Mehr Effizienz dank LKW-Simulator

Um die Sicherheit, aber auch die Effizienz zu erhöhen, nutzt der orange Riese einen Simulator für seine LKW-Chauffeure. Damit setzt die Migros als einer der wichtigsten Player im schweizerischen Gütertransport auch bei der Aus- und Weiterbildung Akzente. CNG-Mobility wagte sich ans Simulator-Steuer.

Kurt Hefti, der Fahrsimulator-Experte der Migros Ostschweiz legt die Schwierigkeit der nächsten Tour fest. Quelle: CNG-Mobility.ch

Die Chauffeure der Genossenschaft Migros Ostschweiz legen auf ihren Touren täglich bis zu 20’000 km zurück, um die verschiedenen Filialen mit frischen Waren zu versorgen. Damit sie nicht nur sicher, sondern auch materialschonend und sparsam unterwegs sind, hat die Migros einen der ersten LKW-Simulatoren der Schweiz angeschafft. Trotz Kosten von rund 200’000 Franken hat die Migros Ostschweiz diesen Entscheid nicht bereut. Daniel Balmer, Leiter Transportlogistik, erklärt: «Die modernen Methoden der digitalen Schulung helfen uns, die Ausbildung effizienter zu machen und die richtige Reaktion der Chauffeure auf kritische Situationen im Strassenverkehr gefahrlos zu üben.»

Untergebracht in einem Nebenraum der Tiefgarage ist der LKW-Simulator so dimensioniert und aufgebaut, dass er auch in einen Container gepackt und als mobiles Schulungscenter genutzt werden könnte. Migros gewährt CNG-Mobility die einmalige Gelegenheit, den Simulator zu testen. Jahrelanges Autofahren sollte mich selbst ohne LKW-Führerschein durchaus befähigen, eine Simulator-Tour mit einem Migros-Truck zu absolvieren, denke ich. Dank echtem Cockpit, sehr realitätsnaher Darstellung mit allen Spiegelansichten, Akustik und sogar Rütteln am Sitz fühle ich mich schon nach wenigen Metern fast wie auf einer echten Strasse. Und bereits nach wenigen Hundert Metern bin ich völlig überfordert! Nur schon die unzähligen Spiegelansichten, die einem erfahrenen Chauffeur wichtige Hinweise liefern, sind für mich als LKW-Neuling zu viel des Guten. Dabei noch auf spritschonende Fahrweise achten – keine Chance! Schon beim ersten Kreisel rumpelts heftig. Die Hinweistafel auf den Kreisverkehr ist platt, Blinker setzen ebenfalls völlig vergessen und zudem bei der Ausfahrt zu wenig ausgeholt. In Natura hätte ich gleich einen weiteren Schaden verursacht. Gar nicht so einfach, einen LKW zu pilotieren!

Trotz jahrelanger Erfahrung am Autosteuer überfordern die ganzen Spiegelansichten und die feinfühlige Lenkung des grossen LKW im Simulator bei der ersten Fahrt. Quelle: CNG-Mobility.ch

Die Software, welche mir dieses enorm realitätsnahe Training ermöglicht, stammt vom deutschen Unternehmen Sifat Road­Safety GmbH aus Berlin. Sie erlaubt Fahrerschulung ohne Umweltbelastung und Gefahr bei Fehlern – und zwar mit oder ohne Anhänger, mit oder ohne Beladung sowie unter den unterschiedlichsten Witterungsbedingungen. Per Mausklick könnte Kurt Hefti, der selbst seit über 40 Jahren hinter einem LKW-Steuer sitzt, aktuell mit einem Biogas-Truck unterwegs ist und als Fahrsimulator-Experte der Migros Ostschweiz fungiert, die Schwierigkeit der Simulation noch erhöhen. Für mich reicht die harmloseste Variante völlig. Auch die für ein so grosses Fahrzeug sehr feinfühlige Lenkung, die nur leichte Korrekturbewegungen benötigt, ist eine Herausforderung für mich. Da haben die echten Migros-Chauffeure ganz andere zu meistern. Ein unachtsames Schulkind, stockender Verkehr oder plötzlicher Schneefall – die Optionen und zusätzlichen Schwierigkeiten, die Kurt Hefti in eine Tour einstreuen kann, sind enorm. Zudem erlaubt das integrierte Telematiksystem des Simulators eine detaillierte Auswertung. Das beeindruckende Resultat: Die Migros-Chauffeure sind inzwischen klar material- und spritschonender unterwegs.

Der Experte zeigt, wie es geht und wie man dank der Simulator-Fahrten lernen kann, klar sparsamer zu sein. Quelle: CNG-Mobility.ch

«Wir haben verschiedene Touren erstellt, die unsere rund 160 Fahrer absolvieren können. Die Touren legen den Fokus jeweils unterschiedlich von mehr Sicherheit über den Umgang mit verschiedenen Strassen- und Wetterverhältnissen bis hin zum präzisen Rangieren und dem ökologischeren Fahren», erklärt er. «Wichtig war und ist uns, dass die Leute den Simulator nicht als Bestrafung sehen und dass er auch nicht so eingesetzt wird», ergänzt Daniel Balmer.

Eine Strafe war die Runde mit dem Migros-Truck auch für mich nicht – höchstens für die Migros-Experten, die zusehen mussten. Positiv: Meine Lernfahrt verursachte, genau wie die ganzen Simulator-Touren der echten Migros-Chauffeure, keine CO₂-Emissionen. Ihnen hilft der LKW-Simulator ausserdem im Alltag nachweislich sicherer und effizienter unterwegs zu sein und so Kilometer für Kilometer Sprit und somit auch CO₂ zu sparen – eine tolle Sache. (jas, 10. Dezember 2020)