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Die deutsche DHL Group setzt schon länger auf alternative Antriebsarten – unter anderem auch auf Bio-LNG. Quelle: DHL Group
Weltweit gibt es rund 48 Millionen Lastwagen, die schwere Güter, Lebensmittel und weitere Güter des täglichen Gebrauchs oder auch Brenn- und Treibstoff von A nach B bringen. Dabei umrundet ein Lastwagenfahrer im Durchschnitt gemäss den Experten des Beratungsunternehmens Frost & Sullivan pro Jahr etwa fünfmal die Erde. Alle Lastwagen zusammen kommen auf eine unglaubliche Jahreskilometerleistung, die einer Strecke von der Erde bis zur Sonne und zwar insgesamt 32’000 (!) Mal entspricht. Eine unglaubliche Distanz, bei der jeder Kilometer, der mit einem nachhaltigen Treibstoff – ob Biogas, grünem Wasserstoff, E-Fuel oder auch HVO – zurückgelegt wird, zur CO2-Reduktion beiträgt und somit enorm wichtig ist.
«GoGreen Plus» ist Teil des mittelfristigen Nachhaltigkeitsfahrplans für 2030 von Deutsche Post DHL Group auf dem Weg zu netto-null Emissionen bis 2050. Quelle: DHL Group/Christoph Papsch
Zwar haben sich auch die Emissionen der Diesel-Trucks seit 1980 bereits massiv verbessert und sind um das 60-fache gesunken, was insofern wichtig ist, weil Frost & Sullivan auch 2030 noch von einem Dieselantriebsanteil von 65 Prozent weltweit ausgeht, aber es braucht deutlich mehr nachhaltig angetriebene LKW. Je nach Kontinent und Region werden auch in sieben Jahren noch die meisten neuen LKW mit Dieselantrieb auf die Reise geschickt. In Nordamerika geht man von 60 Prozent Diesel, in China von 50 Prozent und nur in Europa von weniger als der Hälfte nämlich 43 Prozent Diesel aus, weil hier der Anteil an LKW mit Elektro-, Wasserstoff- und auch CNG/LNG-Antrieb höher sein wird.
Ein Mitarbeiter des gelben Riesen betankt einen der bald 360 CNG-LKW mit Biogas und sorgt damit dafür, dass die gelbe Post klar grüner unterwegs ist. Quelle: Deutsche Post DHL / Andreas Heddergott
Doch der Dieselanteil wird nur kleiner werden, wenn die Rahmenbedingungen passen. Dass man beispielsweise die Mautbefreiung für CNG-Trucks in Deutschland nicht verlängert, sondern per 31. Dezember 2023 auslaufen lässt, ist dabei wenig hilfreich. Genauso wie die Tatsache, dass in der Schweiz trotz eines Parlamentsentscheids von 2020 zugunsten von nachhaltigen Antrieben, ein Biogas-LKW immer noch nicht von einer Reduktion der Schwerverkehrsabgabe LSVA profitieren kann. Schade, denn am «Shell Ultimate Stopover» 2023 zeigte Evalena Falck, Scania-Vizepräsidentin und Leiterin des strategischen Kundenmanagements, kürzlich auf, wie bereits heute CO2-Einsparungen möglich sind, wenn man technologieoffen agiert.
Evalena Falck, Scania-Vizepräsidentin und Leiterin des strategischen Kundenmanagements, erläutert beim «Shell Ultimate Stopover» unter anderem die Vorteile von Biogas. Quelle: Shell
Zwar pushen auch die Schweden vor allem im Hinblick auf die Total Cost of Ownership (TCO) den Einsatz von Elektro-LKW und gehen von rund 50 Prozent ihrer Verkäufe als Stromer im Jahre 2030 aus. «Aber unsere Nachhaltigkeitsreise ist allein mit einer Elektrifizierung gar nicht möglich. Daher sind wir bei Scania sehr stolz darauf, dass wir eine breite Palette an nachhaltigen Antrieblösungen anbieten», so Evalena Falck. Insbesondere auch deshalb, weil Strom-LKW aktuell eine CO2-Reduktion von 55 Prozent erlauben. Der Einsatz von Biodiesel oder Fettsäuremethylester – kurz FAME – bringt eine Reduktion von 60 Prozent, Bio-LNG/LBG schafft es auf 70 Prozent und Biogas ist zusammen mit HVO mit 80 respektive 83 Prozent aktuell am wirksamsten bei der CO2-Reduktion. «Biogas ist dabei eine exzellente Lösung», hält die Scania-Vizepräsidentin fest. «Zum einen bringt es eine CO2-Reduktion und zum anderen ist es auch eine gute Lösung für den urbanen Raum, weil die Lastwagen klar laufruhiger sind. Und natürlich bietet Biogas auch für Regionen, wo eine Elektrifizierung länger dauern wird, eine gute Alternative.»
Die DHL Group baut in ihrem Unternehmensbereich Post & Paket Deutschland eine eigene Tankstelleninfrastruktur für Biogas an ausgewählten DHL-Paketzentren auf. Quelle: DHL Group
Das Potenzial von Biogas als nachhaltige Lösung für die Logistik hat beispielsweise auch die DHL Group erkannt. Sie baut in ihrem Unternehmensbereich Post & Paket Deutschland sogar – trotz Mautanpassung per 2024 – an ausgewählten DHL-Paketzentren eine eigene Tankstelleninfrastruktur für Biogas auf. Den klimaneutralen Treibstoff liefert OG Clean Fuels. Der deutsche Marktführer bei CNG-Tankstellen baut und betreibt diese Stationen für DHL auch. Den Anfang machte Ende September das Paketzentrum in Greven (Nordrhein-Westfalen), insgesamt werden bis nächstes Jahr elf CNG-Tankstellen an ausgewählten Paketzentren aufgebaut. An diesen werden die zurzeit 170 gasbetriebenen LKW – bis Ende 2023 werden es 360 sein – betankt. Die CNG-Tankstellen nutzen natürlich auch Frachtpartner von DHL mit deren eigenen CNG-LKW.
«Wir setzen auch im LKW-Bereich auf nachhaltige Fahrzeuge. Für unsere bald 360 LKW mit CNG-Antrieb benötigen wir auch die entsprechende Tankstelleninfrastruktur», erläutert Marc Hitschfeld, Betriebschef der Sparte Post & Paket Deutschland. Er ergänzt: «Da die öffentlichen Tankstellen oftmals nicht auf unsere Bedürfnisse ausgelegt sind, bauen wir unser eigenes Netz auf. Wir freuen uns sehr, dass wir mit OG Clean Fuels dabei einen ausgewiesenen Experten für alternative Treibstoffe an unserer Seite haben.» Die Zusammenarbeit freut auch OG Clean Fuels, Deutschland-Chef Johan Bloemsma erklärt: «Mit unseren aktuell rund 125 CNG-Tankstellen in ganz Deutschland fokussieren wir uns besonders auf die Transport- und Logistik-Branche. Das hierbei erworbene Know-how kommt nun auch DHL zugute.»
Dank des Einsatzes von Biogas oder auch Bio-LNG kann DHL als einer der grössten Logistikanbieter weltweit seine CO2-Emssionen beim Transport massiv senken. Quelle: DHL Group/Andreas Heddergott
Die von der DHL Group eingesetzten CNG-LKW haben jeweils eine Tankkapazität zwischen 120 und 180 kg Biogas, mit denen sie auf eine Reichweite von rund 500 bis 700 Kilometern kommen. Das Projekt fügt sich zudem nahtlos in die Nachhaltigkeitsstrategie der DHL Group ein, die bis 2050 alle logistikbezogenen Emissionen auf Null stellen will. (jas, 31. Oktober 2023)