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«Es braucht technologieneutrale Rahmenbedingungen»

Professor Dr. Markus Friedl ist Professor für Thermo- und Fluiddynamik an der Hochschule für Technik in Rapperswil (HSR). Er leitet das Institut für Energietechnik (IET) und forscht mit einer Gruppe von Experten anwendungsorientiert an der Power-to-Gas-Technologie.

 

Herr Friedl, Sie forschen an der Hochschule für Technik Rapperswil an Power-to-Gas. Welches Potenzial sehen Sie in dieser Technologie?

Verschiedene Untersuchungen einer zukünftigen Energieversorgung der Schweiz zeigen, dass Power-to-Gas umso wichtiger wird, je mehr wir den Ausstoss von CO2 im Inland reduzieren wollen und je weniger wir von Energieimporten abhängig sein wollen. Ich sehe Potential von mehreren Seiten: Das Stromnetz braucht Abnehmer von erneuerbarer Elektrizität, wenn zu viel davon vorhanden ist, z.B. im Sommer bei viel solarer Produktion. Andererseits müssen wir Benzin und Diesel durch erneuerbare Treibstoffe wie Wasserstoff und Methan ersetzen. Diese können als Ergänzung zu Biogas in grossen Mengen nur in Power-to-Gas Anlagen produziert werden.

Bis wann ist Power-to-Gas marktreif?

Power-to-Gas ist bereits marktreif unter bestimmten, günstigen Bedingungen. Gegen Ende Jahr ist Baubeginn für die ersten beiden kommerziellen Power-to-Gas Anlagen der Schweiz: Jeweils zwei Megawatt elektrische Leistung werden installiert: Eine Anlage bei einem Flusskraftwerk an der Aare für die Produktion von Wasserstoff und eine Anlage bei der KVA Dietikon für die Produktion von Methan.

«Wir müssen Benzin und Diesel durch erneuerbare Treibstoffe wie Wasserstoff und Methan ersetzen.»

Wovon hängt die Marktreife ab?

Aktuell müssen Power-to-Gas Anlagen – anders als Pumpspeicherkraftwerke und Batteriespeicher – für aus dem Netz bezogenen Strom zusätzlich zu den Kosten für die elektrische Energie Netznutzungsentgelt bezahlen. Das macht es schwierig, dass eine Power-to-Gas Anlage wirtschaftlich arbeiten kann. Wenn die Schweiz die Klimaziele erreichen will, müssen technologieneutrale Randbedingungen geschaffen werden.

Die Entwicklung in der elektrischen Mobilität ist erfreulich. Für Anwendungen, bei denen grosse Reichweiten und kurze Betankungszeiten gefordert sind, z.B. im Berufsverkehr oder im Schwerlasttransport, sind Wasserstoff und erneuerbares Methan sehr interessante Alternativen zu Benzin und Diesel. (sco, 29. April 2019)

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