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Nicht nur die Produktion von und das Netz für Biogas wird europaweit ausgebaut, sondern auch das Netz für den Transport von Wasserstoff soll sukessive engmaschiger werden. Quelle: GIE
In unseren Nachbarländern wird fleissig an Wasserstoff-Strategien gearbeitet, welche Klima-, Energie-, Industrie- und Innovationspolitik verzahnen sollen. In Deutschland wurde 2020 von der Regierung sogar vollmundig erklärt: «Ziel ist es, Deutschland zu einem globalen Vorreiter bei grünem Wasserstoff zu machen und langfristig die Marktführerschaft bei Wasserstofftechnologien zu erlangen und zu sichern.» Wasserstoff ist genau wie Biogas und andere erneuerbare Gase entscheidend, um das Ziel Netto-Null bis 2050 zu erreichen.
Sachsen-Anhalts-Umweltminister Armin Willingmann und Avacon-Netz-Geschäftsführer Frank Schwermer beim Startschuss für 20-Prozent-Wasserstoff-Beimischung in einem Versuchsabschnitt. Quelle: Avacon
In Deutschland werden in gewissen Regionen die Pläne schon konkretisiert, um potenzielle Nutzer von grünem Wasserstoff und deren zukünftigen Bedarf sowie das Erzeugungspotenzial für Grünstrom mit dem konkreten Aufbau und der Transformation des dazu nötigen Netzes zu verbinden. Das zeigt beispielswiese die Studie Wasserstoffnetz Mitteldeutschland 2.0. «Für die Energiewende und Klimaneutralität brauchen wir grünen Wasserstoff – gerade, weil wir eine Energie- und Industrieregion sind und bleiben wollen», erläutert Wolfram Günther, Staatsminister für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft in Sachsen. «Daher bauen wir eine Wasserstoffwirtschaft auf, in der das Gas produziert, transportiert, gespeichert und genutzt wird.»
Die Pläne für das europäische Wasserstoffnetz gemäss der Initiative European Hydrogen Backbone. Quelle: EHB
Seit ihrer Gründung im Jahr 2020 soll auch die Initiative European Hydrogen Backbone (EHB), die inzwischen 32 Mitglieder aus 28 Länder umfasst, zur Entwicklung eines europäischen Wasserstoffmarktes und dem Ausbau des Netzes beitragen, das Länder in ganz Europa verbindet und so seinen Beitrag zu einer nachhaltigen und erschwinglichen Energieversorgung leistet. Im April 2022 umfasste das Netzwerk bereits 27’986 Kilometer, wovon rund die Hälfte umgenutzte Gasleitungen waren. Die rasante Entwicklung des Netzes lässt sich am besten auch auf der interaktiven Karte oder auch auf der Plattform Entsorg-Transparency mitverfolgen.
Grüner Wasserstoff von Hydrospider wird in der Schweiz unter anderem genutzt, um das H2-Tankstellennetz, wie hier im Grauholz, mit Energie für die Brennstoffzellen-LKW von Hyundai zu versorgen. Quelle: CNG-Mobility.ch
Anders als im nahen Ausland oder Wasserstoffvorreiternationen wie Norwegen fehlt in der Schweiz bislang – genau wie beim Biogas übrigens auch – eine nationale Strategie. Gemäss der Energieperspektiven 2050+ soll grüner Wasserstoff auch hierzulande eine wichtige Rolle spielen bei der Energiewende, besonders in schwer zu dekarbonisierenden Sektoren und als Speicherlösung. Anders als bei der Roadmap Elektromobilität, die bereits seit 2018 eine nationale Stossrichtung vorgibt und Rahmenbedingungen klärt, fehlt dies für Wasserstoff und erneuerbare Gas noch.
Der neue Multi-Energie-Hub mit der Power-to-Gas-Anlage von Limeco, der das Limmattal auch in der Zukunft mit nachhaltiger Energie versorgen wird. Quelle: Limeco
Dabei hat die Power-to-Gas-Technologie, die elektrischen Strom zum Beispiel in speicherbaren Wasserstoff (H2) oder in synthetisches Methan (CH4) verwandelt, das Forschungsstadium längst verlassen und funktioniert, wie beispielsweise die erste industrielle Power-to-Gas-Anlage der Schweiz beim Limmattaler Regiowerk Limeco zeigt. Schon vor einem Jahr machte Daniela Decurtins, Direktorin des Verbands der Schweizerischen Gasindustrie (VSG), am 2. Power-to-Gas-Kongress klar: «Technologien wie Power-to-Gas bieten ein grosses Potenzial für eine nachhaltige und klimaneutrale Energieversorgung, indem Strom aus erneuerbaren Quellen saisonal im Gasnetz gespeichert werden kann. Wichtig ist dabei ein Herkunftsnachweis für grünen Wasserstoff genauso wie ein Nachweissystem, damit ein Markthochlauf stattfinden und der grüne Wasserstoff als erneuerbar gehandelt werden kann.»
Die trinationale Initiative «3H2» wurde 2022 gegründet und soll den Wirtschaftsstandort in der Region Basel über die Landesgrenzen hinaus zu stärken. Quelle: 3H2
Wasserstoff, hergestellt aus erneuerbaren Energiequellen, kann wie Biogas und weitere erneuerbare Gase fossile Energieträger ersetzen – im Transportbereich genauso wie als Prozessenergie und Rohstoff in der Industrie. Davon sind auch die Handelskammer beider Basel, IWB und die Klimaplattform der Wirtschaft Region Basel überzeugt, darum haben sie bereits im Sommer 2022 mit weiteren Partnern aus Deutschland und Frankreich die trinationale Initiative «3H2» gegründet, um den Wirtschaftsstandort zu stärken.
Am zweiten Power-to-Gas-Kongress 2022 waren sich Experten und Politiker einig: Grüner Wasserstoff wird für die Energieversorgung oder als Speicherlösung eine Rolle spielen. Doch wie sieht das 2023 aus? Quelle: CNG-Mobility.ch
Was sich in der Schweiz aktuell beim Thema erneuerbare Gase sonst noch alles tut, welche Rolle Wasserstoff im künftigen Energiesystem spielen soll, was Potenzial und Hürden für Wasserstoff & Co sind, dazu wird übrigens die 3. Austragung des Power-to-Gas-Kongress Schweiz Auskunft geben. Am 5. September wird dabei auch auf erfolgsversprechende Projekte und Innovationen aus Europa und der Schweiz, wie der Energiepark Wunsiedel, die Speicherung von überschüssigem Strom in Biomethan und die Entwicklung des «Methan-Reaktor GanyMeth» sowie grüner Wasserstoff aus Holz aus dem Jura, eingegangen. Ausserdem wird auch ein Update zu Import- und Transortwege in und durch die Schweiz geliefert. (pd/jas, 27. Juli 2023)