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Gerald Linke, Quelle: DVGW/Kurda
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Gasmobilität – Perspektiven und Herausforderungen

Im folgenden Gastbeitrag zeigt Gerald Linke, der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches, das Potenzial und die Herausforderungen für die Gasmobilität auf.

Gerald Linke, Quelle: DVGW/Kurda
So stellt sich der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches e.V., der zusammen mit seinen über 13’600 Mitgliedern das Gas- und Wasserfach mit den Schwerpunkten Sicherheit, Hygiene und Umweltschutz in Deutschland fördert, die Mobilität der Zukunft vor. Quelle: DVGW

Die klimafreundliche Ausgestaltung der Mobilität bleibt eine der grossen internationalen Herausforderungen der Energiewende. Die verkehrsbedingten Emissionen im Jahr 2030 sollen in Deutschland im Vergleich zu 1990 um 40 Prozent sinken. Tatsächlich stagnieren sie seit 30 Jahren nahezu unverändert auf hohem Niveau und sind 2019 sogar leicht gestiegen. Daran vermochten auch die Initiativen der Politik mit Fokus auf den Hochlauf von Elektrofahrzeugen und dazugehörigen Ladeinfrastrukturen bislang nichts zu ändern.

Um die dringend benötigte Trendwende bei den Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor einzuleiten, muss der Blick auf alle verfügbaren Optionen gerichtet werden. Klar ist: Will man die Chancen auf schnellen Klimaschutz in der Mobilität nutzen, so führt an gasbasierten Antriebskonzepten und Treibstoffen kein Weg vorbei. Mit Erdgas ebenso wie mit klimaneutralen Gasen kann den Klimazielen im Verkehrssektor ohne Umwege ein grosses Stück nähergekommen werden. CNG- (Compressed Natural Gas) und LNG-Technologien (Liquefied Natural Gas) für LKW, Personenwagen und Busse sind technisch ausgereift und sofort verfügbar. Sie können beispielweise im Einsatz auf der Langstrecke, in preissensiblen Segmenten (Personenwagen), im anspruchsvollen Linienbetrieb (Bus) und beim Transport schwerer Lasten (LKW) signifikante Klimagasminderungen erzielen. Ein weiterer Vorteil ist, dass der Ausstoss von Stickoxiden bei der Nutzung von Gas als Treibstoff um bis zu 85 Prozent niedriger ist als der Grenzwert für Diesel nach der Euro-6-Abgasnorm. Zudem entstehen beim Verbrennen von Erdgas nahezu kein Russ und Feinstaub und die Lärmemission lässt sich halbieren.

Gerald Linke, Quelle: DVGW/Kurda
Quelle:  DVGW/Kurda

Hinzu kommt: Zur raschen Emissionsreduktion im Verkehrssektor können umgehend erneuerbare «grüne» Gase wie Biogas und mittelfristig auch synthetisch erzeugte Gase als Treibstoffe genutzt werden. So bietet der Antrieb mit CNG die Möglichkeit, sofort Biogas aus bisher ungenutzten Reststoffen als Treibstoff einzusetzen. Der Biogas-Anteil am CNG-Mix in Deutschland beträgt aktuell ca. 50 Prozent. Bei Betankung an den inzwischen über 400 Tankstellen, die zu 100 Prozent Reststoff-Biogas anbieten, können die Fahrzeuge nahezu klimaneutral angetrieben werden. Damit wird bereits heute ein erheblicher Beitrag zur Reduktion von Treibhausgas-Emissionen im Verkehrsbereich geleistet, der leicht weiter angehoben werden könnte.

Bisher werden fortschrittliche erneuerbare gasförmige Treibstoffe am Fahrzeug jedoch so bewertet wie fossile Treibstoffe. Das führt dazu, dass andere klimaneutrale Lösungen neben der Elektromobilität aus dem Markt gedrängt werden. Klimapolitisch ist es jetzt dringend geboten, die Mobilität technologieoffen zu gestalten und alle Antriebskonzepte mit CO2-Reduktionspotenzial kritisch zu prüfen und regulatorische Stoppschilder aus dem Weg zu räumen. Für den globalen Treibhauseffekt spielt es keine Rolle, wo Treibhausgas-Emissionen (THG) verursacht werden. Jede Tonne CO2, die emittiert wird, hat Auswirkungen auf das Klima. Eine Bewertung von Antriebskonzepten in der Mobilität muss daher das Gesamtsystem betrachten, das heisst Fahrzeugherstellung und -entsorgung, Treibstoffinfrastruktur und den Treibstoff beziehungsweise die Antriebsenergie selbst. Dies bedeutet, dass alle Emissionen relevant sind – unabhängig davon, wo sie anfallen. Das heisst aber auch, dass die Realisierung von THG-Einsparungen ab sofort wichtig ist.

Neben Biogas und synthetisch erzeugtem Erdgas wird Wasserstoff bei Personenwagen und Nutzfahrzeugen stark an Bedeutung gewinnen. Auch hier ist das klare Bekenntnis der Politik wichtig, damit der Markthochlauf dieser wichtigen Technologie nicht ausgebremst wird. Konkret muss sich die Politik für einen Well-to-Wheel-Ansatz stark machen. Es dürfen nicht ausschliesslich jene Emissionen gemessen werden, die bei der Verbrennung des Treibstoffes entstehen, sondern auch die vorgelagerten. Ein Weg ist, die Flottengrenzwertregelung zu erweitern, damit die Anrechnung nachhaltiger Treibstoffe auf Flottengrenzwerte der Fahrzeughersteller erfolgen kann. Nur dann ist der notwendige Anreiz für einen Markthochlauf dieser Treibstoffe und Fahrzeuge gegeben. Und nur dann erhielten Fahrzeuge, die mit grünen Gasen wie Biogas, synthetisch erzeugtem Erdgas oder mit Wasserstoff fahren, eine faire Chance, einen signifikanten Beitrag zum Klimaschutz im Verkehrssektor zu leisten. (Gerald Linke, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches, 8. Dezember 2020)

 

Symposium
Symposium Gas-Mobilität 2021

Wie im obigen Gastbeitrag beschrieben, lassen sich die enormen energie- und klimapolitischen Herausforderungen im Mobilitätssektor nur durch Technologieoffenheit lösen. Am 2. und 3. März 2021 findet in Berlin und online das Symposium Gas-Mobilität mit dem Fokus auf LNG, Wasserstoff und grüne Gase statt. Das zweitägige Symposium führt verschiedene Branchen zusammen und dient dem Erfahrungsaustausch. In prominent besetzten Vorträgen und Panels diskutieren hochrangige Vertreter von Automobilherstellern, Flotten- und Infrastrukturbetreibern, Versorgungsunternehmen und der Politik aktuelle Fragestellungen. Bei Anmeldung bis 18. Dezember 2020 profitieren Sie von attraktiven Preisvorteilen. Programm und Preise finden Sie unter https://zukunft-gas-mobilitaet.de/

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