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3,4 Kilotonnen Bio-LNG/LBG für die Insel

Der Bedarf nach erneuerbarem Treibstoff im Schwerverkehr wächst europaweit. Darum wird nun auch in Grossbritannien eine erste Bio-LNG/LBG-Anlage gebaut. Das Projekt von RenEco und Nordsol soll ab dem ersten Quartal 2024 jährlich 3,4 Kilotonnen Bio-LNG/LBG liefern.

Einer der rund  40’000 Fahrzeuge mit LNG-Antrieb in Europa fährt bei der Shell-Tankstelle in Azuqueca de Henares in Spanien vor. Quelle: Shell

Fast 700 LNG-Tankstellen gibt es gemäss dem europäischen Branchenverband NGVA Europe bereits in Europa, und die Zahl nimmt stetig weiter zu. Der Energieriese Shell beispielsweise hat gerade in Frankreich direkt an der Autobahn A40 in Haute-Savoie, auf halbem Weg zwischen Genf und dem Mont-Blanc-Tunnel, und in Österreich bei St. Marienkirchen nahe der deutschen Grenze LNG-Tankstellen eröffnet. Das hilft massiv bei der Dekarbonisierung des Schwerverkehrs, denn selbst wenn ein LKW statt mit Diesel nur schon mit fossilem LNG unterwegs ist, macht dies eine CO2-Reduktion von 15 bis 20 Prozent möglich.

Der deutsche Detailhändler Edeka war 2021 Teil eines Pilotversuchs von Shell Deutschland für LKW mit LNG-Antrieb und Bio-LNG/LBG im Tank. Quelle: Iveco/Christian Schwier/Jonathan Fafengut

Fahren die Lastwagen stattdessen mit dem tiefkalten und daher verflüssigten LNG aus nachhaltigen Quellen, transportieren sie ihre Waren sogar nahezu CO2-neutral. Technisch gesehen sind zudem am LKW für den Einsatz von LBG/Bio-LNG keine Umrüstungen oder spezielle Anpassungen erforderlich. Und es gelten auch die gleichen Wartungsintervalle, wie dies auch schon ein Pilotversuch des deutschen Detailhändler Edeka zeigte. Rund 40’000 Fahrzeuge mit LNG-Antrieb sind aktuell bereits in Europa unterwegs. Und LKW-Hersteller Iveco und Energieriese Shell startet sogar extra eine Bio-LNG-Tour «On the Road to Net-Zero Emissions»: Eine zehntägige Fernverkehrsreise durch Europa mit einer Iveco S-Way LNG Sattelzugmaschine, um diese Alltagstauglichkeit des Treibstoffs zu demonstrieren.

Bereits seit 2009 investiert der Energieanbieter Rolande in die LNG- und nun auch die Bio-LNG/LBG-Infrastruktur, um den Schwerverkehr zu dekarbonisieren. Quelle: Rolande

«Bio-LNG/LBG ist ein völlig fossilfreies und kreislauffähiges Produkt. Es spart im Vergleich zu Diesel bis zu 100 Prozent CO2-Emissionen», bestätigt auch Jolon van der Schuit, Vorstandsvorsitzender des Energieanbieters Rolande. «Indem wir das Fahren mit Bio-LNG/LBG in grösserem Umfang ermöglichen, leisten unsere Kunden und wir einen wichtigen Beitrag zum Ziel der Europäischen Kommission, bis 2030 einen klimaneutralen Betrieb im Verkehrssektor zu erreichen.» Umso wichtiger wird es, dass das wachsende LNG-Tankstellenetz, das im Rahmen des BioLNG4EU-Projekts übrigens auch von der Europäischen Union unterstützt und vorangetrieben wird, zu genügend Bio-LNG/LBG kommt und nicht auf fossiles LNG setzen muss.

Die Technologie von Nordsol überzeugt nicht nur Energieriesen wie Shell, sondern zunehmend auch Privatpersonen etwa der ROM Utrecht Region, die in Verflüssigungsanlagen investieren. Quelle: Jos Hummelen, ROM Utrecht Region

Seit kurzem produziert die bisher grösste Anlage zur Verflüssigung von Biogas weltweit im Süden Stockholms für Biokraft den nachhaltigen Treibstoff. Die Anlage liefert erneuerbare Energie für 220 GWh pro Jahr und hat eine Produktionskapazität von 50 Tonnen Bio-LNG/LBG pro Tag. Nun haben das britische Unternehmen RenEco und das niederländische Technologieunternehmen Nordsol bekanntgegeben, dass sie im ersten Quartal 2024 eine erste Bio-LNG/LBG-Produktionsanlage in Grossbritannien in Betrieb nehmen.

Skizze der ersten Verflüssigungsanlage für Bio-LNG/LBG in Grossbritannien. Quelle: Nordol

Die in der Nähe von Rushden zwei Stunden nördlich von London gelegene Anlage verarbeitet derzeit organischer Reststoffe zu Biogas und Strom. Nun will RenEco die Technologie von Nordsol nutzen, um Biogas in verflüssigtes Bio-LNG/LBG umzuwandeln. Die neue Verflüssigungsanlage soll jährlich 3,4 Kilotonnen Bio-LNG produzieren und damit mehr als 13 Millionen Kilometer fossilfreien Schwertransport ermöglichen. «Bio-LNG/LBG ist die beste Lösung für die Dekarbonisierung des Langstrecken-Transportsektors, für den es ansonsten sehr schwierig ist, die Emissionen zu reduzieren», so Léon van Bossum, CEO von Nordsol. «Mit dieser ersten Produktionsanlage in Grossbritannien zeigen wir, dass die Verflüssigung von Biogas vor Ort nicht nur nachhaltig, sondern auch erschwinglich und skalierbar ist.»

kreislauf

Die Anlage ist ein wesentlicher Bestandteil einer sich rasch entwickelnden Kreislaufwirtschaft. Die Initiative von RenEco umfasst das Sammeln organischer Abfälle aus der Lebensmittelversorgung, deren Umwandlung in Biogas und organischen Dünger durch anaerobe Vergärung sowie die Umwandlung von Biogas in die erneuerbaren Produkte Bio-LNG/LBG und biogenes CO2. Während das biogene CO2 in verschiedenen Industrien fossiles CO2 ersetzt, wird die Flotte von RenEco zusammen mit den Flotten der Kundinnen und Kunden bald mit nachhaltigem Bio-LNG/LBG betrieben, wodurch weitere Stoffkreisläufe geschlossen und Emissionen verhindert werden.

Auch das britische Familienunternehmen Nicholls Transport liefert unter anderem für den multinationalen Gipsplattenhersteller Knauf Waren mit Bio-LNG aus. Quelle: Knauf

«Nach umfangreichen Marktuntersuchungen, wie wir sowohl unsere eigene LKW-Flotte als auch die Flotten unserer Einzelhandelskunden dekarbonisieren können, wurde Nordsol als langfristiger Partner für die Bereitstellung von nachhaltigem Treibstoff durch Verflüssigungstechnologie ausgewählt», erläuterte William Wykes, Direktor RenEco. «Phase eins der Bioverflüssigungsanlage wird genug Bio-LNG/LBG produzieren, um 100 Lastwagen zu betanken, die 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche im Einsatz sind.» (jas, 28. September 2023)

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