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15 bis 17 Locations pro Tour fährt Chauffeur Michel Zollet mit seinem Scania R410 mit einem 13-Liter-CNG-Antrieb an. Quelle: CNG-Mobility.ch
Die Platzverhältnisse wurden für die Vogt Cargo immer enger am alten Standort im Berner Wankdorf. Die Umgestaltung des Gewerbequartiers in eine reine Wohnzone mit Hochhäusern und gleichzeitig stiegen die Auflagen der Stadt und den Behörden gegenüber dem Logistik- und Stückgutspezialisten. Keine einfache Aufgabe für ein KMU wie die Vogt Cargo. Doch Gründer und Geschäftsführer Alexander Vogt ist für seine Vorwärtsstrategie und seine Ideen bekannt. «Ich habe den Umzug nach Münchenbuchsee während gut einem Jahr geplant. Grösste Herausforderungen: Alles sollte ganz normal weiterlaufen und wir mussten zudem neue Lösungen finden, um die immer weiter steigenden ökologischen Ansprüche für die City-Logistik zu erfüllen», erklärt Alexander Vogt. «Auch die gesetzlichen Einschränkungen haben zugenommen.» Den Behörden, die neue Hub- und Logistikkonzepte propagierten, müsse man zudem immer wieder klar machen, dass auch Dienstleistungen und die Frachtauslieferung auf der letzten Meile noch etwas kosten würden. Schliesslich müsse jeder Velokurier oder auch seine Fahrer noch einen angemessenen Lohn erhalten.
Der Berner Unternehmer Alexander Vogt ist auf eine klimaschonende Logistik bedacht und nutzt für den jeweiligen Auftrag, den passenden Antrieb. Quelle: CNG-Mobility.ch
Der Berner Unternehmer sieht jedoch nicht einfach die Probleme, sondern sucht nach Lösungen. Sein Blick schweift im neuen Firmenhauptquartier zu den bereitstehenden E-Cargo Tripl. Die elektrischen Dreiräder werden von Vogt Cargo für den Warenverkehr in der Stadt Bern und Agglomeration eingesetzt. Aber auch ein vollelektrischer Mercedes eVito hängt an der Steckdose und holt sich Saft für seinen nächsten Einsatz. «Wir suchen für den jeweiligen Auftrag, den passenden Antrieb und setzen ihn dort ein, wo er am meisten Sinn macht», erläutert Vogt. «Wir haben uns auf Kleinvolumen und Expresslieferungen spezialisiert. Wir bieten aber auch diverse Logistiklösungen an – vom Lagern übers Kommissionieren, Verpacken und Verteilen bis hin zur Eventlogistik.»
Michel Zollet prüft Details auf den Dispoblättern und auf geht’s zum nächsten Ziel – dank Biogas im Tank sogar CO2-frei. Quelle: CNG-Mobility.ch
Auf der letzten Meile im Einsatz – und dies dank Biogas sogar CO2-neutral – ist Michel Zollet mit seinem Scania R410 mit einem 13-Liter-CNG-Antrieb. «Unter den Chauffeuren ist der CNG-Antrieb schlicht zu wenig bekannt», erklärt der 34-Jährige, während er die erste Location seiner Tour ins Navi eingibt – einer von 15 bis 17 Stopps pro Tour. «Bei mir ist das Navi als Zusatzhilfe immer aktiv. Das gilt auch für die ganzen Fahrassistenten wie Kamera und Totwinkelwarner – (lacht) für etwas hat der Chef, die ganze Technik ja auch mitbestellt und bezahlt. Zudem ist sie inzwischen sehr ausgereift und wirklich hilfreich.» Der Chauffeur ist sichtlich stolz auf sein neues CNG-Fahrzeug. «Bis auf den etwas schwächeren Retarder gegenüber meinem alten Diesel ist mir noch nichts Nachteiliges aufgefallen. Und das führt einfach dazu, dass ich meinen Fahrstil anpassen und etwas vorausschauernder unterwegs sein muss», analysiert Zollet und schlängelt sich gekonnt zwischen den parkierten Autos durch die Quartierstrasse zum nächsten Kunden. «Der Dreiachser und die mitlenkende Hinterachse sind hier schon ein grosser Vorteil», konstatiert er zufrieden.
Dank der Luftfederung des CNG-Scania kann das Fahrzeug vorne und hinten individuell abgesenkt werden, was das Abladen oder auch die Zufahrt bei Privatkunden massiv erleichtert. Quelle: CNG-Mobility.ch
Begeistert ist er auch von der Luftfederung seines Scania, die es erlaubt das Fahrzeug vorne und hinten individuell abzusenken, was das Abladen oder auch die Zufahrt bei Privatkunden massiv erleichtert, denn hier gibt’s keine Laderampen. Und wie reagieren die Kunden und Kollegen eigentlich auf den klar leiseren und dank Biogas im Tank sogar CO2-neutralen Lastwagen? «Wenn sie im ersten Moment den grossen Lastwagen im Quartier sehen, sind sie wenig begeistert. Wenn die Kunden dann aber die Beschriftung sehen und erkennen, dass wir dank Biogas CO2-frei fahren, hellen sich die Mienen sofort auf», so der Flamatter. «Viele sprechen mich auch darauf an und finden es toll.»
Der CNG-Lastwagen ist auf beiden Seiten sowohl mit einem NGV2-Stutzen für eine grössere Durchflussmenge als auch mit dem NGV1-Tankstutzen ausgestattet. Quelle: CNG-Mobility.ch
Wegen einer Baustellenzufahrt mit Gewichtsbeschränkung muss Zollet heute seine Route kurzfristig umplanen. «Als Chauffeur muss man mitdenken, vor allem wenn man mit Stückgut unterwegs ist, gilt es flexibel zu bleiben.» Er schaut seine Dispoblätter durch, arrangiert sie neu und auf geht’s zu einem anderen Ziel. «Diese beiden Ziele fahre ich am Nachmittag an, jetzt geht’s zuerst zum Inselspital und danach kann ich gleich noch an der Tankstelle vorbei.» Sein CNG-Scania schafft 450 bis 500 Kilometer mit einer Tankfüllung. «Ich habe die Reichweite bislang noch nicht ausgereizt und taste mich langsam daran heran. Mehrheitlich bin ich eh im Raum Bern unterwegs und dann ist sie nie ein Thema. Zudem ist das Tanken sehr schnell erledigt. Kennt man den Trick mit dem leichten Gegendruck Geben, um den Stutzen wieder abzuziehen, geht’s problemlos.» Sein Chef Alexander Vogt hat zudem vorgesorgt und geschaut, dass der Lastwagen auf beiden Seiten sowohl mit einem NGV2-Stutzen für eine grössere Durchflussmenge als auch mit dem NGV1-Tankstutzen, den normalerweise PW nutzen, ausgestattet ist. Damit hat Chauffeur Zollet die Qual der Wahl und kann sich bei Bedarf bei jeder der mehr als 150 Schweizer CNG-Tankstellen neues Biogas holen.
Der Scania mit CNG-Antrieb wird von Kunden und Anwohner trotz seiner Grösse wohlwollend wahrgenommen, weil er CO2-neutral unterwegs ist. Quelle: CNG-Mobility.ch
Der 34-Jährige freut sich über «seinen» Scania: «Mein Name steht drauf, das macht schon Freude. Mit Chromfelgen wäre er noch ‹schärfer›, aber auch breiter gewesen: Selbst so sieht er richtig gut aus und vom Chef habe ich das OK, das ich im Cockpit noch etwas machen darf.» Die Augen von Michel Zollet leuchten und man merkt sofort, hier schwingt Berufsstolz mit, dass er mit einem topmodernen und erst noch klimaschonenden CNG-Fahrzeug unterwegs sein darf. (jas, 17. März 2022)