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Einige europäische Transporteure und Speditionsbetriebe sind dazu übergegangen, LNG-Trucks wegen der massiven Preissteigerungen vorübergehend nicht mehr zu nutzen. Quelle: Zukunft Gas
Angesichts der rasant steigenden Preise für Gastreibstoffe in Europa – insbesondere für LNG – sind wirtschaftliche Verwerfungen im Transportsektor aktuell unvermeidlich. «Ohne sofortige Unterstützung wird es einen verheerenden Dominoeffekt für die Volkswirtschaften und die Unternehmen geben, der sich auch nachhaltig negativ auf die Umwelt auswirken wird», erläutert Timm Kehler, Präsident von NGVA Europe.
Denn Spediteure und Transportunternehmen dürfen durch die aktuelle Preisentwicklung nicht davon abgehalten werden, sauberere Treibstoffalternativen zu Diesel wie beispielsweise Biogas und Bio-LNG für ihre Flotten in Betracht zu ziehen. Zudem hängt der von der EU-Kommission angestossene REPowerEU-Plan, der die jährliche Produktion und die Nutzung von Biogas bis 2030 auf 35 Milliarden Kubikmeter steigern will, auch eng mit einem starken und nachhaltigen Absatzmarkt bei Treibstoffen für Gasfahrzeuge zusammen. Diese Entwicklung einzuschränken, steht somit in direktem Widerspruch zum Green Deal der EU und ihrem Ziel, die Dekarbonisierung des Verkehrssektors zu beschleunigen.
Timm Kehler, Präsident von NGVA Europe. verlangt nun ein Eingreifen der Politik und stellt einen 5-Punkte-Plan vor, um die Auswirkungen des Preisschubs bei CNG und LNG im Verkehrssektor zu mildern. Quelle: Zukunft Gas
EU-Exekutivvizepräsident Frans Timmermans erläuterte kürzlich noch selbst, dass Europa ein riesiges Potenzial für die Erzeugung von Biogas besitze: «Mit Biogas können wir fossiles Gas aus Russland durch einheimisches, nachhaltiges und erneuerbares Gas ersetzen. Biogas schafft auch neue wirtschaftliche Möglichkeiten in ländlichen Gebieten. Die Biogas-Industriepartnerschaft, die wir ins Leben rufen, wird entscheidend dazu beitragen, die Produktion und Nutzung von Biogas in der gesamten EU zu steigern.»
Klingt sehr gut. Doch wenn dem wirklich so werden soll, müssen die EU und die nationalen Regierungen jetzt auch Massnahmen gegen die Preisexplosion im CNG- und LNG-, aber auch Biogas- und Bio-LNG-Markt ergreifen. Aktuell setzen rund 3200 europäische Transportunternehmen auf Gasfahrzeuge: 31’000 LKW mit CNG- oder LNG-Antrieb sorgen europaweit für einen umweltfreundlichen Transport von 326 Millionen Tonnen Gütern. Pro Jahr werden dank des Einsatzes von Trucks mit Biogas und Bio-LNG statt Diesel im Tank so bereits 776’000 Tonnen CO2 eingespart – all das steht durch die hohen Preise nun jedoch auf dem Spiel.
Will man die rasche Dekarbonisierung durch den Einsatz von CNG- und LNG-Trucks im Güterverkehr nicht auf Spiel setzen, sind nun Massnahmen gefragt. Quelle: Zukunft Gas
NGVA Europe fordert deshalb die Politiker eindringlich auf, die CNG- und LNG-Preise in Europa zu stabilisieren, um den Verkehrssektor und auch weitere davon betroffene Bereiche zu unterstützen beziehungsweise zu schützen. Der vorgeschlagene Fünf-Punkte-Plan von NGVA Europe sieht neben Steuersenkungen, um die CNG/LNG-Preise zu stabilisieren, damit sie nicht das Niveau von Benzin und Diesel übersteigen, auch Rettungsfonds für Transportunternehmen vor, die Biogas- und Bio-LNG-Fahrzeuge betreiben und deswegen vor wirtschaftlichen Schwierigkeiten oder einem möglichen Konkurs stehen.
«Transportunternehmen, die auf Biogas und Bio-LNG setzen, brauchen nun dringend Klarheit, damit sie nicht das Vertrauen in diese zuverlässigste kohlenstoffarme Technologie verlieren, die derzeit für den Schwerlastverkehr zur Verfügung steht», macht Timm Kehler, Präsident von NGVA Europe, deutlich. Schliesslich stossen Gas-LKW gegenüber vergleichbaren Dieseltrucks bis zu 35 Prozent weniger CO2 aus. Sind sie mit Schweizer Biogas unterwegs, sind es bis zu 85 Prozent weniger. (pd/jas, 18. Oktober 2022)