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Offizielle Einweihung der Power-to-Gas-Anlage (v.l.n.r.): Roger Bachmann (Stadtpräsident Gas und Wasserversorgung Dietikon), Hans-Kaspar Scherrer (CEO Eniwa), Armin Glanzmann (Abteilungsleiter Werke, Versorgung und Anlagen Gas- und Wasserversorgung Schlieren), Markus Blättler (Geschäftsführer SWL Energie AG), Cornelia Mellenberger (CEO Energie Wasser Bern), Thomas Di Lorenzo (Leiter Abwasserwirtschaft Limeco), Thomas Peyer (Senior Consultant Swisspower AG), Ernst Uhler (CEO Energie Zürichsee Linth), Peter Graf (Bereichsleiter Energie, Verkauf und Marketing St. Galler Stadtwerke) und Peter Heim (CTO Industrielle Betriebe Interlaken). Quelle: Limeco
Gemeinsam mit acht Schweizer Energieversorgern und der Stadtwerke-Allianz Swisspower hat das Regiowerk Limeco ein Leuchtturmprojekt für die moderne Energiewirtschaft angestossen und nun realisiert. Dabei war der Standort im zürcherischen Dietikon von zentraler Bedeutung, denn die bestehende Kehrichtverwertungsanlage (KVA) und die Abwasserreinigungsanlage (ARA) liefern hier die für den Power-to-Gas-Prozess elementaren Zutaten Strom und Klärgas gleich vor Ort. «Darum hat Limeco hier perfekte Voraussetzungen, um grünes Gas zu produzieren», erklärte Stefano Kunz, Verwaltungsratspräsident von Limeco und Stadtrat von Schlieren, zufrieden.
In der industriellen Power-to-Gas-Anlage wird der erneuerbare Strom aus der KVA genutzt, um mittels Elektrolyse Wasser in Sauerstoff (O2) und Wasserstoff (H2) zu spalten. Dieser Wasserstoff wird in einem zweiten Prozessschritt zusammen mit Klärgas aus der ARA in den Methanisierungsreaktor von HZI Schmack, einem Tochterunternehmen der Hitachi Zosen Inova AG, gespeist. Im Bioreaktor wandeln Mikroorganismen Wasserstoff und das im Klärgas enthaltene CO2 dann unter anaeroben Bedingungen zu Methan (CH4) um. Dieses Methan wird im Anschluss gereinigt und kann als CO2-neutraler Erdgasersatz ins lokale Gasnetz eingespeist werden.
Der Zürcher Regierungsrat Martin Neukom sieht die Anlage als Beweis, dass der Kanton bis 2040 klimaneutral werden kann. Quelle: Limeco
Mit einer Elektrolyse-Leistung von 2,5 Megawatt produziert die industrielle PtG-Anlage rund 18’000 Megawattstunden synthetisches, erneuerbares Gas pro Jahr. Damit können die Endkunden dann heizen, kochen oder auch Fahrzeuge mit CNG-Antrieb – und zwar vom Kleinwagen bis hin zum grossen LKW – tanken und somit CO2-neutral betreiben. Damit leistet die Anlage einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung, denn mit ihrem grünen Gas können jährlich bis zu 5000 Tonnen CO2 eingespart werden, was den CO2-Emissionen von rund 2000 Haushalten entspricht.
«Es ist entscheidend, dass die Schweiz unabhängiger wird von ausländischem Erdgas», erläuterte der Direktor des Bundesamtes für Energie Benoît Revaz an der Einweihungsfeier. «Die Power-to-Gas-Anlage zeigt, dass inländische Produktion von erneuerbarem Gas möglich ist.» Und SP-Nationalrat Eric Nussbaumer unterstrich: «Power-to-Gas leistet nicht nur einen Beitrag zur Klimaneutralität, sondern auch zu einer verantwortungsvollen Wirtschaftspolitik.» Für den Zürcher Regierungsrat Martin Neukom zeigt die Anlage ausserdem, wie fortschrittlich der Kanton Zürich ist: «Wir wollen bis 2040 klimaneutral sein. Limeco und ihre Partner beweisen, dass dies machbar ist – auch dank innovativer Technologien wie Power-to-Gas.»
Die erste industrielle Power-to-Gas-Anlage in Dietikon ZH hilft jährlich bis 5000 Tonnen CO2 einzusparen. Quelle: Limeco
Das Vorzeigeprojekt wurde dank acht Schweizer Energieversorgern ermöglicht, die als Gasabnehmer die Investitionen von rund 14 Millionen Franken mitfinanzieren: Eniwa AG, Energie Zürichsee Linth AG, St. Galler Stadtwerke, Energie Wasser Bern, die Gas- und Wasserversorgungen von Dietikon und Schlieren, SWL Energie AG und Industrielle Betriebe Interlaken. Sie erwerben über Zertifikate den ökologischen Nutzen des Gases und verkaufen ihn am Ausspeisepunkt an ihre Endkunden.
Damit leisten die Power-to-Gas-Anlage mit ihrem Normalbetrieb ab Mitte Mai auch einen entscheidenden Beitrag zum Umbau des Schweizer Energiesystems. Denn die Energiestrategie des Bundesrates sieht vor, bis 2050 den Strom aus der Kernkraft durch solchen aus Solar-, Wasser- und Windkraft zu ersetzen. Damit wird künftig im Sommer viel mehr Strom produziert als verbraucht. Im Winter hingegen, wenn der Energiebedarf grösser ist, muss die Schweiz Strom importieren. Dank der Power-to-Gas-Technologie ist es künftig möglich, saisonal und zeitlich bedingte Überschüsse aus der Stromproduktion in Gas umzuwandeln und damit speicher- und transportierbar zu machen. (pd/jas, 12. Mai 2022)
Kleines aber sehr wichtiges Detail: Der Bioreaktor von HZI, in dem Mikroorganismen Wasserstoff und das im Klärgas enthaltene CO2 unter anaeroben Bedingungen zu Methan (CH4) umgewandeln. Quelle: HZI/Romeo Basler – Foto Basler Aarau