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Auch der neue Skoda Octavia ist seit Kurzem wieder mit einer klimaschonenden CNG-Variante bestellbar, in der Schweiz nur als geräumiger Combi, in Europa auch als Limousine. Quelle: Skoda
Herr Dr. Hrdlička, mit dem Skoda Octavia G-TEC kommt nun die CNG-Variante Ihres Bestellers auf den Markt. Was zeichnet das Modell aus?Dr. Martin Hrdlička, Leiter Fahrwerk- und Aggregatentwicklung bei Skoda Auto: Der Octavia als G-TEC mit CNG-Antrieb ist besonders umweltschonend unterwegs. Die CO₂-Emissionen sind um rund 25 Prozent niedriger als im Benzinbetrieb. Es fallen zudem deutlich weniger Stickoxide (NOx) und nahezu keine Russpartikel an. Der 1,5-TSI-Motor leistet 96 kW (130 PS) und hat mit drei CNG-Tanks eine Reichweite von rund 480 Kilometern im Gasbetrieb. Der neun Liter fassende Benzintank erfüllt vorrangig eine Reservefunktion und erhöht die Reichweite bei Bedarf um weitere 150 Kilometer. Für mehr Effizienz sorgt im neuen Triebwerk das «Miller Cycle»-Brennverfahren mit variabler Steuerung der Einlassventile.
Was sind die wichtigsten Neuerungen im Sicherheitsbereich?
Unsere CNG-Fahrzeuge sind genauso sicher wie vergleichbare Modelle mit herkömmlichen Verbrennungsmotoren. Die in den Skoda G-TEC-Modellen verbauten CNG-Tanks werden nach den höchsten Branchenstandards konstruiert, produziert und zertifiziert. Sie sind mit einem Sicherheitsventil ausgestattet, das im unwahrscheinlichen Fall eines technischen Defekts dafür sorgt, dass das Gas kontrolliert entweichen kann. CNG ist nicht giftig und da es leichter ist als Luft, verflüchtigt es sich schnell. Darüber hinaus sind alle Bauteile der CNG-Tanks darauf ausgelegt, extremen Bedingungen standzuhalten. So herrscht im Tank ein Druck von etwa 200 bar, ausgelegt und zugelassen sind die Tanks jedoch für einen Druck von bis zu 600 bar, also für das Dreifache der üblichen Belastung.
Was sind die grössten Herausforderungen bei der Entwicklung von CNG-Fahrzeugen?
Für uns bei Skoda steht bei der Entwicklung eines Fahrzeugs immer der Kundennutzen im Vordergrund. Kraftvolle und zugleich effiziente Motoren, höchste Sicherheit, grösstmögliche Raumverhältnisse und bestmögliches Cost-of-Ownership, sprich Betriebskosten. All diese Punkte standen auch beim Octavia G-TEC im Fokus.
Die G-TEC-Modelle Scala und Kamiq sind «nur» mit manuellem Getriebe erhältlich. Viele Kunden schätzen jedoch den Komfort der DSG-Getriebe. Sind DSG-Getriebe allenfalls auch als Option denkbar?
Die Konzeption der Skoda G-TEC-Versionen von Scala und Kamiq mit manuellem Getriebe und grösseren CNG-Tanks ermöglicht entsprechend höhere Reichweiten und erlaubt es, auch lange Fahrten grösstenteils im umweltfreundlicheren und kostengünstigen CNG-Modus zurückzulegen. G-TEC-Versionen mit DSG-Getriebe sind derzeit nicht geplant.
Dank Biogas sind die CNG-Modelle von Skoda nahezu CO2-neutral unterwegs. Quelle: Skoda
Macht es eigentlich einen Unterscheid, ob die G-TEC-Modelle mit CNG, Biogas oder synthetischem Methan betrieben werden?
Für das Fahrzeug und den Kunden nicht, sehr wohl aber für die Umwelt. Biogas und synthetisches Methan, auch bekannt als e-Gas, sind so genannte drop-in-fähige Energieträger und lassen sich in beliebigen Verhältnissen mit natürlichem Erdgas mischen. Technische Anpassungen am Motor oder am Fahrzeug sind nicht nötig. Biogas, das komplett aus pflanzlichen Reststoffen oder biologischen Abfällen produziert wird, ist schon heute verfügbar und wird von Tankstellen bereits angeboten. Damit lassen sich deutliche CO₂-Einsparungen erzielen. Synthetisch hergestelltes Methan, das mit Solar- oder Windstrom produziert wird, bietet ein ähnliches Potenzial.
Nicht nur in der Schweiz sind RS-Modelle sehr beliebt. War ein CNG-RS nie ein Thema?
Die Produktion eines sportlichen G-TEC-Modelles ist seitens Skoda Auto nicht geplant. Mit dem neuen Octavia RS iV mit Plug-in-Hybridantrieb bieten wir unseren Kunden eine Alternative, die Sportlichkeit, Effizienz und Nachhaltigkeit perfekt vereint.
Der kompakte Skoda Scala G-TEC ist eines von aktuell drei Modellen mit CNG-Antrieb unter der Haube bei den Tschechen. Quelle: Skoda
Mit dem Enyaq iV bringt Skoda bald sein erstes reines E-Modell auf den Markt und der VW-Konzern setzt insgesamt auf die Karte E-Mobilität. Wie wichtig bleiben die CNG-Modelle in der Skoda-Palette?
Auch wenn die Elektromobilität in den nächsten Jahren die Leittechnologie sein wird, leistet die CNG-Technologie bereits jetzt einen wichtigen, ergänzenden Beitrag zur Reduzierung der CO₂‑Emissionen. Wobei die Treibstoffkosten wesentlich günstiger sind! Zudem verbrennt CNG nahezu partikelfrei. Vor allem aber ist die Technologie sofort wirksam und verfügbar. Bereits mit Erdgas aus natürlichem Vorkommen sinken die CO₂-Emissionen im Vergleich zu einem herkömmlichen Benziner um bis zu 25 Prozent. Werden 20 Prozent Biogas beigemischt, wie momentan etwa in Deutschland und der Schweiz, steigt die CO₂-Einsparung bereits auf 35 bis 40 Prozent. Mit 100‑prozentigem Biogas aus pflanzlichen Reststoffen oder mit synthetischem Methan, das mit Ökostrom gewonnen wird, lassen sich die Skoda G-TEC-Modelle sogar klimaneutral bewegen.
Mit Kamiq, Scala und Octavia haben Sie drei attraktive CNG-Modelle im Angebot. Bleibt es dabei oder könnten auch weitere Skoda-Modelle dank des modularen Konzern-Baukastens noch von klimafreundlichen Antriebsvarianten profitieren?
Was das Thema CNG betrifft, sind wir bei Skoda mit den Modellen Scala, Kamiq und Octavia aktuell gut aufgestellt. Natürlich arbeiten wir auch weiter daran, die Modellpalette an alternativen und nachhaltigen Antrieben zu erweitern. Beste Beispiel ist unser Octavia, der neben effizienten Benzin- und Dieselmotoren auch als Mild-Hybrid, Hybrid und Erdgas verfügbar ist.
Der neue Skoda Octavia Combi G-Tec mit seinen 130 PS und 200 Nm ist in der Schweiz ab 34’830 Franken erhältlich. Quelle: Skoda
Biogas-Projekte und synthetischer Treibstoff gewinnen an Bedeutung. Ihre Konzernschwestern Audi mit der Power-to-Gas-Anlage in Welte oder Seat mit dem Life Landfill Biofuel Project forschen teils schon länger in diesem Bereich. Gibt es ähnliche Projekte bei Skoda?
Eine E-Gas-Anlage im industriellen Massstab, die aus CO2 und erneuerbarem Strom einspeisefähiges, synthetisches Erdgas generiert, ist bei Skoda so nicht geplant. Wir bei Skoda sind aber nach wie vor überzeugt, dass CNG-Fahrzeuge eine in vielen europäischen Ländern geschätzte Alternative für eine effiziente und umweltfreundliche individuelle Mobilität ist, die auch mit synthetischen Kraftstoffen betrieben werden kann. (jas, 11. November 2020)