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Ein der sechs neuen von insgesamt zwölf Linienbusse mit CNG-Antrieb und Biogas im Tank bei den Verkehrsbetriebe der Region am oberen Genfersee VMCV. Quelle: VMCV
In Lissabon gehören sie zum Strassenbild. In Madrid oder Paris oder auch dem norwegischen Bergen ebenso. Nur in der Schweiz sieht man Linienbusse mit CNG-Antrieb seltener. Nicht so am oberen Genfersee! Ob Vevey mit dem Charlie-Chaplin-Museum; Montreux, Heimat des Jazz-Festivals; Chillon mit der weltbekannten mittelalterlichen Wasserburg; oder Villeneuve, das historische Städtchen am Genfersees: Sie alle sind ja per se schon eine Reise wert, und diese ganzen Sehenswürdigkeiten lassen sich sogar auf nachhaltige Art und Weise bewundern.
In den portugiesischen Gemeinden Almada, Seixal und Sesimbra werden künftig ebenfalls Busse mit CNG-Antrieb unterwegs sein. Quelle: Iveco Portugal
Was Besuchenden nicht unbedingt realisieren: Die öffentlichen Verkehrsbetriebe der Region VMCV gehören zu den Schweizer Vorreitern beim ÖV mit Biogas. Sie betreiben aktuell die grösste Biogas-Busflotte des Landes und zeigen damit, dass man die Dekarbonisierung auch ohne reine Elektro-Flotte zügig vorantreiben kann. Damit Passagiere bemerken, dass sie hier nachhaltig von A nach B reisen, prangt auf der Front der sechs neuen, 81 Plätze bietenden Biogas-Busse eine Banane wie ein gigantisches gelbes Lächeln zwischen den Scheinwerfern. Der Slogan «Depuis que je roule au biogas, j’ai la banane.» bedeutet auf Deutsch so viel wie «Seit ich mit Biogas fahre, habe ich ein Lächeln im Gesicht.». Dies macht die sinnvolle Nutzung von biogenen Reststoffen für die Mobilität wunderbar deutlich. Denn nicht zuletzt sorgt das bei der Umwelt für gute Laune, weil die Busse dank Biogas nahezu CO2-neutral unterwegs sind.
Caroline Beglinger Fëderova, Geschäftsführerin der Öffentlichen Verkehrsbetriebe VMCV. Quelle: CNG-Mobility.ch
«Schweizer Biogas hat ausserdem den Vorteil, dass die in Europa leidige Teller-oder-Tank-Diskussion wegfällt, weil wir hierzulande keine Nutzpflanzen extra für die Biogas-Produktion anbauen. Da waren wir mit unseren Regelungen klar cleverer», erläutert Caroline Beglinger Fëderova, Geschäftsführerin der Öffentlichen Verkehrsbetriebe VMCV, ebenfalls zufrieden lächelnd. Clever ist auch der Einsatz der nun zwölf Biogas-Busse auf dem Netz am oberen Genfersee. Zudem kommen 16 Elektro-Busse zum Einsatz, so dass pro Jahr allein auf der Linie 201 über eine halbe Million Liter Dieseltreibstoff und somit jede Menge CO2 eingespart wird.
(v.l.n.r.): Philippe Petitpierre (Präsident und Vorstandsvorsitzender der Energiapro SA), Caroline Beglinger Fëderova (Geschäftsführerin der Öffentlichen Verkehrsbetriebe VMCV SA), Francesco Romano (Chef von Scania Schweiz AG), Emilie Simon (Stellvertretende Direktorin Energiapro SA), Jean-François Lanleau (IT-Direktor bei der Holdigaz SA) und Stéphane Nançoz (Generaldirektor technischer Bereich bei der Holdigaz SA) vor einem der neuen Biogas-Busse im VMCV-Depot in Clarens VD. Quelle: CNG-Mobility.ch
«Es wird ja auch hierzulande immer wärmer. Ich habe gerade heute gelesen, dass sich der Alteschgletscher pro Tag inzwischen zwanzig Zentimeter zurückzieht», führt die VMCV-Chefin aus. «Der Klimawandel ist ein globales Problem, das alle betrifft, und der starke Partner braucht, um etwas dagegen zu unternehmen.» Beglinger Fëderova ergänzt: «Wir sind ein kleines oder, sehe ich nun die etwas skeptischen Blicke meiner Mitarbeitenden, mittleres Unternehmen. Wir können trotzdem nicht auf allen Hochzeiten tanzen und beliebig viele alternative Antriebsarten einsetzen oder spannende Technologien zur Marktreife führen. Wir müssen eine bereits heute einsatzfähige und zuverlässige Technologie nutzen, die uns trotzdem erlaubt, unseren Beitrag gegen den Klimawandel zu leisten. Darum haben wir uns bei der Flottenerweiterung für Biogas-Busse und starke Partner entschieden.» Sechs neue Biogas-Busse von Scania mit je vier Biogas-Tanks und 230 bis 255 Kilo Biogas an Bord kurven nun durch die schöne Region am Genfersee.
Emilie Simon, stellvertretende Direktorin Energiapro SA (links), überreicht der VMCV-Chefin Caroline Beglinger Fëderova das Biogas-Zertifikat. Quelle: CNG-Mobility.ch
Mit Energiapro hat der VMCV erst noch einen starken Partner aus dem Energiesektor an seiner Seite. Energiapro stellt das benötige Schweizer Biogas aus organischen Reststoffen lokal her und hilft so, den Stoffkreislauf zu schliessen. «Wir können so etwas für unser Region und zugleich die Umwelt tun», betont die ÖV-Direktorin. Anlässlich Einweihung der neuen Biogas-Busflotte überreichte Emilie Simon, stellvertretende Direktorin Energiapro SA, dem VMCV ein Zertifikat, das offiziell bescheinigt, dass der jährliche Verbrauch der zwölf Busse mit CNG-Antrieb durch Biogas abdeckt wird und so allein 2024 rund 700’000 kg CO2 eingespart werden.
Philippe Petitpierre, Präsident und Vorstandsvorsitzender der Energiapro SA (links), und Caroline Beglinger Fëderova, die Geschäftsführerin der Öffentlichen Verkehrsbetriebe VMCV SA, unterhalten sich über den Einsatz der neuen Biogas-Busse. Quelle: CNG-Mobility.ch
Das Biogas von Energiapro wird lokal an fünf Westschweizer Standorten erzeugt und ins Netz der Holdigaz-Gruppe eingespeist. In Lavigny, Penthaz, Roche, Collombey-Muraz und Écublens FR wird durch Fermentation organischer Reststoffe, hauptsächlich in Haushalten gesammelte Grün- und Lebensmittel-Abfälle, die erneuerbare Energie gewonnen. «Unsere Partnerschaft mit den VMCV startete bereits 2009, als die ersten acht CNG-Busse zum Einsatz kamen. Schon damals halfen diese dank des Biogasanteils im Schweizer CNG, die CO2-Emissionen zu senken», erinnert sich Emilie Simon von Energiapro. «Vor zehn Jahren wurde dann entschieden, nur noch mit Biogas zu fahren, und heute können wir den Ausbau dieser Biogas-Flotte feiern.»
Mit Treibstoff sozusagen direkt aus der Grüntonne sind die Biogas-Scania unterwegs und helfen so regionale Stoffkreisläufe zu schliessen. Quelle: CNG-Mobility.ch
Selbst wenn mit der Migros oder dem regionalen Transportunternehmen Henry Transports SA noch weitere Unternehmen auf Biogas setzen, sieht Simon, die stellvertretende Direktorin von Energiapro SA, viel Potential für Biogas. Sie macht klar: «Wir haben uns bei Holdigaz zudem entschieden, dass wir auch für die vielen privaten Nutzer von CNG-Fahrzeugen das Netz an CNG-/Biogas-Tankstellen in unserer Region so lange als möglich aufrechterhalten. Auch wenn wir in anderen Schweizer Regionen aktuell leider teils einen Rückgang der Tankstellendichte sehen.» Die fünf Biogasanlagen der Holdigaz-Gruppe haben übrigens allein im letzten Jahr Biogas für umgerechnet 30 Millionen kWh geliefert; sie sorgen so für regionales Schweizer Biogas, das unter anderem in der Mobilität massgeblich zur Dekarbonisierung beitragen kann.
Scania-Chef Francesco Romano (rechts) ist der dritte starke Partner, der zusammen mit VMCV-Chefin Caroline Beglinger Fëderova (Mitte), und Emilie Simon, stellvertretende Direktorin Energiapro SA (links), die Dekarbonisierung im ÖV am Genfersee dank Biogas-Bussen vorantreibt. Quelle: CNG-Mobility.ch
Der Schweizer Scania-Chef Francesco Romano ergänzt dazu: «Viele Leute vergessen vor lauter Brennstoffzellen-, Elektro- und Wasserstoff-Hype leider CNG-Antrieb. Dabei ist die Technologie seit fast 50 Jahren am Markt und hat sich bewährt», erklärt er. «Ich bin überzeugt, dass wir auch in der Zukunft mit einem Mix von verschiedenen Antriebstechnologien unterwegs sein werden. In der Schweiz sind die Verkäufe bei den CNG-Fahrzeugen zwar stabil, aber liegen auf einem überschaubaren Niveau. Dabei wäre es so wichtig, dass wir in allen Bereichen in Richtung Wiederverwertung und Kreislaufwirtschaft vorankommen», so Scania-Schweiz-Chef Romano.
Ganz klar gut gelaunt und dank der Banane mit einem Lächeln an der Fahrzuegfront fahren die VMCV-Busse mit Biogas nahezu CO2-neutral dem Klimawandle entgegen. Quelle: CNG-Mobility.ch
Caroline Beglinger Fëderova ergänzt: «Wir freuen uns, jetzt sogar mit zwölf Biogas-Bussen unterwegs zu sein und so unseren Teil zur funktionierenden Kreislaufwirtschaft beitragen zu können.» Die zuletzt angeschafften sechs Biogas-Busse werden in der Stadt und auf den Höhen von Vevey und Montreux verkehren und ermöglichen eine Senkung der CO2-Emissionen des VMCV um weitere 20 Prozent. «Auch unsere Chauffeure sind übrigens voll des Lobes für die neuen Biogas-Busse und freuen sich, damit zu fahren.» Gute Laune ist eh Programm, wenn einem hier sogar der Bus mit einem symbolischen Lächeln entgegenfährt. (jas, 6. Mai 2024)