LNG ahoi!

Nicht nur Fähren setzen auf Flüssiggas-Antrieb, sondern auch andere Schiffstypen. Der Grund: LNG garantiert eine signifikante Reduzierung ihrer Umweltauswirkungen und eine Reduktion der CO₂-Emissionen um bis zu 20 Prozent. Zwei niederländische Fähren haben soeben ihre Seetüchtigkeitsprüfung erfolgreich bestanden und ein LNG-Kreuzfahrtschiff cruist bereits über die Weltmeere.

Die 70 Meter lange Fähre für den Einsatz im Wattenmeer wird von zwei kraftvollen LNG-Motoren angetrieben. Quelle: BMT

Mit dem Einsatzgebiet innerhalb des Wattenmeers, einem Unesco-Weltnaturerbe, lag der Hauptaugenmerk der Rederij Doeksen bei der Beschaffung neuer Fähren auf der Verringerung der Umweltauswirkungen. Daher hat sich die Reederei mit Geschäftsführer Paul Melles für einen klimafreundlichen Flüssiggas-Antrieb entschieden. Die beiden LNG-Fähren «Willem Barentsz» und «Willem de Vlamingh» wurden speziell für die Niederländer entwickelt. Die 70 Meter langen Schiffe verfügen jeweils über eine maximale Kapazität von 600 Passagieren und 66 Personenwagen und haben eine 120 Meter lange LKW-Spur. Als Basis wurde eine Plattform eines Aluminium-Katamarans ausgewählt, um im Vergleich zu einem gleichwertigen Einrumpf-Katamaran eine erhebliche Senkung des Kraftstoffverbrauchs zu erreichen.

«Die Entwicklung eines Vollaluminiumschiffes zur Erfüllung der nationalen Vorschriften, die typischerweise eine Stahlkonstruktion voraussetzen, war eine Herausforderung. Trotzdem zeigt das Endergebnis die Vorteile in Bezug auf den niedrigen Energieverbrauch und speziell für den Betrieb im Wattenmeer auch den geforderten geringen Betriebstiefgang», erläutert Sylvain Julien, Direktor für Schiffsarchitektur bei Specialised Ship Design BMT. Das LNG-Antriebssystem ist gemäss der Rederei die praktischste, zuverlässigste und sauberste Energiequelle für die Route durch das Wattenmeer. Die zwei MTU-Reingasmotoren der Fähre benötigen für ihren Betrieb keine Schiffsgasöle, leisten je 1500 kW/2040 PS und ermöglichen eine Betriebsgeschwindigkeit von 14 Knoten.

Auch der Kreuzfahrtriese «Costa Smeralda» ist mit dem klimafreundlicheren LNG-Antrieb auf den Weltmeeren unterwegs. Quelle: Costa Crociere

Doch nicht nur Fähren setzten auf LNG-Antrieb, sondern auch immer mehr andere Schiffstypen. So etwa das Kreuzfahrtschiff «Costa Smeralda» der Reederei Costa Crociere. Der Kreuzfahrtriese wurde in der Meyer-Werft in Turku (Finnland) gebaut und lief im Dezember 2019 als ersten Hafen Barcelona an. Die «Costa Smeralda» ist das erste Schiff der Costa-Flotte, das LNG sowohl im Hafen als auch auf See einsetzt. Bis 2023 sollen sieben neue Schiffe an die Costa Gruppe abgeliefert werden.

Diese neue Schiffsgeneration wird entscheidend dazu beitragen, das ehrgeizige Ziel der Costa Gruppe zu erreichen, zehn Jahre vor dem von der International Maritime Organization festgelegten Ziel, eine 40-prozentige Reduzierung der CO₂-Emissionen zu erreichen. Der Einsatz von LNG ist ein wichtiger Schritt zur Minimierung der Umweltbelastung und zur signifikanten Verbesserung der Luftqualität bei Kreuzfahrtriesen. Schwefeldioxidemissionen und Partikel können so praktisch eliminiert werden. Auch die Emissionen von Stickoxiden (Reduktion von 85 Prozent) und CO₂ (Reduktion von bis zu 20 Prozent) sinken dank des LNG-Antriebs erheblich.

Erstanlauf des neuen LNG-Flaggschiffs «Costa Smeralda» im Hafen von Barcelona. Quelle: Costa Crociere

«Mit der «Costa Smeralda» als zweites LNG-Kreuzfahrtschiff weltweit wird die Nutzung von Flüssiggas im Kreuzfahrtsektor weiter gefördert», erklärt Neil Palomba, Präsident von Costa Crociere. «Unsere Costa Gruppe hat sich als Pionier der Branche im Bereich nachhaltiger Tourismus für den Bau von fünf neuen LNG-Schiffen entschieden. Die LNG-Technologie garantiert eine signifikante Reduzierung unserer Umweltauswirkungen, ohne die für uns wesentlichen Sicherheitsaspekte zu gefährden.» (jas, 6. August 2020)