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Salzmann AG Transporte
 
 

CO2 sparen und transportieren

Das Berner Unternehmen Salzmann AG Transporte spart mit ihrem neuen CNG-Truck nicht nur CO2 ein, sondern transportiert es auch noch – klingt vielleicht komisch, ist aber so. Denn die Worber Firma mit ihrer vielseitigen Fahrzeugflotte liefert auch CO2-Tanks fürs Berner Start-up «Neustark» aus.


Erste Ladung an CO2 für das Start-up «Neustark» noch unterwegs mit einem herkömmlichen Diesel-Truck. Quelle: Salzmann AG Transporte

Seit genau 50 Jahren meistern die Transport-Spezialisten der Salzmann AG aus Worb die unterschiedlichsten Herausforderungen. Trotz Coronakrise baut das Unternehmen aktuell im Osten von Bern eine neue Einstellhalle aus Holz samt Fotovoltaikanlage auf dem Dach und einer öffentlichen LKW-Waschanlage mit biologischer Wasseraufbereitungsanlage. «Diese Projekte wurden schon vor Corona geplant. Aber wir halten daran fest, weil es Sinn macht und weil sie gut für die Umwelt sind», erklärt Geschäftsführer Lorenz Häuselmann. Denn für die Salzmann AG sind Nachhaltigkeit und die Reduktion von Emissionen unabhängig von Krisen wichtige Anliegen. Nun wird die Fahrzeugflotte des Berner Unternehmens mit mehreren Sattelschleppern, Abrollkippern, Silosteller, Brückenwagen und einem Pferdetransporter noch um einen neuen CNG-Truck ergänzt.

Herr Häuselmann, wieso haben Sie sich dieses Mal für einen Truck mit CNG-Antrieb und nicht für einen weiteren Diesel entschieden?
Lorenz Häuselmann, Geschäftsführer Salzmann AG Transporte:
Zum einen erachte ich den Zeitpunkt und die Technik als reif für diesen Schritt. Ein Beispiel dafür ist die kürzliche Diskussion im schweizerischen Parlament zur Erhöhung der CO2-Abgabe. Zum anderen passt die CNG-Zugmaschine ausgezeichnet ins Gesamtkonzept unseres neuen und zukunftsträchtigen Auftrages beim Transport von verflüssigtem und tiefgekühltem CO2.

Waren es nur Umweltaspekte, die diesen Entscheid beeinflussten, oder bietet der neue Truck dank seines CNG-Antriebs noch weitere Vorteile?
Die Mehrheit unserer langjährigen Kunden und Partner sind Kläranlagen, Zementwerke, Kehrichtverbrennungs­anlagen sowie Biogas- und Kompostieranlagen. Also Betriebe, die auf die Reduktion des CO2-Ausstosses sensi­bilisiert sind und selbst umfangreiche Massnahmen zu dessen Eindämmung umsetzen. In diesem Kontext fügt sich unser neuer CNG-LKW ausgezeichnet ein.


Lorenz Häuselmann, Geschäftsführer Salzmann AG Transporte, freut scih auf den Einsatz des neuen CNG-Trucks. Quelle: Salzmann AG Transporte

Ich nehme an, Sie haben den CNG-Scania getestet. Was waren Ihre Eindrücke?
Ja, wir hatten Gelegenheit, eine Scania-CNG-Sattelzugmaschine eines anderen Transporteurs zu testen. Besonders die Laufruhe und die unerwartet gute Durchzugskraft haben uns überzeugt. Aufgrund des Gasmotors ist die Wirkung der Motorbremse gering, was den stärkeren Retarder unabdingbar macht. Der Gesamteindruck der Testfahrt war äusserst positiv.

Erwarten Sie allenfalls auch Einsatz-Einschränkungen wegen des CNG-Antriebs?
Die stärkste derzeit am Markt erhältliche Variante des CNG-Motors ist bezüglich PS und Drehmoment etwas schwächer als die sonst von uns eingesetzten Euro-6-Dieselfahrzeuge. Bei unseren Einsätzen ist dies jedoch vernachlässigbar. Die Reichweite für einen Sattelschlepper mit 40 t Gesamtgewicht beträgt mit unserer Gastankgrösse rund 400 bis 500 km. Das ist für uns völlig ausreichend, da wir schwergewichtig im Nahverkehr unterwegs sind. Zudem ist das bestehende CNG-Tankstellennetz in der Schweiz genügend dicht. Im Notfall können wir unseren Lastwagen auch mit einem NGV1-Einfüllstutzen befüllen, der eigentlich für Personenwagen gedacht ist.


CO2-Transport am Bunderhaus in Bern vorbei. Quelle: Salzmann AG Transporte

Künftig werden Sie mit dem Fahrzeug auch CO2-Tanks für das Berner Start-up «Neustark» transportieren, das mit einem neuartigen Verfahren CO2 dauerhaft in Beton speichern will. Der Einsatz des CNG-Trucks für den CO2-Transport ist kaum Zufall…
Die Produktion von Zement und Beton ist verantwortlich für über sechs Prozent der globalen CO2-Emissionen. Das ETH-Spin-off «Neustark» hat eine Technologie entwickelt, die CO2 während der Betonproduktion versteinert und gleichzeitig die Betoneigenschaften positiv beeinflusst. Das verwendete CO2 wird entweder direkt aus der Luft gefiltert oder bei der Produktion von Biogas abgeschieden und durch unsere Firma zu den «Neustark»-Anlagen transportiert, die sich bei den Betonwerken befinden. Durch diese Zusammenarbeit leisten wir einen Beitrag dazu, dass sowohl die Produktion von Beton als auch Biogas noch nachhaltiger wird.

Von woher beziehen Sie das CNG für den LKW? Oder tanken Sie gar Biogas?
Wir werden unser Fahrzeug vorwiegend in der Energiezentrale Forsthaus, also der KVA Bern von Energie Wasser Bern, betanken. Diese Tankstelle ist für Lastwagen ausgelegt und verkehrsmässig direkt beim Autobahnanschluss Bern-Forsthaus äusserst günstig gelegen. Der Biogasanteil im Gasnetz der Schweiz beträgt aktuell durchschnittlich 23,6 Prozent. Wir werden in Zukunft einen Treibstoffzuschlag bezahlen und fahren dadurch mit 100 Prozent Biogas, was auch mit einem offiziellen Zertifikat bestätigt wird. Eine wesentliche Produzentin von Biogas in der Region ist die ARA Region Bern AG, die künftig übrigens auch die Hauptlieferantin des von uns zu transportierenden CO2 sein wird. (jas, 4. August 2020)

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