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Der Scania G 410 B6x2 ist mit seinem 410 PS starken 13-Liter-CNG-Motor auf einer der Sammeltouren im Einsatz für die Hauri Transporte GmbH. Quelle: CNG-Mobility.ch
«Wir haben uns für einen Aufbau auf einem CNG-Antrieb entschieden, weil mehrere Gemeinden inzwischen nach nachhaltigeren Lösungen bei Kehrrichtsammelfahrzeugen fragen, zum aktuellen Zeitpunkt ist ein CNG-Fahrzeug für uns die wirtschaftlichere Lösung gegenüber einem Elektro-LKW», erläutert Kevin Stiefel von der David Wiederkehr AG in Zofingen die Hintergründe, die zum Aufbau des CNG-Kehrichtsammelfahrzeugs führten. Gab’s dabei auch Herausforderungen zu meistern? «Klar», erklärt der Betriebsleiter, «die Hydraulikpumpe reagierte wegen der anderen Drehmomentkurve des CNG-Antriebs etwas verzögert, das mussten wir über die Steuerung anpassen.» Doch dies war für das Team des Aargauer Spezialisten für Anhänger- und Fahrzeugbau eine durchaus lösbare Aufgabe.
Kevin Stiefel von der David Wiederkehr AG in Zofingen hat dank Fernwartung beim Demofahrzeug die Möglichkeit, wichtige Hinweise zu Betriebs- und Wartungsdaten «live» abzurufen. Quelle: CNG-Mobility.ch
Der Scania G 410 B6x2 ist mit einem 410 PS starken 13-Liter-CNG-Motor versehen und ist mit einem Olympus-Hecklader-Abfallsammelaufbau des Spezialisten Terberg Rosroca ausgestattet. Im Einsatz steht es aktuell fast ausschliesslich für die Hauri Transporte GmbH. «Das Demofahrzeug verfügt über Fernwartung, so erhalten wir neben wichtigen Hinweisen zu Betriebs- und Wartungsdaten auch Informationen zu Störungen und Live-Daten», verrät Stiefel. Aktuell arbeitet sich das Kehrichtsammelfahrzeug mit Chauffeur Pascal Stettler am Steuer bei unserem Besuch gerade den Balmberg hoch.
Dank Leistungsmodus ist auch das recht hügelige Einsatzgebiet für den Scania mit CNG-Antrieb kein Problem. Quelle: CNG-Mobility.ch
Stettler ist zufrieden mit dem CNG-Scania. «Ich habe auch schon eine Tour gemacht, auf der ich im ersten Moment gar nicht bemerkte, dass ich nicht mit dem Diesel unterwegs war. Ich fahre, wenn es geht, mit dem CNG-Antrieb im Ecomodus. Dann spürt man den unterschiedlichen Drehmomentverlauf schon, daher bin ich am Hang froh um den Leistungsmodus des Scania», ergänzt er. Der aktive Hornusser aus Burgdorf musste sich sich zwar etwas umstellen von der Niederflur-Kabine mit dem tiefen Einstieg zuvor zum Scania mit herkömmlichem Einstieg. Doch Stettler sagt: «Die Übersicht ist bei einem Kehrrichtsammelfahrzeug vor allem im Quartier mit engen Strässchen oder bei Bäumen durchaus ein Thema. Auch die Kommunikation mit den zwei Ladern oder Kunden funktioniert natürlich bei guter Übersicht besser.» Gleichzeitig sei aber alles nur eine Einstellungssache, sagt der erfahrene Chauffeur, während er den Scania um die nächste Kurve zirkelt.
Chauffeur Pascal Stettler ist zufrieden mit dem CNG-Scania. Quelle: CNG-Mobility.ch
Bei einem Diesel-Fahrzeug reicht der Tank auch mal für eineinhalb Grünabfuhrtouren in den teils hügeligen Juraausläufern, dagegen wird der CNG-Scania jeden Abend getankt. Dafür aber mit Biogas gleich aus der Biogasanlage in der Nachbarschaft. Der Vorteil: Dank Biogas ist der 16,3 Tonnen schwere LKW nahezu CO2-neutral unterwegs. Und sammelt mit dem organischen Rohstoff, den er bei der Kompogas Utzenstorf AG abliefert, auf seinen Touren sozusagen seinen eigenen Treibstoff ein. «Dies ist auch ein Grund, wieso wir uns das Demofahrzeug mit CNG-Antrieb gesichert haben», erklärt Marc Gast, Leiter Entsorgung & Transporte bei der Gast AG in Utzenstorf.
Der Scania liefert frisches Grüngut bei der Kompogas Utzenstorf AG ab, woraus wiederum neues Biogas für die nächsten Touren des Kehrichtsammelfahrzeugs mit CNG-Antrieb entsteht. Quelle: CNG-Mobility.ch
«Wir setzen durch die Biogasanlage in unmittelbarer Nähe zu unserem Hauptsitz bereits länger CNG-Fahrzeuge ein und haben damit gute Erfahrungen gemacht.» Und dies sowohl beim Reise-, Transport- und Entsorgungsspezialist, der Gast AG in Utzenstorf selbst, als auch der Tochterfirma, der Hauri Transporte GmbH aus Niederwil SO. «Klar wären auch Elektro-LKW spannend, aber im Moment ist schlicht die Infrastruktur für den Alltagseinsatz noch nicht so weit», analysiert Gast. Deshalb gehört bis auf Weiteres das CNG-Sammelfahrzeug von Scania mit 3,90 Meter Radstand zur bereits sonst sehr nachhaltigen Fahrzeugflotte des Unternehmens. «Biogas-LKW sind für uns eine attraktive und auch wirtschaftlich sinnvolle Option, etwas für die Umwelt zu tun», so Marc Gast.
Noch kurz waschen und dann ist der CNG-Scania schon wieder bereit für seinen nächsten Einsatz. Quelle: CNG-Mobility.ch
«Rund 50 Kilo Biogas auf 100 Kilometer verbraucht der Scania etwa», rechnet Chauffeur Stettler vor, «wobei es natürlich ganz darauf ankommt, wie hügelig die Route ist oder wie viel Grüngut man geladen hat.» Mit dem Olympus-Hecklader von Terberg Rosroca, der durch hohe Nutzlast, einen minimalen Überhang, eine perfekt an den Aufbau angepasste Ausstossplatte sowie eine Presse mit hoher Abräumleistung punktet, ist er bislang ebenfalls gut zurechtgekommen. «Das System funktioniert tipptopp und ist einfach in der Bedienung etwas moderner als unser bisheriges», konstatiert er verschmitzt und macht sich daran, den CNG-Scania vor dem nächsten Einsatz noch sauber zu waschen. (jas, 20. September 2022)