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Biogas-Anlage in Górzyca Polen. Quelle: GIE
Trotz aller derzeitigen Bemühungen der EU ist der Verkehr der einzige Sektor, der nicht dekarbonisiert werden konnte, sondern seit 2014 sogar einen jährlichen Anstieg der Treibhausgasemissionen verzeichnet. Weitere Massnahmen zur Verringerung der Emissionen müssen daher sofort ergriffen werden. Die Verbreitung der Elektromobilität nimmt zwar zu, wird aber allein die dringend erforderliche Dekarbonisierung nicht sicherstellen können. Elektromobilität eignet sich zudem auch nicht für alle Verkehrssektoren. Andere alternative, grüne Treibstoffe können gemeinsam mit der Elektromobilität aus nachhaltigen Stromquellen dazu beitragen, die Dekarbonisierung im Verkehrssektor in den kommenden Jahren zu beschleunigen und sicherzustellen, dass ihr wirtschaftlicher Nutzen in der EU bleibt.
Alle Studien zu alternativen Treibstoffen seit 2010 zeigen, dass Biogas im Verkehrssektor dabei eine wichtige Rolle spielen kann. Biogas ist verfügbar, skalierbar und trägt zur Aufrechterhaltung einer starken Automobilindustrie in der EU bei. In den letzten Jahren wurden von EU-Institutionen, Autoherstellern, Forschungsinstituten und Universitäten verschiedene Studien über CO2-Emissionen von Treibstoffen durchgeführt. Die EBA hat eine vergleichende Analyse von 11 Studien vorgenommen, darunter auch einer Empa-Studie zu den Abgasemissionen von Gasfahrzeugen von 2017. Das eindeutige Resultat – trotz der grossen methodischen Vielfalt – der Studien: Biogas besitzt das beste Dekarbonisierungspotenzial für den Verkehrssektor.
Ein Marker für eine Biogasleitung in Frankreich. Quelle: GIE
Neben den signifikanten CO2-Reduktionen, die gleich hoch oder in einigen Fällen gar höher sind als die durch Elektromobilität, bietet Biogas den Vorteil der unmittelbaren Einsatzmöglichkeit. Darüber hinaus kann es im Schwertransport und auch im maritimen Sektor eingesetzt werden. Auf der Grundlage der wissenschaftlichen Fakten fordert der europäische Biogas Verband EBA die politischen Entscheidungsträger der EU auf, die wertvolle Rolle und das Potenzial von Biogas in der Strategie für nachhaltige und intelligente Mobilität anzuerkennen und gleiche Wettbewerbsbedingungen zu schaffen sowie die Produktion von Biogas als Herzstück einer Kreislaufwirtschaft anzuerkennen.
Die Umstellung vom jetzigen TtW- (Tank-to-Wheel = Tank zu Rad), auf WtW- (Well-to-Wheel = Quelle zu Rad) oder gar den LCA-Ansatz (Life Cycle Assessment = Lebenszyklus-Bewertung) bis 2030 in allen verkehrs- und treibstoffbezogenen Rechtsvorschriften der EU wäre diesbezüglich zwingend. Somit wäre endlich eine genaue und umfassende Quantifizierung der CO2-Emissionen im Verkehrssektor möglich. Und sollte der WtW-/LCA-Ansatz innerhalb der EU nicht umgesetzt werden, müsste die EU zumindest bei der Überarbeitung der Richtlinie zur Energiebesteuerung oder der Verordnung zur Festlegung von CO2-Emissionsleistungsnormen die CO2-Neutralität von Biogas als Energieträger anerkennen.
Erste positive Anzeichen dafür sind vorhanden: So hat Spanien kürzlich die positiven Rolle von Biogas anerkannt und die CO2-Emissionen von mit Biogas betriebenen Autos in einem Tank-to-Wheel-Ansatz auf Null gesetzt. Als weiteres positives Beispiel ist sicherlich Schweden zu nennen, welches das grosse Potenzial von Biogas im Verkehrssektor voll ausschöpft und bereits einen Biogasanteil von 94 Prozent vorweisen kann. Aktuelle Studien wie die «Gas Decarbonisation Pathways 2020-2050» zeigen ausserdem, dass der Einsatz von Biogas noch ein enormes Steigerungspotenzial besitzt und bereits 2030 europaweit bis zu 35 Milliarden Kubikmeter Biogas produziert werden könnten, bis 2050 sogar bis zu 95 Milliarden. (jas, 12. Juli 2020)
Es freut uns, Sie zu einem Webinar einzuladen, in dem die Rolle von Gas und seiner Infrastruktur beim Umbau zu einer klimaneutralen Energieversorgung diskutiert wird. Der mit Abstand kostengünstigste Weg zur Dekarbonisierung ist die Kombination von Strom mit erneuerbaren Gasen wie Wasserstoff und Biomethan unter Nutzung existierender Gasinfrastrukturen. Europa geht auf dem «Gas Decarbonisation Pathways 2020-2050» voran, und was macht die Schweiz? Die virtuelle Veranstaltung findet am 18. August 2020, 16 bis 17 Uhr, im Virtual HSG-Classroom statt. Es besteht auch die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Der kostenlose Webtalk wird organisiert in Zusammenarbeit von VSG und der Universität St. Gallen. Weitere Details und Anmeldung.