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Die Zeit und Möglichkeit, um die Klimaziele des Pariser Abkommens zu erreichen, läuft immer schneller ab. Dies zeigt die jährliche Bilanz des Global Carbon Projects, einem Zusammenschluss internationaler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Demnach werden sich die fossilen CO2-Emissionen im Jahr 2023 voraussichtlich auf 36,8 Milliarden Tonnen summieren und ein neues Rekordniveau erreichen.
Dies liegt 1,1 Prozent über den Werten von 2022. Dabei gibt es regional auch unterschiedliche Trends. Während die fossilen Emissionen in Indien und China klar anstiegen (um +8,2 beziehungsweise +4,0 Prozent), sanken sie in Europa und den USA (um -7,4 beziehungsweise -3,0 Prozent). In Europa ist dies unter anderem durch die Auswirkungen der Energiekrise, aber auch den Ausbau der erneuerbaren Energien erklärbar. Hier zeigt der neuste EBA-Statistikreport, dass die Biogasproduktion in Europa zwar deutlich zugenommen hat, aber gleichzeitig die Abhängigkeit der EU von Gasimporten von 83 Prozent im Jahr 2021 auf 97 Prozent im Jahr 2022 gestiegen ist.
«Angesichts der zunehmenden Abhängigkeit von Gasimporten und der dringenden Klimaprobleme ist die nachhaltige Biogaserzeugung in Europa von strategischer Bedeutung», erläutert Harmen Dekker, CEO der European Biogas Association. Er rechnet vor: «Jeder in Biogase investierte Euro wird zudem in der europäischen Wirtschaft verbleiben und bis 2030 einen zusätzlichen Mehrwert von 50 Prozent erschaffen, der ebenfalls in unserer Wirtschaft verbleiben wird.» Die europäische Biogaserzeugung betrug 2022 insgesamt 21 Milliarden Kubikmeter. Das entspricht sechs Prozent des Gesamtverbrauchs der EU im Jahr 2022. Allein die Biomethanproduktion stieg von 3,5 auf 4,2 Milliarden Kubikmeter.
In Dänemark wird die Biogasproduktion seit Jahren klar vorangetrieben, das Resultat: Ein Biogasanteil von fast 40 Prozent. Quelle: Nature Energy
Damit hat sich die Biomethanproduktion seit 2018 verdoppelt. Besonders in Frankreich, England, Italien und Dänemark ist die Produktion markant gestiegen. Das zeigt sich eindrücklich beim Biogasanteil im Gasnetz, der beispielsweise in Dänemark schon fast 40 Prozent erreicht. Und es gibt Pläne im Land der Wikinger, diese Produktion bis 2030 gar auf 100 Prozent des inländischen Gasbedarfs zu steigern.
Erfreulicherweise verteilt sich die Biogasproduktion in Europa über nicht weniger als 24 Länder. Von den europaweit knapp über 1300 Biogasanlagen sind über 75 Prozent mit dem Netz verbunden. «Wir müssen unbedingt darüber nachdenken, wie wir unsere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und Energieimporten weiter verringern können», erläutert EBA-Generalsekretärin Giulia Cancian. «Und gleichzeitig den Einsatz erneuerbarer Energien in Europa beschleunigen, anstatt uns in andere Abhängigkeiten zu begeben.»
Quelle: Verbio
Schliesslich ist Biogas äusserst vielseitig einsetzbar, dies offenbart auch die neuste EBA-Statistik nochmals eindrücklich. Zwar weiss man von 30 Prozent des Biogases nicht, welchem Endverbraucher es zur nachhaltigen Energie verhilft, aber europaweit wurden 22 Prozent für die Dekarbonisierung von Gebäuden verwendet. Weitere 14 Prozent kamen in der Industrie zum Einsatz, 15 Prozent wurden letztes Jahr für die Stromerzeugung genutzt. Und 19 Prozent sorgten im Verkehr dafür, dass Autos oder auch schwere LKW mit CNG- oder LNG-Antrieb und nachhaltigem Biogas beziehungsweise Bio-LNG/LBG im Tank Kilometer für Kilometer nahezu CO2-neutral abspulen können.
Quelle: EBA
Und dank einer deutlichen Steigerung der Bio-LNG/LBG-Produktion – bis 2025 sollen europaweit 109 Verflüssigungsanlagen mit einem Kapazität von 15.4 TWh – vorhanden sein. Rückt das ambitionierte Klimaziel, den Schwerverkehr möglichst rasch zu dekarbonisieren, und zwar durch einen technologieoffenen Ansatz und nicht allein den Wechsel auf Elektro-LKW, auch hier immer näher. (pd/jas, 7. Dezember 2023)