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Projektingenieur Niklas Hense (rechts) erläutert auf der Baustelle Details zur imposanten Biogasanlage im Norden Deutschlands. Quelle: Revis Bioenergy
Direkt am norddeutschen Küstenkanal im Kreis Cloppenburg wird im Moment noch gebaut, doch die Ausmasse der geplanten Biogasanlage – vielleicht ist Biogas-Werk angesichts der Dimensionen der passendere Ausdruck – ist bereits klar. Auf einer Fläche von 13,5 Hektar erstellt die Revis Bioenergy GmbH eine Anlage, die rund eine Millionen Tonnen Mist und Gülle pro Jahr in grünen Treibstoff in Form von Bio-LNG und Biogas verwandeln wird.
Bis jetzt läuft beim Bau der riesigen Biogasanlage alles nach Plan. Quelle: Revis Bioenergy
Damit wird im grossen Stil produziert: 7400 Nm³/h Biogas und eine Jahreseinspeisung von rund 690 GWh sind genauso angedacht wie die Gewinnung von 105’000 Tonnen flüssigem CO₂ oder 8000 Tonnen grünem Ammoniak (NH₃). Möglich macht dies eine Vielzahl von im Detail perfekt aufeinander abgestimmten Techniken. So wird beispielweise eine vollautomatisierte «Fütterung» der Anlage mit Mist und Gülle über zwei parallel arbeitende Kräne erfolgen. Dies wird kombiniert mit sehr effizienten, imposanten Fermenter-Türmen, die einen Energieeinsatz von unter 55 kW auf ein Volumen von 10’000 m³ benötigen. Zudem wird eine Aufreinigungstechnik, eine sogenannte Druckwechseladsorption, für mehr Effizienz mit einer Schraubenverdichter-Anlage zur Verflüssigung von CO₂ verbunden.
Einer der vielen, 25 Meter hohen Fermenter-Silos auf dem Gelände mit dem Rührwerk, um die biogenen Reststoffe in Bewegung zu halten. Quelle: Revis Bioenergy
«Die gesamte technische Architektur des Werks setzt auf hocheffiziente Abläufe. Und bisher läuft beim Bau alles nach Plan», freut sich Simon Detscher, dessen Unternehmen Revis Bioenergy GmbH die Anlage geplant hat und als Generalunternehmer auch für den Bau verantwortlich zeichnet. Im Herbst kann der erste Teil des Millionenprojektes in Betrieb genommen werden. «Nach etwa sechs Monaten werden wir dann 2024 die Zielleistung erreichen», ist sich Jan-Hendrik Friedrichs sicher, der Geschäftsführer der Nordfuel GmbH, die das Biogas-Werk schliesslich betreiben wird.
Imposant die verschiedenen Fermenter-Silos auf dem 13,5 Hektar grossen Gelände und wie schnell der Bau der Anlage voranschreitet. Quelle: Revis Bioenergy
Bis die Produktion anläuft, warten auf Niklas Hense, Master of Science des Bioingenieurswesens und für den Bau der Anlage mitverantwortlich, spannende Wochen. «In Spitzenzeiten sind hier bis zu 100 Experten aus 30 Fachfirmen im Einsatz. Da greift ein Rad ins andere», erläutert er. Die Dimensionen und die technische Komplexität suchen ihresgleichen. «Die LKW mit den biogenen Reststoffen fahren über eine der Eingangswaage, und ein digitalisierter Prozess legt dann fest, wo die Entladung stattfindet», erklärt Hense. So werden unnötige Wartezeiten verhindert. Die angelieferten Reststoffe werden sortenrein in die Fermenter gepumpt. Bis zu 1200 Kubikmeter können so pro Stunde verarbeitet werden.
Die neue Anlage verwertet enorme Mengen an Wirtschaftsdünger (Hühner-, Truthahn- und Rindermist, Schweine- oder auch Rindergülle) zu nachhaltigem Treibstoff und grüner Energie. Quelle: Nordfuel
«Am Ende des ganzen Prozesses steht dann eine moderne Biogas-Reinigungsanlage, die sicherstellt, dass die Qualität unserer Endprodukte stimmt», ergänzt Hense. Um die Prozessschritte optimal abzustimmen und zu kontrollieren, wurden auf dem gesamten Gelände etwa 50 Kilometer Kabel verlegt. Parallel zum Bau der riesigen Anlage stellt Jan-Hendrik Friedrichs, Geschäftsführer Nordfuel, schon sein Team und die Strukturen für den reibungslosen Betrieb zusammen. 30 Mitarbeitende sind bereits an Bord, rund 60 werden es am Schluss sein.
Zu Spitzenzeiten waren beim Bau des Biogas-Werk bis zu 100 Experten aus 30 Fachfirmen im Einsatz. Quelle: Revis Bioenergy
Clever zudem: Zum Einsatz kommen soll für den Transport eine LKW-Flotte mit CNG- oder LNG-Antrieb. «Sie wird mit dem Biogas betankt, dass wir hier selbst herstellen», freut sich Friedrichs, denn auf dem Nordfuel-Areal wird auch eine eigene Tankstelle gebaut. Somit schliesst sich auch hier wieder ein Stoffkreislauf. Kleiner Wermutstropfen: «Aus genehmigungsrechtlichen Gründen wird die Tankstelle nur für uns und unsere Partner nutzbar sein.» (pd/jas, 29. August 2023)
Aktuelle Drohnenaufnahme des Biogas-Werks. Quelle: Revis Bioenergy