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Shell plant eine grosse Gasverfüssigungsanlage, damit Trucks in Deutschland ab 2023 vermehrt auf LNG aus Biogas setzen können.
Shell will in seiner Raffinerie in Köln/Godorf eine Gasverflüssigungsanlage bauen, um seine LNG-Tankstellen in Deutschland mit CO2-neutralem Treibstoff aus Biogas zu versorgen. Die geplante Verflüssigungsanlage soll eine Jahreskapazität von rund 100’000 Tonnen haben. Verflüssigtes Erdgas (LNG) ist eine klare, farblose und ungiftige Flüssigkeit, die sich bildet, wenn Erdgas auf etwa -162 Grad gekühlt wird. Als Treibstoff spielt LNG aufgrund seines geringeren CO2-Fussabdrucks und der klar reduzierten Stickoxid-, Schwefel- und Partikelemissionen im Vergleich zu Diesel eine wichtige Rolle bei der Erreichung energie- und klimapolitischer Ziele.
Laut einer Thinkstep-Studie trägt das Shell-LNG dazu bei, die Well-to-Wheel-Treibhausgasemissionen inklusive CO2, Methan und N2O von schweren LKW um bis zu 22 Prozent im Vergleich zu konventionellem Diesel zu reduzieren. Trucks, die mit LNG fahren, sind ausserdem leiser als vergleichbare Diesel. Wird Bio-LNG beigemischt, das aus organischen Abfällen oder erneuerbaren Energien stammt, kann LNG seinen CO2-Fussabdruck sogar bis zur vollen CO2-Neutralität reduzieren. Shell will mit der Gasverflüssigungsanlage nicht nur die steigende Nachfrage im Schwerverkehr nach LNG decken, sondern auch dazu beitragen, dass der Schwerlastverkehr in Deutschland mittelfristig bis zu 1 Million Tonnen CO2 pro Jahr weniger ausstösst.
«Wir sind stolz, dieses Projekt für das Rheinland gewonnen zu haben. Mit der vorhandenen Infrastruktur in der Raffinerie und hier in der Region sowie mit dem Know-how unserer Mitarbeiter bieten wir die richtigen Voraussetzungen, um aktiv die Energiewende zu gestalten und uns als wandlungsfähiger Energie- und Chemiestandort zu profilieren», freut sich Raffineriedirektor Marco Richrath. Bis 2022/23 soll nun eine Anlage entstehen, in der Gas auf minus 162 Grad gekühlt und dadurch flüssig wird. Das Gas kommt über das bestehende Erdgasnetz, in das auch von Shell beschafftes Biogas eingespeist wird. Das verflüssigte Gas wird per Tankwagen von der Anlage an die Tankstellen gebracht. Die geplante Anlage umfasst neben der eigentlichen Verflüssigung noch eine Gasreinigung und -trocknung, drei Tanks zur Lagerung und zwei Abfüllstationen für Tankwagen. Die Anlage wird nach dem neusten Stand der Technik entwickelt. Die Bauarbeiten sollen im Frühling 2021 starten.
So will Shell seinen Kunden flächendeckend einen erschwinglichen, CO2-neutralen Treibstoff aus Biogas für den Schwerlastverkehr anbieten. Das Konzept umfasst die gesamte inländische Wertschöpfungskette – also neben der Verflüssigungsanlage in Köln-Godorf auch die Beschaffung von Biogas sowie die Verteilung von CO2-neutralem LNG an die Shell-Tankstellen. Dabei verfolgt das Unternehmen den Plan, das deutsche LNG-Tankstellennetz von Shell bis 2023 auf bis zu 40 Stationen auszubauen. Auch die Tankwagenflotte will das Unternehmen sukzessive auf LNG umstellen. «Das zeigt, wie ernst wir es meinen», so Fabian Ziegler, der gebürtige Schweizer und Chef von Shell Deutschland. «Wir wollen spätestens 2050 ein Energiegeschäft mit Netto-Null-Emissionen betreiben. Das beinhaltet, den Netto-CO2-Ausstoss der von Shell verkauften Energieprodukte bis 2035 um rund 30 Prozent und bis 2050 um rund 65 Prozent zu senken. Die LNG-Technologie ist ausgereift, verfügbar und mit der richtigen Unterstützung konkurrenzfähig. Dies ist ein wichtiger Schritt, den wir jetzt machen können und wollen!» (pd/jas, 23. Mai 2020)
Die Shell-Raffinerie in Köln/Godorf soll ab 2021 um eine Gasverflüssigungsanlage ergänzt werden.