leiter Direktion Sicherheit und Verkehr, erläutert CNG-Mobility.ch exklusiv die wichtigsten Details dazu.

Opex - MigrosScreenshot des Tool CO2-Insights. Quelle: Migros

Herr Wunderli, wozu dieser Aufwand – hätte eine Evaluation der idealen Antriebsvariante bei der Fahrzeugbeschaffung nicht ausgereicht?
Thomas Wunderli,
Stv. Leiter Direktion Sicherheit und Verkehr beim Migros-Genossenschaft-Bund: Das Tool CO2-Insights kann einerseits die Treibhausgasemissionen also die CO2-Äquivalente aus dem laufenden Betrieb berechnen. Diese Information kann man dann für unterschiedliche Zwecke, beispielsweise Berichterstattung, Kommunikation an Kunden etc. verwenden. Die Berechnung ist nach unterschiedlichen Standards möglich und extern zertifiziert. Und andererseits ermöglicht das CO2-Insights eben genau, die richtigen Investitionsentscheide für eine Fahrzeugflotte zu treffen. So können Vergangenheitsdaten eingelesen werden und das Tool berechnet, welche Touren auch mit nachhaltigen, alternativen Antriebstechnologien gefahren werden könnten. Daraus lässt sich ableiten, wie man den Fuhrpark zukünftig entwickeln kann, um weiterhin alle Anforderungen abzudecken, aber dies mit minimalen CO2-Emissionen und Kosten zu tun.

Welche Vorteile bringt das Analysetool und wo kommt es zum Einsatz – «nur» bei LKW oder für die gesamte Fahrzeugflotte?
Das CO2-Insights kann sowohl für LKW-Flotten als auch für leichte Nutzfahrzeuge, also Lieferwagen bis 3,5 Tonnen, eingesetzt werden. Zusätzlich arbeiten wir derzeit an einer Erweiterung auf Personenwagen.

Welches CO2-Einsparpotenzial ergibt sich mit dem Analysetool bei der Migros?
Basierend auf den Berechnungen mit CO2-Insights haben wir unser ambitioniertes Klimaziel 2030 abgeleitet: 70 Prozent weniger CO2-Emissionen im Strassenverkehr. Dank der Digitalisierung kann die Migros konsequent ihren Weg der CO2-Reduktion fortsetzen und den Gütertransport so klimafreundlich wie möglich gestalten. Weitere Anschaffungen ökologischer Transport-LKW sowie der Ausbau des Tankstellennetzes für alternative Antriebe sind bereits in Planung. Zudem hat die Migros seit ihrer Gründungszeit stets auf den Transport per Bahn gesetzt, und so werden auch heute noch rund 50 Prozent ihrer Binnentransporte auf der Schiene abgewickelt. 400 SBB-Cargo-Wagen sind täglich allein für die Migros unterwegs.

Opex - ZimmermannQuelle: Philippe Zimmermann/Empa

Was waren die grössten Herausforderungen bei der Entwicklung?
Wie so oft steckt der Teufel im Detail. Durch die agile, intensive Zusammenarbeit mit der Empa, einem Forschungslabor der ETH-Domäne, konnte aber sichergestellt werden, dass eine professionelle, wissenschaftlich fundierte Lösung entsteht.

Die geplante LSVA-Reduktion für Biogas-LKW dürfte ja simples Update sein, aber andere Daten und Kenngrössen, um die grösstmögliche CO₂-Reduktion bei möglichst niedrigen Kosten für die Flotte zu realisieren, dürften sich häufiger ändern. Wie häufig werden die einzelnen Parameter angepasst?
Berechnungsparameter, die sich im Verlauf der Zeit verändern können, wurden anpassbar und individualisierbar gestaltet. So können beispielsweise politische Veränderungen und technische Entwicklungen flexibel integriert werden.

MigrosIn Basel tankt einer der Migros-Chauffeure gerade Biogas, um danach mit seinem CNG-LKW möglichst CO2-neutral unterwegs zu sein. Quelle: CNG-Mobility.ch

Der Navigationsriese HERE bot das Analysetool im Frühling zur kostenlosen Nutzung an – ist das schlicht der Geist von Migros-Gründer «Dutti» oder wollen Sie so weitere Partner oder Daten für das Projekt gewinnen?
Unser Tool CO2-Insights ist für alle interessierten Unternehmen erhältlich. Unsere strategische Partnerschaft mit Here Technologies erlaubt es uns, Firmen auf der ganzen Welt für das CO2-Insights und damit für eine Dekarbonisierung im Strassentransport zu gewinnen.

Für welche Flotten – «nur» Grossflotten wie jene der Migros oder auch schon für KMU-Flotten – lohnt sich der Einsatz des Tools?
Der Einsatz von CO2-Insights ist für sämtliche Unternehmen sinnvoll, die ihre Fahrzeugflotte nachhaltiger gestalten möchten. Je nach Bedarf kann man eine Analyse einmalig vor einem Investitionsentscheid durchführen oder aber regelmässig justieren, welche Fahrzeuge am besten auf welchen Strecken zum Einsatz kommen.

Migros BaselDas Migros-Tool erfasst nicht nur LKW, sondern auch Lieferwagen bis 3,5 Tonnen – wie den Iveco mit CNG-Antrieb im Bild – und soll nun um Personenwagen ergänzt werden. Quelle: CNG-Mobility.ch

Gibt es schon Pläne für weitere Digitalisierungsschritte und Adaptionen des Analysetools?
Eine der geplanten Änderungen ist die bereits erwähnte Erweiterung auf Personenwagen.

Noch etwas ganz Aktuelles zum Schluss: Hyundai musste den ursprünglich geplanten massiven Ausbau seiner H2-Flotte in der Schweiz bremsen, was auch entsprechende Migros-Pläne zum Ausbau der H2-Flotte betrifft. Hilft Ihnen das Tool, Ersatz für die H2-Trucks zu finden, und wie sieht dieser Ersatz aus?
Grundsätzlich verfolgt die Migros einen Multitechnologie-Ansatz im Strassentransport. Das bedeutet, dass je nach Anforderung unterschiedliche Antriebstechnologien optimal sind. So kommen neben Wasserstoff-LKWs auch Elektro-Batterie-Trucks oder biogene Treibstoffe wie Biogas und Biodiesel zum Einsatz. Die Migros glaubt weiterhin an das H2-Ökosystem als Teil einer dekarbonisierten Transport-Zukunft. (jas, 22. November 2022)

MigrosDie 47 aktuell eingesetzten Hyundai Xcient Fuel Cell tanken in der Schweiz zwar weiter grünen Wasserstoff, aber die aktuellen Energiepreise zwingen das H2-Vorzeigeprojekt zu Anpassungen. Quelle: CNG-Mobility.ch

 

 

 

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