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Die SEF-Moderatorin, Swiss-CEO Dieter Vranckx, EPFL-Präsident Martin Vetterli, ETH-Präsident Joël Mesot und Alpiq-CEO Antje Kanngiesser diskutieren am Swiss Economic Forum über die «Coalition for Green Energy and Storage» (v.l.n.r.). Quelle: SEF
Um das von der Politik gesetzte Netto-Null-Ziel bis 2050 zu erreichen und gleichzeitig eine Energielücke zu vermeiden, ist die Schweiz auf erneuerbare Energiequellen, saisonale Speichermöglichkeiten und eine effiziente Anbindung an den europäischen Strommarkt angewiesen. Neben Pumpspeicherkraftwerken, Batterien oder Wärmespeichern bieten insbesondere synthetische Treibstoffe, sogenannte E-Fuels, aber auch erneuerbare Gase wie Biogas und Wasserstoff eine interessante Möglichkeit, um unter anderem günstigen Strom aus Fotovoltaikanlagen im Sommer für den Winter zu speichern, zu transportieren und zu handeln.
Bundesrat und Energieminister Albert Rösti bei seiner energie- und klimapolitischen Standortbestimmung an der GV des VSG. Quelle: VSG
VSG-Präsident Martin Schmid betonte an der Generalversammlung des Verbands der Schweizerischen Gasindustrie diesbezüglich, dass die Branche einen grossen Effort leiste, um den Anteil der erneuerbaren Gase im Netz weiter zu steigern. Er wies darauf hin, dass das Potenzial an einheimischer erneuerbarer Gasproduktion wegen fehlender Rahmenbedingungen noch zu wenig ausgeschöpft werde und forderte bessere politische Rahmenbedingungen für erneuerbare Gase. «Die Zukunft können wir nicht voraussagen, aber die Energiekrise hat deutlich gemacht, wie wichtig Gas als Energieträger ist», so Schmid. Selbst Bundesrat Albert Rösti wies in seiner energie- und klimapolitischen Standortbestimmung an der GV auf diese wichtige Rolle im Schweizer Energiemix hin – insbesondere für die Industrie und das Gewerbe. Der Energieminister zeigte sich zuversichtlich, dass die Gaswirtschaft auf dem richtigen Weg ist, um die Transformation zu einer klimaneutralen Energieversorgung vorzunehmen.
Leigh Hackett (links), Saurabh Kapoor (rechts) von Metafuels und Marco Ranocchiari vom PSI auf der ESI-Plattform. Hier entsteht eine neue Pilotanlage in Form von zwei Containermodulen, um synthetisches Kerosin aus erneuerbaren Ressourcen herzustellen. Quelle: Paul Scherrer Institut/Mahir Dzambegovic
Dazu sind schon zahlreiche, vielversprechende Technologien in der Pipeline, aber eben noch nicht voll einsatzfähig. Darum wollen die beiden Schweizer Hochschulen, ETH Zürich und die EPF in Lausanne, nun die Kräfte bündeln und eine «Coalition for Green Energy and Storage» schaffen. «Mit dieser Koalition wollen wir bestehende Technologien zur CO2-Abscheidung und zur Produktion und Speicherung von kohlenstoffneutralen Gasen und Treibstoffen schnell zur Marktreife bringen und auf einen industriellen Level heben», erklärt ETH-Präsident Joël Mesot unter anderem am Swiss Economic Forum in Interlaken. Ziel ist es, innert nützlicher Frist ein skalierbares, klimaneutrales und flexibles Energiesystem zu schaffen.
EPFL-Präsident Martin Vetterli und ETH-Präsident Joël Mesot (rechts) lancieren gemeinsam mit Partnern eine grüne Energie-Koalition. Quelle: Fred Merz/Lundi13/EPFL
Um dies zu erreichen, bedarf es einer gemeinsamen Anstrengung von Wissenschaft, Politik und Wirtschaft. «Allein die beiden ETH’s verfügen über 150 Forschungsgruppen im Bereich Energie, sowie rund 460 Forschende und vier erfolgreiche Spin-offs im Bereich CO2-Abscheidung und Energiespeicherung», ergänzt EPFL-Präsident Martin Vetterli. «Zusammen mit weiteren Forschungsgruppen von PSI und Empa verfügt der ETH-Bereich sowohl über das Know-how als auch die Grösse, um gemeinsam mit Unternehmen auf aktuelle Herausforderungen zu reagieren.»
Die von ETH Zürich und EPFL angestossene «Coalition for Green Energy and Storage» stösst auf reges Interesse. Quelle: SEF
Rund 20 Unternehmen und Organisationen haben bereits ihr Interesse an einer Zusammenarbeit als Technologie- und Umsetzungspartner oder auch Geldgeber bekundet. Neben den Autoimporteuren Amag und Emil Frey sowie Fluggesellschaften wie Edelweiss und Swiss auch die Westschweizer Energieversorger Gaznat, Viteos SA und Romande Energie sowie der Verband der Schweizerischen Gasindustrie.
Alpiq-CEO Antje Kanngiesser begrüsst die Intitative, da man damit den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Schweiz stärken könne. Quelle: SEF
Mit der Swiss und dem Energiedienstleister Alpiq sind zwei Schwergewichte der Schweizer Wirtschaft von Anfang an mit an Bord. «Wir sind stolz, Teil dieser Energie-Koalition zu sein. Gemeinsam treiben wir die Produktion synthetischer Treibstoffe voran, die für uns einer der grössten Hebel sind, um künftig immer nachhaltiger zu fliegen», so Swiss-CEO Dieter Vranckx. «Gleichzeitig werden neue Möglichkeiten zur Energiespeicherung geschaffen, was die Versorgungssicherheit der Schweiz erhöht und der ganzen Gesellschaft dient.»
Swiss-CEO Dieter Vranckx, EPFL-Präsident Martin Vetterli, ETH-Präsident Joël Mesot und Alpiq-CEO Antje Kanngiesser am Swiss Economic Forum (v.l.n.r.). Quelle: SEF
Mit neuen technischen Lösungen will die Koalition zusätzliche Möglichkeiten schaffen, um die Schweizer Transformation im Energiesektor voranzutreiben. Optionen sollen systemisch analysiert werden, um möglichst optimale Lösungen hinsichtlich Versorgungssicherheit und Kosten zu finden. Die Koalition wird bis Ende 2023 formell gegründet, um Anfang 2024 die ersten Projekte zu starten. Auf Basis bestehender Technologien werden Demonstratoren im Megawatt-Bereich gebaut, die ab 2028 produktiv sein sollen und als Forschungsplattformen dienen werden. Dafür wird in einer ersten Phase ein Budget von rund 100 Millionen Franken benötigt. (pd/jas, 27. Juni 2023)