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Eigene Energie optimal nutzen

Der innovative Bauernbetrieb der Familie Wyss in Ittigen macht es vor, wie man seine eigene Energie produzieren und dank des Einsatzes eines Biogas-LKW den Kreislauf schliessen kann. Der vielseitige Betrieb mit der riesigen, eigenen Biogasanlage liefert mit einem Scania mit CNG-Antrieb auch Gärmaterial an andere Biogasanlagen in der Schweiz.

Bereits seit 2005 produziert die Familie Wyss mit ihrer Biogasanlage Strom und Wärme. Quelle: CNG-Mobility.ch

Tausende fahren täglich auf der Autobahn A1 an den auf Höhe der Raststätte Grauholz liegenden, unübersehbaren Biogasanlage der Familie Wyss vorbei. Der Ittiger Bauernhof gehört wohl zu den bekanntesten Landwirtschaftsbetrieben der Schweiz und hat sich längst durch eine Vielzahl an Dienstleistungen weitere Standbeine geschaffen. Landwirtschaftliche Lohnarbeiten, Transporte, Quader- und Rundballenpressen gehören genauso dazu wie beispielsweise Kommunalarbeiten und Energieproduktion.

Reto Wyss prüft für einen kurzfristigen Einsatz die Verfügbarkeit und den aktuellen Einsatzort einer Maschine – dank fortschrittlicher Digitalisierung beim Ittiger Betrieb längst eine Selbstverständlichkeit. Quelle: CNG-Mobility.ch

Der innovative Betrieb hat mehr als 55 eingelöste Fahrzeuge. Drunter fast zwanzig grosse John-Deere-Traktoren, drei Selbstfahrhäcksler sowie insgesamt acht Sattelschlepper. Hinzu kommt noch eine stattliche Anzahl an Anhänger und Maschinen mit grünen Nummern. «Wir machen zwischen 900 und 1700 Stunden pro Fahrzeug und Jahr», rechnet Reto Wyss vor. Daher ist auch der Treibstoffbedarf der grossen Flotte trotz spritsparender Motoren enorm. Wyss nennt ein Beispiel: «Am Montag kamen 14’000 Liter Diesel. Am Donnerstag war dieser schon wieder weg.»

Martin «Tinu» Ritter holt bei der Haco, der Spezialistin für massgeschneiderte Foodprodukte, in Gümligen mit dem CNG-Scania eine Ladung Kaffeesatz ab. Quelle: CNG-Mobility.ch

Vor gut einem halben Jahr kam daher eine Scania-Zugmaschine mit CNG-Antrieb und mit der nötigen Bodenfreiheit, damit diese auch auf den unbefestigten Strassen oder auf Baustellen problemlos rangieren kann, auf den Berner Hof. Am Steuer sitzt Martin Ritter und checkt gerade noch letzte Details auf dem schmalen Tablet im Cockpit. «Wir sind sehr digital unterwegs», erklärt der 68-Jährige. Bis zu 30 Mitarbeitende pro Tag sind bei der Lohnunternehmung Wyss in Ittigen im Einsatz. Eine gute Disposition von Fahrzeugen, aber auch den Menschen, die sie fahren und bedienen, ist daher ein Muss. Hier hilft die Digitalisierung, die Seniorchef Peter Wyss, genauso wie seine Söhne Stefan und Reto, enorm vorangetrieben haben.

Der 68-Jährige sitzt seit seiner Pensionierung sehr  gerne für die Familie Wyss am Steuer. Quelle: CNG-Mobility.ch

Der ehemalige Einsatzchef der Kapo Bern «Tinu» Ritter kennt die Familie Wyss schon lange und hilft nun gerne als Chauffeur aus. Heute geht er wieder einmal mit dem neuen Scania mit CNG-Antrieb auf Achse. «Der Wagen fährt sich sehr gut, mit Volllast und in den Hügel nach Fribourg oder dann im Jura merkt man aber schon, dass er einen anderen Drehmomentverlauf als ein Diesel hat», konstatiert er. Doch zuerst geht es nun zur Haco, der Spezialistin für massgeschneiderte Foodprodukte, in Gümligen. Hier werden rund 24 Tonnen Kaffeesatz geladen. «Wir liefern den Kaffeesatz als Gärmaterial im Auftrag von Oekostrom Schweiz an verschiedene Biogasanlagen in der Schweiz», so Ritter. Echt clever, damit liefert er mit seinem LKW mit Biogas im Tank den Rohstoff für neues Biogas nahezu CO2-neutral, verringert zudem Abfallmengen und schliesst Stoffkreisläufe.

Kaffeesatz ist ein ideales Substrat um zusammen mit Gülle und Mist in landwirtschaftlichen Biogasanlagen genutzt zu werden. Quelle: CNG-Mobility.ch

«Vollgeladen und in den Hügeln hat man etwa eine Reichweite von 300 Kilometern, ohne Ladung sind auch locker 350 Kilometer möglich», erläutert Ritter und nimmt gekonnt die nächste Kurve. «Ich tanke gerne in Burgdorf oder auch in der EWB-Zentrale beim Forsthaus. Beide Tankstellen sind mit einem Gespann besonders gut anfahrbar. Und haben zudem auch eine Zapfsäule mit dem grösseren für LKW geeigneten Stutzen.» Kurz danach ist die Strasse nach Marly wegen Bauarbeiten gesperrt, kein Problem für «Tinu». Kurz rechts ranfahren, übers Tablet neu orientieren, «als Chauffeur muss man flexibel bleiben. Zudem habe ich noch das serienmässige Lastwagen-Navi, damit wir nicht auf Abwege und für einen LKW nicht gut passierbare Strassen geraten.» Wobei er bei einigen, nicht ganz so verkehrsgünstig gelegenen Biogasanlagen froh sei, um die Luftfederung des CNG-Scania, die dem Gespann zu etwas mehr Bodenfreiheit verhelfen würde.

Ob neues Substrat für eine Biogasanlagen oder andere Güter, dank CNG-Antrieb und Biogas im Tank absolviert der Scania all diese Transport nahezu CO2-neutral. Quelle: CNG-Mobility.ch

Weitergeht es zur Biogasanlage AgroGaz Haute Sarine SA in Ferpicloz, wo der Kaffeesatz neben weiterem Substrat deponiert wird. «Wir liefern nicht nur, sondern holen auch Gärgülle ab – die ist bei den aktuell sehr hohen Düngerpreisen recht begehrt», verrät Ritter. Denn die Gärgülle, die nach dem Gärprozess in den Biogasanlagen übrigbleibt, kann als veredelter Hofdünger aufs Feld ausgebracht werden. Positiv dabei: Sie ist im Vergleich zur herkömmlichen Gülle für Pflanzen besser aufnehmbar und emissionsärmer. Martin Ritter geniesst es am Steuer seines CNG-LKW zu sitzen, «auch wenn ich die ganzen Assistenzsysteme und Finessen, die das Fahrzeuge bietet, noch nicht im Detail kenne. Durch die Fahrten lerne ich die Schweiz noch besser kennen und fahre durch mir bislang unbekannte Orte.» Und dank Biogas im Tank sind all diese Transporte und Fahrten sogar nahezu CO2-neutral – so funktioniert die Kreislaufwirtschaft! (jas, 2. August 2022)

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