Portal für klimafreundlichere Mobilität
Biogasanlage im bayerischen Reimlingen (D), bei der bald nicht nur Biogas fürs produziert, sondern auch CO2 gewonnen wird. Quelle: Landwärme
Die Dekarbonisierung im Strassen- und Güterverkehr ist enorm wichtig. Dazu leisten auch Personenwagen und Lastwagen mit CNG- oder LNG-Antrieb und Biogas im Tank einen wichtigen Beitrag. Um die Netto-Null-Ziele der Politik zu erreichen, werden aber auch die Forderungen nach Projekten, die es ermöglichen, CO2 der Atmosphäre sogar zu entziehen und zu lagern oder das CO2 weiter zu verwenden – sogenannte CCS (Carbon Capture and Storage) oder CCU (Carbon Capture and Usage) – immer lauter.
Das Team von Landwärme macht’s möglich: Die Biogasanlage im bayerischen Reimlingen (D) zieht im Rahmen der Biomethanerzeugung aktiv CO2 aus der Atmosphäre. Quelle: Landwärme
«Die Uhr tickt. Wir müssen, so schnell es geht, nicht nur die Emissionen senken, sondern auch das CO2, das zu viel in der Luft ist, aus der Atmosphäre bekommen», erklärt Zoltan Elek, Landwärme-Geschäftsführer. «In der Atmosphäre liegt der CO2-Gehalt bei rund 0,04 Prozent. Daraus zum Beispiel mittels Direct-Air-Capture-Methoden CO2 herauszufiltern, ist sehr aufwändig. Deutlich effektiver und einfacher ist das bei der Abscheidung von CO2 während der Aufbereitung von Biogas zu Biomethan.»
Quelle: Zukunft Gas
Sein deutsches Biomethanhandels- und Dienstleistungsunternehmen Landwärme GmbH und die Reverion GmbH, ein Spin-off der Technischen Universität München, nutzen dazu ein denkbar einfaches Grundprinzip. Denn bei der Aufbereitung, also der Reinigung von Biogas zu Biomethan, ist die Abscheidung von CO2 ohnehin Teil des Produktionsprozesses. Dieser Teil des Verfahrens wird übrigens in der Schweiz bei der Ara Region Bern AG schon erfolgreich angewendet. Hier wird das abgeschiedene und bereits sehr reine CO2 von der Firma Neustark genutzt und für die Carbonatisierung von Betongranulat eingesetzt.
Bei der Biogasanlage im deutschen Reimlingen, bei der eine jährliche Abscheidung von rund 10’000 Tonnen CO2 geplant ist, wird die Gasaufbereitung noch mit der Stromerzeugung kombiniert. Kern des Prozesses ist eine Kombination von Hochtemperatur-Festoxid-Brennstoffzellen mit einer katalytischen Methanisierung. Ein Teil des Biogases wird mittels Brennstoffzelle höchst effizient zu Strom umgewandelt, dabei anfallendes CO2 rückgeführt und während der bestehenden Gasaufbereitung abgeschieden – ein Novum.
Landwärme und Reverion haben mit ihrem gemeinsamen CCS-Projekt den Innovationspreis der deutschen Gaswirtschaft in der Kategorie «Nachhaltige Erzeugung» gewonnen. Quelle: Zukunft Gas / Claudius Pflug
Das clevere System kann zudem einen Stromüberschuss im Netz nutzen und durch Elektrolyse Wasserstoff erzeugen. «Mit unserer Technologie erreichen wir erstmals CO2-negative Stromerzeugung», erläutert Stephan Herrmann, Gründer und Geschäftsführer von Reverion. «Wir können in Zeiten von hoher Solar- und Windstromerzeugung langfristig speicherbare Gase produzieren und dadurch die Importabhängigkeit aus Drittländern reduzieren.» Das abgeschiedene CO2 wird übrigens – wie in Bern – in einem nächsten Schritt verflüssigt. So kann es zum Beispiel in tief liegende Steinschichten eingelagert werden oder alternativ auch in technischen Anwendungen wie Feuerlöschern oder in der Lebensmittelindustrie als Kohlensäure Verwendung finden. (pd/jas, 25. Oktober 2022)
Quelle: Landwärme
Bereits zum 22. Mal wurde in Deutschland von den drei Branchenverbänden BDEW, DVGW und Zukunft Gas der Innovationspreis der Gaswirtschaft vergeben. Weitere Preisträger waren:
Wasserstoffdorf Bitterfeld und Mitteldeutsche Netzgesellschaft Gas GmbH: Mit ihrer Testinfrastruktur im Wasserstoffdorf Bitterfeld schafft Mitnetz Gas zusammen mit ihren Partnern vielfältige, wichtige und praxisbezogene Erfahrungswerte bei Transport, Verteilung und Anwendung von 100 Prozent Wasserstoff.
PSIcontrol, Greengas und PSI Software AG: Künftig wird es verschiedene Gase mit unterschiedlicher Beschaffenheit in der bestehenden Gasinfrastruktur geben. Mit der «Netzsimulation Grüne Gase» hat PSI eine Vorschau-Lösung auf den klimaneutralen und flexiblen Betrieb von Gasnetzen geschaffen.
H2-Micro-Mix-Brenner, Kawasaki Gas Turbine Europe GmbH, B&B-AGEMA GmbH, Institut für Dampf- und Gasturbinen an der RWTH Aachen und FH Aachen: Kawasaki Gas Turbine Europe und wissenschaftliche Partner haben mit Wasserstoff und bis zu 50 Prozent Methan betriebsfähige Gasturbinenbrenner realisiert, was einen wichtigen Beitrag zur CO2-freien Stromversorgung sowie zur Flexibilisierung der künftigen Energieversorgung darstellt.