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Kolly Iveco/Scania
Iveco/Scania
 
 

Für neue Antriebe gerüstet

Das Freiburger Unternehmen Kolly Management SA hat beim Neubau seiner Werkstatt in Aigle nicht nur nachhaltig gebaut, sondern auch weitsichtig geplant. Neben der Reparaturwerkstatt und der Schlosserei ist die neue Garage für Nutzfahrzeuge auch extra mit einer ATEX-Werkstatt für Arbeiten an Fahrzeugen mit Gas-, Wasserstoff- und Elektroantrieb gerüstet.

Kolly Iveco/ScaniaDie LKW-Garage der Kolly Aigle SA, die perfekt auch für Arbeiten an Fahrzeugen mit alternativen Antrieben gerüstet ist. Quelle: Scania

Eine komplett neue Werkstatt nur für Nutzfahrzeuge, ausgerüstet auch für die aktuell im Trend liegenden alternativen Antriebe wie CNG, LNG oder eben auch Wasserstoff und Elektro – für die Schweiz immer noch etwas Aussergewöhnliches. Dominique Kolly, Direktor der Kolly Management SA, bewies mit seiner Millioneninvestition viel Weitsicht. Auf einem Grundstück mit einer Fläche von 18’436 Quadratmetern im Industriegebiet liess er eine neue Garage in Aigle VD errichten und setzte dabei bewusst auf den neusten Stand der Technik.

In der Kolly Aigle SA werden künftig schwere und leichte Nutzfahrzeuge aller Marken und Generationen – alte, aktuelle und zukünftige – dank drei moderner und innovativer Bereiche (Reparaturwerkstatt, Schlosserei und ATEX-Werkstatt) gewartet werden können. Die Abkürzung ATEX steht übrigens für den französischen Begriff «ATmosphères EXplosibles» und legt spezielle Anforderungen an den Explosionsschutz fest, die müssen bei Reparaturen an Wasserstoff- oder auch CNG-LKW eingehalten werden.

Kolly Iveco/ScaniaDominique Kolly, Direktor der Kolly Management SA, geht davon aus, dass man nicht wie in der Vergangenheit nur auf einen Diesel-Antrieb bei den LKW setzt, sondern dass in zehn Jahren Technologieoffenheit vorherrschen wird. Quelle: Scania

«Die Werkstätten in Aigle werden durch ein grosses Lager an Scania- und Iveco-Ersatzteile, zwei Diagnosetunnel und zwei Waschstrassen ergänzt. Eine selbst für zukünftige Treibstoffe vorbereitete Energie- und Ladestation ist ebenfalls bereits vorhanden. Aktuell bietet sie Diesel, Ad-Blue und AC- und DC-Elektrolademöglichkeiten an», erläutert Dominique Kolly. «Wasserstoff und LNG könnten diesen Energiemix künftig ergänzen.»

Nur schon beim Bau des neuen Standorts wurde auf möglichst viel Nachhaltigkeit geachtet. Das für die Waschstrassen verwendete Wasser besteht zu 95 Prozent aus vor Ort aufbereitetem Schmutzwasser und thermische Solarpanels erhitzen das Waschwasser. Zudem ist das Gebäude auf einer Fläche von über 2000 Quadratmetern mit Solarzellen ausgestattet, die jährlich 448’000 kWh produzieren.

Kolly Iveco/ScaniaDie Diesel-Trucks werden durch Fahrzeuge mit alternativen Antriebsvarianten abgelöst werden. Quelle: Scania

Herr Kolly, Investitionen von 15 Millionen Franken für ein neues Nutzfahrzeugzentrum in Aigle – wieso gerade hier?
Dominique Kolly, Direktor der Kolly Management SA: Das Chablais liegt an einer wichtigen Autobahnachse, der A9. Seine Dynamik und seine Möglichkeiten zur Ansiedlung von Handwerk und Industrie machen es zu einer spannenden Region, die wir bezüglich Mobilität begleiten möchten. Zudem können wir unsere Dienstleistungen für unsere treuen Kunden weiterhin im Chablais anbieten. Denn über 30 Jahre lang betrieb hier Michel Longet eine Garage. 2018 hat unsere Gruppe die Garage Longet Poids Lourds in Rennaz dann übernommen. Deren Räumlichkeiten waren zwar sehr gut gelegen, aber auch alt und zu klein – zudem waren wir Mieter. Gemeinsam mit den beiden Marken Iveco und Scania, die wir vertreten, suchten wir daher nach geeigneten Grundstücken in der Region und sind fündig geworden.

Welche Herausforderungen stellten die neuen alternativen Antriebe von LKW wie beispielsweise CNG, LNG oder auch H2 an den Bau?
Um diese Fahrzeuge zu warten und zu reparieren, müssen die Werkstätten, Anlagen und Geräte sehr hohen Sicherheitsstandards genügen. Daher beschlossen wir, ein neues Zentrum zu bauen und gleichzeitig eine separate Werkstatt für diese Fahrzeuge einzurichten. Für diesen Bau wurden wir von einem spezialisierten Ingenieurbüro unterstützt. Daher besitzen wir nun eine 300 Quadratmeter grosse ATEX-Werkstatt, die belüftet ist, durch Sonden kontrolliert wird, einen antistatischen Boden hat und mit einer kompletten EX-Elektroinstallation ausgestattet ist.

Kolly Iveco/ScaniaDie ATEX-Werkstatt erfüllt spezielle Anforderungen betreffend Explosionsschutz, so dass hier problemlos auch komplizierte Reparaturen an Wasserstoff- oder auch CNG-LKW vorgenommen werden können. Quelle Scania

In vielen Ländern boomen gerade LKW mit CNG- und LNG-Antrieben. Wieso setzen Spediteure auf diese Alternative zu Diesel und was sind deren Vorteile?
Zwei Aspekte stehen im Vordergrund: der Umweltaspekt mit einer signifikanten CO2-Reduktion von 15 Prozent und ein günstigerer Treibstoffpreis: Dieser kann allerdings sehr schnell und intensiv schwanken, wie wir in letzter Zeit gesehen haben.

Wie garantieren Sie, dass Ihrer Mitarbeitenden fit für den Umgang mit den neuen Technologien sind/werden?
Wir haben schon immer viel in die Grundausbildung investiert, zum Beispiel werden derzeit zehn Lehrlinge an unseren beiden Standorten ausgebildet. Wir legen auch grossen Wert auf die Weiterbildung und schätzen die hervorragende Qualität der AGVS-Ausbildung in der Schweiz und der Markenkurse. Wir versuchen zudem, Innovationen in unseren Konzern, in unsere Dienstleistungen und in unsere Produkte zu bringen. All dies trägt zur Motivation unserer Teams bei, die sich gerne weiterbilden und diese Herausforderungen lieben. Die Tatsache, dass unser Team aus Le Mouret beim Top-Team-Wettbewerb von Scania Schweiz am besten abgeschnitten hat und das Team aus Aigle das Podium mit seinem dritten Platz unter insgesamt 21 teilnehmenden Garagen aus der ganzen Schweiz vervollständigt hat, ist sicherlich der beste Beweis dafür.

Kolly Iveco/ScaniaEine Lastwagen-Front als Geschenk zur Eröffnung der Vorzeige-Werkstatt: (v.l.n.r.) Ted Kenel (Scania-Aftersales­direktor), Dominique Kolly (Direktor der Kolly Management SA), Francesco Romano (Managing Director der Scania Schweiz) und Scania-Verkaufsdirektor Stephan Oberli. Quelle: Scania

Was denken Sie, wie sieht der Antriebsmix im Güterverkehr in 10 Jahren aus und wieso?
Ich wünschte, ich wäre so visionär und könnte Ihnen diese Frage mit Zuversicht beantworten. Meiner bescheidenen Meinung nach, die sich nicht auf die kurzfristige Vision der Politiker stützt, die nur die Elektromobilität als Lösung sehen, glaube ich, dass auch der Wasserstoff mit der Brennstoffzelle neben den batteriebetriebenen Elektrofahrzeugen eine wichtige Rolle spielen wird. Der Verbrennungsmotor hat noch ein grosses Potenzial, ob mit Diesel, Gas oder Wasserstoff angetrieben. Und wir haben dann noch gar nicht über synthetische Treibstoffe gesprochen! In letzter Zeit ist zu beobachten, dass innenpolitische, aber auch geopolitische Faktoren die Trends beim Antriebsmix enorm beeinflussen können. Ich bin mir nur sicher, dass wir nicht mehr – wie in der Vergangenheit – eine monopolistische Energiequelle haben werden und dass wir uns auf einen Mix zubewegen, bei dem es heute unmöglich ist, einen dominierenden Faktor herauszufiltern. (jas, 30. August 2022)

 

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