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Aufholbedarf und Lichtblicke für CNG-Autos

Vertreter aus Politik, Verwaltung und Importeuren haben am Symposium über die aktuelle Situation der alternativen Antriebe diskutiert. Sie vermuten vor allem emotionale Gründe, die die Konsumenten vom Kauf von CNG-Fahrzeugen abhalten. Doch sie sehen auch Chancen.

Symposium für nachhaltige Mobilität 2019: (v.l.n.r.) Diskussion mit Christoph Schreyer (Leiter Mobilität BFE), Moderatorin Daniela Lager, Thierry Burkart (FDP-Nationalrat AG) und Andreas Burgener (Direktor Auto-Schweiz).

Das Podiumsgespräch begann mit einer Hiobsbotschaft: Im vergangenen Jahr haben sowohl der Verbrauch als auch die durchschnittlichen CO2-Emissionen der neu zugelassenen Personenwagen zugenommen. Das ist genau das Gegenteil davon, was die Schweiz eigentlich erreichen will. Christoph Schreyer, Leiter Mobilität beim Bundesamt für Energie (BFE), kennt die Gründe: «Wir fahren immer schwerere Fahrzeuge. Die Schweiz ist im europäischen Vergleich stark übergewichtig», sagte er. Ausserdem werden sehr viele Fahrzeuge mit Vierrad-Antrieb verkauft und das neue Messverfahren WLTP sorgt für realistischere Zahlen – bisher war die Schweiz also zumindest auf dem Papier zu gut unterwegs.

Andreas Burgener, Direktor von Auto-Schweiz, bestätigte, dass der Fahrzeugpark in der Schweiz eine andere Zusammensetzung hat als derjenige der EU. «Wir haben aber auch eine andere Topografie», gab er zu bedenken. «Und ein Vierrad-Antrieb hat teilweise durchaus seine Vorteile.» Ausserdem werde der Diesel in der Schweiz nicht subventioniert – im Gegensatz zu anderen Ländern. «Darum haben wir weniger Dieselfahrzeuge.» Die Dieseldiskussion der vergangenen Monate trug ihren Teil schliesslich auch noch bei. Burgener: «Die Dieselfahrer wechselten auf Benziner und nicht auf Fahrzeuge mit alternativen Antrieben.»

Innerhalb dieser alternativen Antriebe fristet CNG momentan noch ein Mauerblümchendasein. Für FDP-Nationalrat und TCS-Vizepräsident Thierry Burkart ist ein Grund dafür, dass neben dem Faktor Energie auch die Emotionen eine wichtige Rolle spielen. «Und hier sind die Elektrofahrzeuge weiter als andere alternative Antriebe.» Bei einem CNG-Fahrzeug profitiere der Kunde von einem CO2– und einem Preisvorteil. «Nicht aber emotional.» Dem schloss sich neben Andreas Burgener auch Markus Friedl von der Hochschule für Technik Rapperswil (HSR) an: «Es ist nur eine emotionale Geschichte. Vielleicht hat ein Elon Musk für CNG gefehlt?»

Burkart sieht bei CNG ausserdem Aufholbedarf bezüglich Tankstellennetz, während die Ladeinfrastruktur für die Elektromobilität bereits gut ausgebaut ist. Christoph Schreyer wehrte sich derweil gegen den Vorwurf von Moderatorin Daniela Lager, dass CNG von Seiten Bund benachteiligt werde: «Das ist eine Missinterpretation.» Das Gegenteil sei der Fall: CNG würde schon lange unterstützt, beispielsweise mit Steuerermässigungen und Steuerbefreiungen von Biogas. «Ich sehe vielmehr die schmale Palette an CNG-Modellen als grösstes Problem», sagte er und spielte damit den Ball Andreas Burgener zu, der die kleine Modell-Auswahl ebenfalls bemängelte.

Burgener sieht vor allem im Bereich CNG-Nutzfahrzeug Lichtblicke. «Wir konnten inzwischen einige auf den Markt bringen.» Er hofft nun, dass die Personenwagen davon profitieren können, wenn wegen der Nutzfahrzeuge mehr CNG-Tankstellen gebaut werden. «Das Netz ist heute zwar nicht schlecht, aber wenn Private einen Umweg fahren müssen, um tanken zu können, dann ist das ein Hindernis.»

Einig waren sich sowohl Burgener, Schreyer als auch Burkart darin, dass es keinen Königsweg gibt: Man müsse stets berücksichtigen, welcher Antrieb sich für welchen Einsatzzweck am besten eigne. (abi, 5. Juli 2019)

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