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Viele Gäste nutzten das 20-Jahre-Jubiläum der Apex, um die ausgestellten Exponate genauer unter die Lupe zu nehmen. Quelle: CNG-Mobility.ch
Ganz unscheinbar im Industriequartier im solothurnischen Däniken versteckt sich ein Schweizer Unternehmen, das bezüglich erneuerbare Gase, Gas-Tankstellenbau und -wartung, Mittel- und Hochdruck-Kompressoren oder auch Industriegasen sowie Speicherflaschenentsorgung nicht mehr wegzudenken ist: die Apex AG. Zusammen mit seinem Team bildet hier Gründer und Inhaber Ueli Oester ein Kompetenzzentrum zu all diesen Themen – und das seit 20 Jahren.
Verdichter, Kompressoren und Speicher, die Apex im solothurnischen Däniken kümmert sich seit Jahren mit viel Know-how darum. Quelle: CNG-Mobility.ch
«Ich habe die Apex 2002 als Einzelfirma gegründet, dann kann man nämlich die Pensionskasse plündern und so sein Unternehmen starten», erinnert sich Inhaber Oester. «Nach einem Jahr habe ich dann am 14. Februar 2003 die Apex AG gegründet und unter anderem mit dem Unterhalt, der Reparatur und der Installation von CNG- und Biogas-Tankstellen begonnen.» Heute betreut das Unternehmen mehr als 50 Prozent der Schweizer Gas-Tankstellen und betreibt einige selbst. «Doch unser Fokus hat sich etwas geändert», gesteht Oester zum grossen 20-Jahre-Jubiläum, «wir konzentrieren uns nun mehr auf Biogas und Wasserstoff. Und wir arbeiten mit der Ostschweizer Fachhochschule auch an Power-to-X-Projekten.»
Apex-Inhaber Ueli Oester (links) im Gespräch mit Markus Friedl, Professor für Thermo- und Fluiddynamik an der Ostschweizer Fachhochschule. Quelle: CNG-Mobility.ch
Kein Wunder, schaute daher zum Firmenjubiläum beispielsweise auch der Professor für Thermo- und Fluiddynamik Markus Friedl, Institutsleiter der Fachhochschule Ostschweiz (OST), vorbei. Auch Heinz Bauer, Seniorchef des renommierten, heute weltweit mit 22 Tochterfirmen und über 350 Vertriebspartnern vertretenen Hochdruck- und Schraubenkompressoren-Spezialisten Bauer Group, liess sich das Apex-Jubiläum nicht entgehen. Er lauschte nicht nur den Workshops, sondern nahm die verschiedenen Exponate auf dem Firmengelände genau unter die Lupe.
Alexander Diethelm von der Mems AG (links) erläutert Heinz Bauer von der Bauer Group Details zu den neusten Mems-Messgeräten. Quelle: CNG-Mobility.ch
Der 83-Jährige liess sich auch neuste Gadgets erklären. Etwa ein ATEX-zertifiziertes Messgeräte der Fima Mems, das verschiedenste Gasqualitätsfaktoren wie Brennwert, Dichte, Kompressibilität oder auch Wasserstoffgehalt bestimmen kann und von Apex gerne im Biogasanlagenbau eingesetzt wird. Für das Apex-Jubiläum organisierten Inhaber Oester, Geschäftsführer Bora Culhaoglu und ihr Team die ganze Bandbreite an CNG-Fahrzeugen, vom imposanten Iveco-LKW über den praktischen Piaggio Porter bis hin zu diversen CNG-Autos und natürlich einem der ersten New-Holland-Traktoren mit CNG-Antrieb der Schweiz. «Es ist eigentlich ganz einfach: Ohne Tankstellen gibt’s keine Autos und umgekehrt ohne Fahrzeuge auch keine Tankstellen», sinniert Oester. Daher war die Apex immer wieder federführend, wenn es darum ging, neue Technologien auf den Markt zu bringen oder zu optimieren.
Vom LKW mit CNG-Antrieb über den CNG-Traktor bis hin zum praktischen Allrounder Piaggio Porter mit CNG-Antrieb, alle sind auf eine CNG-Tankmöglichkeit angewiesen. Quelle: CNG-Mobility.ch
So etwa beim Blue Bonsai, einer neuentwickelten Biogas-Aufbereitungsanlage mit integrierter Biogas-Tankstelle, die im Sommer 2016 in Betrieb ging und im ersten Betriebsjahr schon fast 2000 Betriebsstunden erreichte. Design-, Kosten- und Betriebsanalyse zeigten noch Optimierungsmöglichkeiten, daher baute man die Anlage um und verdoppelte die Aufbereitungskapazität. Ueli Oester und sein Team schafften es zudem, die spezifischen Investitions- und Betriebskosten zu halbieren: Nur ein Bespiel für die Innovationskraft und das Streben nach besseren, cleveren Lösungen des Apex-Teams. Gibt es etwas noch nicht auf dem Markt, so entwickelte man es in Däniken eben auch mal selbst, wie etwa die Software für die Biogas-Wahltaste an den Schweizer Tanksäulen.
Auch bei der Gasaufbereitung zeigte sich die Apex innovativ und entwickelte die Membrane zur Gastrennung weiter. Quelle: CNG-Mobility.ch
«Es braucht nicht nur beim Bau von Rohrspeichern oder dem Einsatz von Verdichtern unser Know-how, auch beim Unterhalt der Anlagen und Tankstellen sind recht viele Dienstleistungen gefragt, ob bezüglich Eichung, raschem Füllkupplungsersatz oder auch mal Austausch des Molsiebs», erläutert Oester. «Die bieten wir bei der Apex genauso an wie Schulungen zu diesen Themen.» Immer wieder konnte sein Unternehmen auch zusammen mit innovativen Kunden Produkte weiterentwickeln. So wurde etwa mit Reto Grossenbacher aus Reidermoos LU eine Biogasaufbereitungsanlage im Kleinformat für 20 Kubikmeter/Stunde entwickelt. Und in Kürze nimmt die Energiewirt GmbH ein Biogasanlage, die dank einer Apex-Aufbereitungsanlage in einem kompakten 20-Fuss-Container Biomethan ins lokale Netz einspeist, ihren Betrieb auf.
Spannende Workshops gaben während des Jubiläumanlasses Einblick in die von der Apex bearbeiteten Geschäftsfelder. Quelle: CNG-Mobility.ch
«Unsere Vision ist es, mit kleinen, unabhängigen Biogasanlagen und Tankmöglichkeiten bei innovativen Bauernbetrieben sowie bei Kläranlagen Versorgungslücken zu schliessen – dieses Potenzial ist in der Schweiz noch weitegehend ungenutzt und wird leider von der Politik bislang auch zu wenig anerkannt», so der Apex-Inhaber. Doch Ueli Oester würde mit seinem Unternehmen nicht zu den Hidden Champions der Schweizer Energiewirtschaft gehören, ginge sein Blick nicht über CNG und Biogas hinaus. Daher steht beim Jubiläum auch ein Toyota Mirai mit Brennstoffzellenantrieb in der Fahrzeugparade, und Jörg Merz, Geschäftsführer AGVS Zentralschweiz sowie Wasserstoffexperte, erläutert den Anwesenden auch im H2-Bereich den aktuellen Stand der Technik. Er zeigt neben Schnittmodellen einer H2-Speicherflasche sowie von Hyundai-H2-Motoren auch, wie Wasserstoff brennt – für viele ein Aha-Erlebnis, da die Flamme nur auf der Infrarot-Kamera sichtbar ist und keine Wärmeabstrahlung verursacht.
Jörg Merz, Geschäftsführer AGVS Zentralschweiz, legt an Schnitt-Modellen dar, welche Herausforderungen der Wasserstoffantrieb mit sich bringt. Quelle: CNG-Mobility.ch
«Wir müssen auch mit H2 solide Erfahrungen machen und die Technologie weiterentwickeln», erläutert Oester. Daher arbeitet sein Unternehmen auch an eigenem H2-Verdichter. «Er hat zwar schon 500 bar erreicht, aber ist mit der Fördermenge noch nicht da, wo man hin will. Zudem muss man nicht nur schauen, das etwas gut funktioniert, sondern, dass auch das Wartungskonzept stimmt und man einen Verdichterkopf beispielsweise einfach austauschen kann.» Ausgetauscht hat Ueli Oester sich nach 20 Jahren an der Apex-Spitze auch selbst. Seit Anfang 2023 zeichnet der Maschinentechniker und Anlagenbau-Spezialist Bora Culhaoglu für die Geschäfte verantwortlich. Und mit dem typischen, verschmitzten Lächeln erklärt Oester abschliessend: «Wären wir eine reine CNG-Service-Firma geblieben, dann hätte es auch keinen neuen Chef gebraucht. Würden wir nicht in Wasserstoff und die Zukunft investieren, dann wäre die Apex mit mir in Pension gegangen.» (jas, 5. September 2023)
Apex-Geschäftsführer Bora Culhaoglu (links) und Apex-Inhaber Ueli Oester im Gespräch mit einem Kunden. Quelle: CNG-Mobility.ch